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0048 - Die Dämonen aus dem Eis

0048 - Die Dämonen aus dem Eis

Titel: 0048 - Die Dämonen aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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bitte ein Telegramm nach Hawaii aufgeben?« fragte sie. »Es ist sehr dringend.«
    »Diktieren Sie«, antwortete eine unpersönliche Stimme.
    »An Bill Fleming«, sagte Nicole atemlos. »Kailua, Hawaii. Hotel Intercontinental. Und der Text lautet: Hilfe, Bill! Komm rasch her. Prüfe aber zunächst nach, ob vor Palmer schon einmal jemand die Antarktis betreten hat. Welche Schiffe galten damals als vermißt? Gruß. Nicole Duval.«
    Schnell schaltete sie das Funkgerät aus, noch ehe der Funker auf der Gegenseite den Text wiederholen konnte.
    Sie sprang auf und ging zur Tür.
    Die Schritte kamen näher, aber sie sah niemand auf dem Gang. Ihr Atem blieb stehen. Sie wich zurück. Sie vernahm den Atem verschiedener Menschen. Es roch plötzlich faulig im Gang.
    »Zamorra…« schrie Nicole.
    Es war unheimlich. Viele Personen umgaben sie, aber sie konnte keine sehen. Stühle wurden gerückt, der Boden erbebte unter den Schritten der Unsichtbaren… Nicole stand jetzt in der Tür zum Funkraum und preßte sich fest gegen den Türrahmen.
    Warum kam Zamorra nicht, um ihr zu helfen? Hatte er sie aufgegeben?
    »Zamorra…« stammelte Nicole.
    Da sah sie zwei Gestalten am Ende des Ganges auftauchen. Nicole atmete auf. Einer der beiden war Zamorra.
    Stumm sah sie ihrem Chef entgegen. Als ihr Blick aber auf die zweite Gestalt fiel, packte sie Übelkeit. Sie mußte schnell zur Seite blicken, um nicht vor Entsetzen aufzuschreien.
    Noch nie hatte sie eine so teuflische Fratze gesehen.
    »Du bist also aufgewacht«, stellte Zamorra fest. »Hör zu, Nicole. Es gibt viel, was du noch nicht weißt. Die verschiedenen Nationen der Erde sind nicht rechtmäßig hier auf dem Südpol. Die Antarktis ist das Territorium der ersten Entdecker. Sie dulden niemand außer sich hier. Deshalb müssen alle fort.«
    Jetzt ist er völlig verrückt geworden, durchfuhr es Nicole. Ihr Herz zog sich krampfhaft zusammen. Die Dämonen hatten ganze Arbeit geleistet bei der Gehirnwäsche an ihrem Chef.
    »Ich habe den ersten Entdeckern der Antarktis meine Hilfe versprochen«, fuhr Zamorra im Plauderton fort. »Da sie tot sind, können sie die Antarktis nicht mehr besetzen, aber sie wünschen, daß sie eine ewig unentdeckte, weiße Eiswüste bleibt wie vor 1807.«
    »Ja, Zamorra«, lautete Nicoles heisere Erwiderung. »Es ist alles hochinteressant, was du mir da berichtest. Was haben sie dir für deine Hilfe versprochen?«
    Er sah sie merkwürdig an, als würde er sich darüber wundern, daß sie eine solche Frage stellte. »Das Leben, Nicole.«
    »Das ewige Leben?« spottete Nicole.
    »Einige Stunden meines Lebens«, verbesserte Zamorra ernsthaft.
    »Ich will nicht unbescheiden sein. War ich je unbescheiden, Nicole?«
    »Nein!« Nicole rollten die Tränen über die Wangen. Mußten sie wirklich so enden? Sie hatte noch so viele Pläne für die Zukunft gehabt!
    Nie wieder würden sie gemeinsam in das alte Schloß an der Loire fahren und sich von dem alten Diener Raffael das Frühstück servieren lassen!
    Ihr blühte dasselbe Schicksal wie Zamorra. Vielleicht einige Stunden früher, vielleicht auch etwas später. Hatte nicht vorhin einer der Dämonen gesagt, es wäre noch zu früh, sie auszuschalten?
    Und an diese Hoffnung klammerte sich Nicole.
    Wenn Zamorra bis dahin sein Amulett wiederhätte…!
    »Zamorra, wo ist dein kleiner Anhänger, den du immer um den Hals trägst?«, stieß sie hervor. Und sie vermied bewußt das Wort »Amulett«.
    Sie bemerkte voller Trauer, wie sich sein Gesicht maskenhaft verschloß. »Fort, Nicole. Ich habe ihn verloren!«
    Zamorra machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wir suchen eine gegnerische Geistergruppe, die die Leute von der UNITE bedroht hat. Auch dafür habe ich den Besitzern des Südpols meine Hilfe zugesagt.«
    Nicole nickte. Sie mußte mitspielen, um Zeit zu gewinnen.
    »Warum schaltest du nicht das Funkgerät auf Empfang? Wenn etwas Merkwürdiges in der Antarktis geschieht, schlägt es sich doch in Funksprüchen nieder.«
    »Du hast recht. Geh und kontrolliere das. Hör’ jede Funkmeldung im Äther ab.« Er wandte sich zu dem Dämon um. »Das ist eine gute Idee von ihr.«
    Der Dämon machte eine wegwerfende Handbewegung. »Frauen bedeuteten zu unserer Zeit nicht viel. Sie hatten das Haus zu bestellen, Kinder zu erziehen und sich nicht in Männergespräche einzumischen.«
    »Heute ist es anders, Kapitän.«
    »Wenn wir sie vorläufig noch am Leben lassen, dann bloß als Hilfsperson und als Handlanger für dich,

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