0048 - Die Dämonen aus dem Eis
umbringen. Er kann nicht mehr.«
Zamorra aber kämpfte verbissen weiter. Es war, als hätte man einen Motor angestellt, der jetzt erst richtig warmgelaufen war.
Erstaunt sah Nicole, daß sich die Eisenkassette geöffnet hatte. Sie bückte sich und hob sie hoch. Als sie die Papiere, die herausquollen, wieder hineinlegen wollte, entdeckte sie, daß es sich um Eignungszertifikate aus Brasilien handelte. Ihre Neugier war erwacht. Sie nahm eines der Dokumente heraus und las, daß ein gewisser Willem Dycksen in Brasilien ein Gebiet von der Größe New Yorks für 6000 Cruzeiros käuflich erworben hatte.
Das war eine verschwindend kleine Summe für ein so großes Gebiet. Willem Dycksen war einer der verschwundenen Mineralogen.
Und er als Mineraloge würde sicher gewußt haben, wofür er sein Geld bezahlte.
Ihr fiel ein, daß Harriet Davis in der Unterkunft fieberhaft nach etwas gesucht hatte. Jetzt wurde Nicole klar, wonach.
Zufällig fiel der Blick des halbbewußtlosen Frank Davis, der sich nur schwer auf den Beinen halten konnte, auf Nicole und die Kassette.
»Nein, sie gehört mir…« schrie er gellend.
Zamorra fuhr zu Nicole herum. Davis fiel ihn, seine Unaufmerksamkeit ausnutzend, an, doch es genügte eine heftige Armbewegung Zamorras, um ihn abzuschütteln.
Frank Davis wich zurück. »Ihr seid Diebe, Räuber, Verbrecher«, ächzte er. »Ihr nehmt mir mein Eigentum weg. Ihr habt Harriet umgebracht… und jetzt habt ihr noch Gangster hergeholt. Fremde Macht, pah … daß ich nicht lache! Vielleicht ist es die Mafia. Oder ein Nachfolger von Al Capone …«
Nicole sah den Wahnsinn aus Davis’ Augen leuchten.
Sie blickte zu Zamorra hinüber und erkannte in seinem Gesicht eine unbeugsame Härte und Gnadenlosigkeit.
»Fort mit Ihnen, Davis«, forderte Zamorra ihn mit eisiger Stimme auf. »Verlassen Sie die Station.«
»Du kannst ihn doch nicht in diese Kälte hinausjagen!« protestierte Nicole. Sie machte einen Schritt auf Davis zu. »Wollen Sie sich nicht hinlegen, Mr. Davis? Sie sind erschöpft und müde.«
»Und Harriet?« schrie er. »Geben Sie mir meine Kassette wieder.«
Er stampfte mit dem Fuß auf. »Sie gehört mir.«
»Sie gehörte Willem Dycksen!« entfuhr es Nicole. »So wie ich das beurteile, muß sie der Familie von Dycksen ausgehändigt werden.«
Da heulte Frank Davis auf wie ein Wolf, wankte herum und taumelte den Gang entlang.
Sprachlos sah Nicole ihm nach.
Sie folgte ihm mit den Augen, aber als er nur in seinem Overall ohne Pelzbekleidung hinausgehen wollte, setzte sie sich in Bewegung.
»Ziehen Sie sich etwas Warmes an!« schrie sie ihm nach.
Frank Davis aber stürzte wie taub ins Freie.
Er ließ die Tür offen stehen. Nicole wurde von der Kälte, die ihr entgegendrang, förmlich zurückgestoßen. Sie sah, wie sich Davis die steile Treppe nach oben hinaufzog.
Da legte sich eine Hand um ihre Schulter. Nicole blickte hoch.
»Laß ihn«, sagte Zamorra.
»Aber er erfriert!« Nicole schlugen die Zähne aufeinander. Zamorra schloß die Tür. »Er ist längst verloren. Du hast ihn das letzte Mal lebend gesehen.«
Nicole weinte auf. »Zamorra, was ist mit dir passiert? Was haben sie mit dir gemacht? Vorher hättest du nie einen Menschen so dem Unglück ausgeliefert wie Davis.«
Zamorras Gesichtsmuskeln zuckten.
»Geh schlafen«, sagte er rauh. »Und ich…«
»Ja?«
»Ich höre die Funkgespräche ab«, erklärte er. »Ich will die Reaktion auf meinen Rundspruch erfahren. Wenn sich aus jeder Station nur fünf Männer auf die Alexander-Halbinsel konzentrieren, sind die Stationen empfindlich geschwächt. Und dann kann der zweite Schlag erfolgen.«
Nicoles Augen weiteten sich. »Sie haben dich umprogrammiert, Zamorra.«
»Du sollst schlafen gehen.«
»Sie haben dein Amulett… und deshalb unterliegst du einem fremden, zerstörerischen Willen!«
Er schob sie auf ihre Tür zu, drängte sie hinein und schloß schnell die Tür von außen.
Schwer atmend stand Nicole in ihrem Zimmer. Sie schien die einzige in der ganzen Antarktis zu sein, die dieses grauenvolle Spiel durchschaute.
Frank Davis ging ihr nicht aus dem Sinn.
Noch würde er zu retten sein. Vorsichtig pirschte sie sich an die Tür und lauschte.
Zamorra saß im Funkraum. Sie hörte laute Stimmen aus dem Funkgerät.
Vorsichtig öffnete Nicole die Tür. Auf Zehenspitzen schlich sie den Gang entlang, schlüpfte in ihren Fellmantel und griff nach dem Winterpelz, den Zamorra vorhin ausgezogen hatte.
Der Sturm heulte über die
Weitere Kostenlose Bücher