0048 - Rotes Auge Beteigeuze
konnten die Topsider nun das Fahrzeug festhalten und den Start verhindern, aber es war ihnen unmöglich, das Schiff zu vernichten oder in es einzudringen. Die acht Mann Besatzung waren völlig sicher vor jedem Zugriff der Echsen.
Freiwillig übergab McClears seine Waffe nicht, als er von den beiden Topsidern dazu aufgefordert wurde. Sie wurde ihm mit Gewalt abgenommen und er versäumte nicht, dem einen kräftig mit der Faust auf den flachen Krokodilschädel zu schlagen, was ihm sicherlich mehr Schmerz zufügte als dem Reptil. Aber darum ging es ja auch gar nicht.
Die Behandlung war entsprechend. Während man Deringhouse immerhin als einen möglichen Verbündeten betrachtete, erklärte man McClears und Tiff sofort zu Gefangenen. Aber McClears ließ sich nicht einschüchtern. Während man ihn und den jungen Leutnant in das Fahrzeug drängte und auf einer schmalen und schlechten Straße der nahen Küste entgegenrumpelte, stieß er massive Drohungen gegen die Topsider aus und versprach ihnen blutige Rache. Sein Benehmen war angesichts der wenig rosigen Lage ziemlich unreal, und so kam es, daß die schwerfällig erseheinenden Echsen auch nicht auf seine Reden achteten. McClears gab es schließlich auf und hoffte, recht bald mit einem etwas intelligenteren Exemplar der unerfreulichen Rasse zusammenzutreffen. Ein Wunsch, der sich bald erfüllte, aber wenig persönliche Vorteile brachte.
Die Straße endete an der Küste. Unter hohen Bäumen und von dem dichten Blätterdach getarnt, stand ein flachgestrecktes Gebäude aus schimmerndem Metall. Die Topsider schienen kein anderes Baumaterial zu kennen. Man brachte die beiden Gefangenen in einen Raum, in den man sie einschloß und vorerst ihrem Schicksal überließ. Flüchtig überzeugte sich McClears davon, daß sie hier ohne fremde Hilfe nicht herauskamen, dann hockte er sich in eine Ecke auf den Boden und begann zu meditieren.
Tifflor hingegen entsann sich seines Mikro-Körpersenders. Das nur solargroße „Ding” - anders konnte man es nicht ausdrücken, da kein menschlicher Wissenschaftler sein wirkliches Wesen kannte - war ihm operativ ins rechte Nierenbecken eingepflanzt worden. Jeder Telepath, dessen Parasektor auf die künstlichen Superschwingungen von Tifflors Körpersender „abgestimmt” war, vermochte den „Telepathischen Peilsender” Julian Tifflor über zwei Lichtjahre Entfernung hinweg genau zu orten und seinen Standort zu bestimmen.
Damit bestand natürlich auch die Möglichkeit, sich auf Tifflors Gedankenimpulse zu konzentrieren, solange die Distanz nicht zu groß dafür war. Tiff konnte also relativ sicher sein, daß alles, was er intensiv dachte, den Telepathen John Marshall erreichen würde. Zusätzlich verfügte er noch über einen winzigen Kehlkopfsender. Nur empfangen konnte Tiff nichts...
*
Al-Khor war ziemlich erregt, als er die Zelle der beiden Gefangenen betrat. In seinen runden Augen schimmerte tödlicher Haß. Nur ein letzter Funke von Überlegung hinderte ihn daran, die beiden vermeintlichen Springer nicht sofort hinrichten zu lassen. „Wiederholen Sie noch einmal, was Sie meinen Unterführern sagten”, forderte er McClears barsch auf und stellte sich so in die Tür, daß die beiden ihn begleitenden Wachen freies Schußfeld behielten. „Ich verspreche Ihnen, daß ich Sie nicht bestrafen werde, wenn Sie die Wahrheit sprechen. Aber ich muß wissen, was geschieht.”
Der Major zuckte die Achseln. „Geben Sie nichts auf Ihre Unterführer. Sie müssen mich mißverstanden haben. Was meinen Sie überhaupt?”
„Sie wissen genau, was ich meine, Springer! Wissen Sie übrigens, daß Sie nicht die beiden einzigen Gefangenen sind, die wir machen konnten? Wir haben einen Schweren Kreuzer erobert. Ein Major Deringhouse befindet sich in unserer Gewalt.”
In gut gespieltem Entsetzen zuckte McClears programmgemäß zusammen und wurde sogar ein wenig blaß, wie Tiff anerkennend feststellte. Er sprang auf die Füße und kam einige Schritte auf den Topsider zu. Drohend hoben sich die Waffen der Wächter. Al-Khor blieb furchtlos stehen und wich keinen Zentimeter.
„Wenn Ihre Aussagen sich decken, ist Ihr Leben gerettet!” McClears warf Tiff einen kurzen Blick zu. Der Leutnant nickte. Er konnte sich darauf verlassen, daß Marshall seine Peilimpulse empfangen hatte. „Fragen Sie”, forderte er Al-Khor auf. „Was ist mit Ihrer Drohung, es würden welche kommen, die euch rächen würden? Auch sagten Sie meinen Leuten gegenüber etwas von
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