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0045 - Die Werwölfe von Wien

0045 - Die Werwölfe von Wien

Titel: 0045 - Die Werwölfe von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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immer noch auf der Suche nach Ihren Eltern?« fragte Karin Stegmann schließlich.
    Benno nickte mit zusammengezogenen Brauen. Seine Züge wurden hart.
    »Immer noch keine Spur?« fragte das Mädchen.
    »Leider nein. Aber so schnell gebe ich nicht auf. Ich weiß, daß ich sie finden werde. Es gibt einen Spruch, vom dem ich sehr viel halte: Beharrlichkeit überwindet alles. Ich kenne niemanden, der beharrlicher ist als ich.« Benno nahm einen Schluck vom Kaffee. Nachdem er die Tasse wieder an ihren Platz gestellt hatte, fragte er: »Haben Sie schon mal den Namen Baron von Klipstein gehört, Karin?«
    Das Mädchen nickte. »Ab und zu steht über ihn etwas in den Klatschspalten. Kennen Sie ihn persönlich?«
    »Ich war gestern in seinem Haus. Er besitzt eine fantastische Waffensammlung, über die ich gelesen hatte. Ich bat ihn, sie mir zu zeigen. Das hat er getan.«
    »Da hatten Sie aber Glück. Soviel ich weiß, zeigt er die Sammlung nicht jedem.«
    Benno lächelte. »Ich mußte eine Weile – bildlich gesprochen – vor ihm auf den Knien herumrutschen, um ihn weich zukriegen.«
    »Lag Ihnen denn soviel daran, die Waffen zu sehen?«
    »O ja. Sehr viel.«
    »Lieben Sie Waffen?«
    »Eigentlich nicht. Nein, ich verabscheue sie. Aber in Baron von Klipsteins Besitz befindet sich ein silbernes Schwert… Ehrlich gesagt, nur dieses Schwertes wegen habe ich ihn gebeten, die Sammlung sehen zu dürfen.«
    »Ist dieses Schwert denn so etwas Besonderes?«
    »Es ist aus reinem Silber gefertigt«, sagte Benno. In seinen Augen war ein seltsamer Glanz. »Ich habe den Baron gebeten, es mir zu leihen. Es wäre für mich sehr wichtig, dieses Schwert für kurze Zeit zu besitzen, wissen Sie? Aber von Klipstein hat mich abblitzen lassen. Er hat mir die Tür gewiesen.«
    »Können Sie ihm das verdenken?«
    »Natürlich nicht. Aber ich brauche das Schwert. Ich muß es unbedingt haben.«
    Karin Stegmann blickte Benno verwundert an. »Was soll das heißen, Benno? Sie brauchen das Silberschwert, Sie müssen es unbedingt haben… Kein Mensch braucht heute noch ein Schwert.«
    »Ich schon.«
    »Aber wozu denn, um alles in der Welt?«
    Benno Messmers Augen wurden schmal. Mit belegter Stimme sagte er: »Ich möchte damit meine Eltern töten.«
    ***
    Wir hatten noch in der Nacht die Polizei verständigt, hatten aber nicht auf ihr Eintreffen gewartet, weil wir den Leuten ohnedies nicht helfen konnten, und waren gleich nach dem Telefonat zum Hilton zurückgefahren.
    Für diese Nacht hatte der Werwolf seinen Mordtrieb befriedigt. Da nicht zu erwarten war, daß er in derselben Nacht noch einmal zuschlug, tankten wir im Schlaf neue Kräfte.
    Tags darauf berichteten die Zeitungen mit großen Lettern von dem Mord, den Suko und ich nicht hatten verhindern können. Mir lag dieser Misserfolg wie ein Stein im Magen, obgleich mich daran keine Schuld traf.
    Suko wies auf Butter, Käse und Marmelade. »Warum isst du nicht, John?«
    »Ich habe keinen Appetit.«
    »Ich auch nicht. Aber mit hungrigem Magen kann ich nicht arbeiten.«
    »Mäste dich nur. Schließlich heißt es: Ein leerer Sack steht nicht.«
    Suko winkte ab. »Dein Spott trifft mich nicht.« Er graste den Frühstückstisch gründlich ab und fragte anschließend: »Und was machen wir nun?«
    »Wenn du dich noch erheben kannst, könnten wir uns den Prater mal bei Tag ansehen«, gab ich zurück.
    Suko stand temperamentvoll auf, um mir zu zeigen, wie wendig er trotz seiner Körperfülle war.
    Wir verließen das Hotel und setzten uns in den gemieteten Audi 100. Wenig später überquerten wir auf der Franzensbrücke den Donaukanal. Danach war es nicht mehr weit bis zum Riesenrad.
    Der Parkplatz, auf dem ich den stratosilbernen Audi ausrollen ließ, war fast leer. Suko und ich trabten an einem Kino vorbei, in dessen Schaukästen viele nackte Mädchen zu sehen waren.
    Wir suchten noch einmal den Ort auf, wo uns das rothaarige Mädchen begegnet war, und die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Nacht waren in mir sofort wieder quälend präsent.
    Unweit der Geisterbahn, in der Sabine ihr Leben lassen mußte, entdeckten wir eine Spielhalle. Der Mann, dem sie gehörte, hieß Golo Diess. Wir hatten das von einem kleinen Schild über dem Eingang abgelesen.
    Diess sah aus wie ein aggressiver Gorilla. Er schien furchtbar schlecht gelaunt zu sein. Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, war er sich an diesem Tag selbst zuwider.
    An den Flipperautomaten standen junge Kerle, die nichts vom Arbeiten hielten.
    Es

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