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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Wachhunde nicht. Sie fühlten bereits die Ankunft einer Macht, gegen die sie nichts ausrichten konnten. Winselnd verkrochen sie sich in ihrer Hütte.
    Angela drang nicht in das Haus ein. Sie blieb auf halber Strecke stehen und hob das Buch mit ausgestreckten Armen hoch über ihren Kopf.
    Die junge Frau schloß die Augen. Ihre Gedanken vereinigten sich mit den bösen Mächten des Folianten.
    Fernes Donnern erscholl. Die Sonne verfinsterte sich, daß es dunkel wie in der Nacht wurde. Nur das Haus blieb in einen geisterhaften Schimmer gehüllt.
    Auch der Foliant wurde von einer Aura hellen Lichts eingehüllt. Das Strahlen verstärkte sich.
    Aus dem Buch brach ein armdicker Blitz hervor. In einem wilden Zickzackkurs jagte er auf das Haus zu und schlug in der Höhe des ersten Stocks ein.
    Grelle Schreie gellten aus dem Gebäude. Im nächsten Moment schlugen aus allen Fenstern Flammen. Brüllend raste das Feuer durch das Haus.
    Die Eingangstür flog auf. Ein Dutzend Personen flüchteten schreiend ins Freie. Sie liefen um ihr Leben, blickten nicht links und nicht rechts und entdeckten daher auch nicht die junge Frau, die den Folianten langsam sinken ließ.
    Die Bewohner des unheimlichen Gebäudes zerstreuten sich nach allen Seiten. Erst als sie im Nebel verschwunden waren, barg Angela Alessi den Folianten unter ihrer Jacke.
    Sie ging an den beiden bewußtlosen Männern und dem unscheinbaren Koffer achtlos vorbei und nahm ihre ruhelose Wanderung durch London wieder auf.
    Hinter ihr färbte sich der Nebel blutrot. Die Flammen schlugen bereits aus dem zerstörten Dach des einsamen Hauses.
    ***
    Ich befestigte die aufgebrochene Tür des Bentleys notdürftig mit Draht. Mein Herz blutete. Was für Menschen mußten das sein, die so roh mit einem so herrlichen Wagen umgingen!
    Jane Collins stand zerknirscht daneben. Offensichtlich machte sie sich noch immer Vorwürfe, obwohl ich ihr versichert hatte, daß sie keine Schuld traf. Und das war auch meine ehrliche Überzeugung.
    »So, wir können«, sagte ich und grinste ihr aufmunternd zu, als ich fertig war.
    »Ach, John«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Es tut mir ja so leid! Dein schöner Wagen!«
    »Darling, noch viel schlimmer ist die Sache mit dem Koffer.« Ich stieg achselzuckend ein. »Mein einziger Trost ist, daß Uneingeweihte nicht viel damit anfangen können.«
    Wir fuhren schweigend nach Enfield hinaus. Keiner von uns hatte Lust zu einer Unterhaltung. Jane hatte trotz allem ein schlechtes Gewissen, das sah ich ihr an. Und ich suchte verzweifelt nach einem gemeinsamen Nenner für alle diese Vorkommnisse. Es machte mich fast verrückt, daß ich nicht dahinterkam.
    »Es muß doch eine Zufahrtsstraße zu diesem Haus geben«, sagte ich, als wir dicht an unserem Ziel waren. »Oder glaubst du, daß es isoliert mitten in den Wiesen liegt?«
    Jane schrak zusammen, als wäre sie mit ihren Gedanken weit weg gewesen.
    »Ich weiß es nicht, John«, antwortete sie. »Ehrlich gesagt, ich habe gar nicht darauf geachtet.«
    »Dann versuchen wir es von der Seite der Müllkippe aus«, entschied ich. »Diesen Weg kennen wir wenigstens.«
    Ich zog den Bentley auf den schmalen Feldweg und hielt neben dem Platz mit dem wild gekippten Unrat an. Ich verzichtete darauf, den Wagen abzuschließen. Wegen der defekten Tür konnte ihn jeder öffnen. Und mein wertvollster Besitz, mein Spezialkoffer, war ohnedies schon verschwunden.
    Kaum waren wir ausgestiegen, als Jane prüfend die Luft durch die Nase zog.
    »Hier riecht es verbrannt«, sagte sie erstaunt und blickte sich um. »Ob jemand seinen Müll verbrennt?«
    Ich konnte nichts erkennen. Kopfschüttelnd ging ich weiter. Der Brandgeruch wurde stärker. Durch den Nebel hielt er sich noch hartnäckiger als sonst.
    »John!« Jane Collins packte meinen Arm und deutete durch die milchigen Schwaden. »Ich kann das Haus nicht sehen!«
    »Ich auch nicht«, antwortete ich erstaunt. »Wir müssen weitergehen, Jane.«
    »Aber nein!« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Du verstehst mich nicht! Beim ersten Mal habe ich von hier aus schon die Umrisse erkannt! Aber jetzt…«
    Ich achtete nicht weiter auf meine Begleiterin. Mitten auf dem Weg lag ein großer dunkler Gegenstand. Im ersten Moment konnte ich ihn nicht genau erkennen, doch als ich näher heranging, versetzte es mir einen Schlag.
    »Mein Koffer!« rief ich und stürzte mich auf meinen kostbarsten Besitz. Es war tatsächlich mein Koffer. Er lag unberührt vor mir.
    Nein, doch nicht so unberührt. Ich

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