0047 - Der Alptraum-Garten
linken Seite heransausenden Schatten zu spät.
Etwas traf mit ungeheurer Wucht meinen Nacken, und im nächsten Moment erlöschten sämtliche Lichter.
Blackout!
Schwer fiel ich auf die Planken. Ich hörte nicht mehr, wie der Alte sagte: »Jetzt wollen wir mal sehen, wer hier wem die Fragen stellt, du Schnüffler…«
***
»O Gott, er ist tatsächlich aus Stein.« Maurice Marac flüsterte die Worte und schüttelte verständnislos den Kopf. »Als wir ihn bargen, war er noch völlig normal.«
Bill Conolly erhob sich aus seiner hockenden Stellung. Er steckte sein Feuerzeug weg und wandte sich an Suko. »Wir werden ihn ans Tageslicht schaffen.«
Der Chinese nickte, räumte aber zuvor die Tonnen noch zur Seite, damit sie mehr Platz hatten. Er und Bill hoben den Toten hoch. Suko faßte ihn an den Schultern, Bill an den Beinen.
Und beide Männer ächzten plötzlich wie Greise. »Himmel, ist der schwer«, keuchte Bill. Auf seiner Stirn traten vor Anstrengung die Adern dick hervor.
Selbst Suko stöhnte. Der Chinese hatte Kräfte wie ein Bär, aber erst als Marac und Tom Jeffers ebenfalls mit anpackten, ging es besser. Sie trugen ihn auf die Tür zu und legten ihn dort zu Boden.
Marac hatte Bedenken. »Ich weiß nicht, ob es gut ist, mit dem Ungeheuer nach draußen zu gehen. Die Leute könnten uns sehen. Im Dorf würde sich so etwas sofort herumsprechen.«
Bill schaute Suko an. »Was meinst du?«
Der Chinese gab dem Franzosen recht. »Wir sollten ihn erst einmal hier lassen.«
»Gut.« Bill nickte. »Und was sagst du, Tom?«
Jeffers hörte nicht. Er starrte auf den steinernen Toten. Seine Lippen bewegten sich wie im Selbstgespräch, und über seine Wangen lief es feucht.
»Wir waren Freunde«, sagte er, als er sich abwandte und hart schluckte. »Gemeinsam haben wir zahlreiche Abenteuer überstanden, und da ging es wirklich oft hoch her. Und jetzt…«
»Wir werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen«, sagte Bill. »Das macht mir Pierre auch nicht mehr lebendig.«
»Da hast du recht.«
»Nehmen wir wieder den gleichen Weg zurück?« fragte Maurice Marac.
»Ich glaube, es ist besser.« Bill stimmte zu. »Außerdem müßte John Sinclair unbedingt erfahren, was wir hier gefunden haben. Er wird staunen.«
Draußen fragte Maurice Marac: »Brauchen Sie mich noch?«
Bill antwortete: »Nein, Sie können nach Hause gehen. Aber halten Sie sich zur Verfügung.«
»Und die Sache heute Abend? Dann werden ja auch die anderen entdecken, was mit dem Toten los ist.«
»Bis dahin geben wir Ihnen noch Bescheid«, erwiderte Bill Conolly optimistisch.
Marac nickte. »Ich verlasse mich auf Sie.«
Die Männer trennten sich. Bill Conolly, Suko und Tom Jeffers gingen zum Gasthaus zurück. Der Wirt stand auf dem Parkplatz neben seinem Lieferwagen und lud Kisten auf.
Bill sprach den Mann an. »Ist Monsieur Sinclair auf seinem Zimmer?«
»Nein, ich habe ihn nicht gesehen.«
»Ist er vielleicht in den Ort gegangen?«
»Tut mir leid, ich habe nichts bemerkt.«
Sukos Ruf ließ Bill Conolly herumfahren. Der Chinese deutete auf das Wasser. »Da, das Schiff!«
Bill staunte. »Das ist ja schon bald an der Insel.«
»Genau«, sagte Suko. »Und John?«
Der Reporter hob die Schultern.
Plötzlich machte Suko kehrt und lief mit raschen Schritten in das Haus hinein. Schnell überwand er die Treppe zum ersten Stockwerk hoch. Hastig zog er die Zimmertür auf.
Suko fand nur meinen Einsatzkoffer, aber keine Nachricht.
Auf einmal begann der Chinese sich Sorgen zu machen…
***
Als ich endlich aufwachte, ging es mir verdammt mies. Der Schlag hatte zum Glück nur meinen Nacken getroffen, aber das Schmerzgefühl zog sich hinunter bis in den letzten Wirbel.
Und gefesselt war ich auch.
An Händen und Füßen. Der Kerl hatte mich regelrecht zu einem Rollschinken verpackt und mich kurzerhand auf die Planken gelegt. Bei jedem Schlingern des Kahns wurde ich hin- und hergeworfen, rollte von Backbord nach Steuerbord und dann wieder zurück.
Wie ein Simpel war ich in die Falle gelaufen. Ich, der große Geisterjäger, der gegen zahlreiche Dämonen gekämpft und gewonnen hatte. Gefesselt lag ich auf dem Deck des Kahns und konnte mich kaum noch rühren.
Verdammtes Schicksal.
Ich lag mit den Füßen zum Bug. Das Steuer befand sich am Heck des Schiffes, so daß ich den Alten nicht sehen konnte. Ich wußte auch nicht, wie lange wir unterwegs waren und ob wir bald an der Insel anlegten. Mir war die Sicht durch die hohen Bordwände versperrt.
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