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0044 - Wir kämpften nach drei Seiten

0044 - Wir kämpften nach drei Seiten

Titel: 0044 - Wir kämpften nach drei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Wohnung. Greco wartete, bis sich die Tür hinter dem letzten geschlossen hatte. Dann wählte er LW 5 71 11 und sagte seinen Namen.
    Fünf Minuten später klingelte es.
    »Was ist los?«, fragte die heisere Stimme des Chefs.
    »Wir wurden wieder hochgenommen, Chef«, sagte Greco und fühlte sein Herz so heftig klopfen, dass er glaubte, der andere könnte es hören.
    »Einzelheiten!«
    Greco hatte sich eine Geschichte zurechtgelegt und er log sie seinem Boss jetzt vor.
    »Wir werden uns heute Nacht treffen«, sagte der Chef kalt, als Julian fertig war.
    Greco sammelte allen Mut.
    »Tut mir leid, Chef«, antwortete er so ruhig wie möglich. »Aber ich komme zu keinem Treffpunkt. Sie haben mich beim letzten Mal sehr ungerecht behandelt, und ich habe keine Lust, mich noch ungerechter behandeln zu lassen, so ungerecht, dass der Schaden nicht mehr gutzumachen ist.«
    »Wenn du nichts verbrochen hast, so hast du auch nichts zu fürchten.«
    »Ich hatte auch beim vorigen Mal nicht gegen Ihre Interessen gehandelt, und trotzdem hatte ich wochenlang ein gezeichnetes Gesicht.«
    Der Mann am anderen Ende der Leitung explodierte.
    »Du willst rebellieren, du Floh! Ich werde dich zerquetschen. Ich werde…« Schlagartig wurde seine Stimme wieder ruhig.
    »Du spielst also gegen mich, Jul?«, fragte er.
    »John Steen spielt gegen Sie, Chef, aber Sie scheinen das nicht glauben zu wollen. Sie behaupten, dass ich gegen Ihre Interessen verstoße. Halten Sie sich doch an John Steen, zum Henker.«
    »Vielleicht bist du selbst John Steen, Jul«, sagte der Chef nachdenklich.
    Greco war für einen Augenblick vor Verblüffung stumm. Dann antwortete er knapp: »Unsinn, Chef, ich bin es nicht.«
    »Es ist auch nebensächlich«, antwortete der andere fast gleichgültig. »Du hast vierundzwanzig Stunden Zeit, dir zu überlegen, ob du meinen Anordnungen nachkommen willst. Bist du bis dahin nicht zur Vernunft gekommen, werden wir uns mit dir befassen, einerlei, ob du mit Mr. Steen identisch bist oder nicht«
    Es knackte. Der Chef hatte aufgelegt.
    Greco ließ langsam den Hörer auf die Gabel gleiten. Er stand ein paar Augenblicke versunken vor dem Telefon, dann ging er langsam im Zimmer auf und ab.
    Er merkte jetzt erst, dass er gehofft hatte, der Chef würde ihm auch zum zweiten Mal die Steen-Geschichte abnehmen. Dann hätte er wochen-, vielleicht monatelang ein Doppelspiel spielen können, und je nachdem, wie der Kampf zwischen dem Chef und Steen ausgegangen wäre, hätte er sich vielleicht noch auf die richtige Seite schlagen können. Jetzt war er gezwungen, Farbe zu bekennen, und er ahnte, dass nach vierundzwanzig Stunden Jo und Sam den Auftrag bekommen würden, sich in noch härterer Form seiner anzunehmen, als es in dem Waldhaus geschehen war.
    Er setzte sich an den Tisch und schrieb - mit der linken Hand - wenige Zeilen auf ein Blatt. Dann zog er Handschuhe an, wischte das Blatt gründlich ab, schrieb einen Umschlag, frankierte ihn und ging, relativ gut gelaunt, zur Untergrundbahnstation, um den Brief in einer entfernten Ecke New Yorks in den Briefkasten zu werfen.
    ***
    Ich fand am Morgen einen Brief bei der Dienstpost, dessen ungelenk geschriebene Adresse mir sofort auf fiel. Die Anschrift lautete:
    An FBI, Rauschgiftabteilung, New York.
    Ich öffnete den Schrieb vorsichtig, obwohl ich aus Erfahrung wusste, dass derartige Schreiben nie brauchbare Fingerabdrücke lieferten außer denen harmloser Postbeamten, die den Umschlag beim Sortieren oder Austragen anfassten.
    Der Inhalt war ein einfacher, weißer Bogen. Der Text, ebenfalls in der ungelenken Handschrift verfasst, lautete:
    LW 5 71 11 ist die Nummer des Chefs einer Rauschgiftorganisation. Der Chef eines zweiten Ringes nennt sich John Steen. Beschäftigt euch mit ihnen.
    Natürlich keine Unterschrift. Ich rief Borgess, den Chef unserer Handschriftenabteilung an und bat ihn, zu mir zu kommen.
    Er warf einen kurzen Blick auf das Schreiben, ohne es anzufassen, und sagte sofort: »Linkshändig von einem Rechtshänder geschrieben. Man sieht es an der unsicheren Stellung der Buchstaben, an den Ausrutschern bei den Schleifen, und so weiter. Eine der einfachsten und besten Methoden, um eine Identifizierung nach der Schrift praktisch unmöglich zu machen, es sei denn du hättest linkshändig geschriebene Briefe von dem Mann vorliegen.«
    »Habe ich natürlich nicht. Vielen Dank, Borgess. Sei so nett und nimm den Wisch mit zur Fingerabdruckprüfung, obwohl man wahrscheinlich nichts finden

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