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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Cathcart ihm gesagt hatte, paßte scharf auf, um irgendein Anzeichen von Unstimmigkeit zwischen Mann und Frau zu entdecken; da er vor allem ein Geschäftsmann war, war er vielleicht um so eifriger darauf aus, eine Bestätigung für Frau Cathcarts Andeutungen zu finden, daß Gilberts Verhältnisse nicht ganz in Ordnung seien.
    Leslie Frankfort, der auch zu der Gesellschaft gehörte, war von seinem Geschäftsteilhaber ausgefragt worden, ohne daß der ältere Mann ihm irgendeine Mitteilung entlocken konnte, die die Zweifel in Warrells Brust zu zerstreuen vermochte.
    Leslie Frankfort, dieser lebenslustige junge Mann, war sich darüber ebenso im unklaren wie sein Kompagnon. Es beruhigte ihn aber etwas, zu merken, daß auf jeden Fall dem Haushalt seines Freundes kein unmittelbarer Bankrott drohte.
    Die Unterhaltung bewegte sich in oberflächlichen Bahnen, wie immer bei solchen Gesellschaftsdiners; die Gesprächsstoffe waren die gleichen, die an tausend andern Tafeln in England von Damen und Herren behandelt wurden. Ganz von selbst kam das Gespräch auch auf die Reihe von aufsehenerregenden Einbrüchen, die in jüngster Zeit in London verübt worden waren. Daß die Unterhaltung auf dieses Gebiet übergreifen würde, war vielleicht um so selbstverständlicher, weil Frau Cathcart das Gespräch sehr kühn darauf brachte, indem sie auf den Einbruch bei der Firma Warrells Bezug nahm.
    »Nein, tatsächlich«, sagte Herr Warrell kopfschüttelnd, »leider muß ich sagen, daß wir noch keine Spur haben. Die Polizei hat die Sache in die Hand genommen, aber ich fürchte, wir werden den Mann oder die Männer, die das Verbrechen begangen haben, niemals erwischen.«
    »Ich vermute, es wäre Ihnen nicht besonders damit gedient, wenn man sie erwischen würde«, sagte Gilben gelassen.
    »Ich weiß nicht«, wandte der andre ein. »Möglicherweise könnten wir doch die Juwelen zurückbekommen.«
    Gilbert Standerton lachte auf, unterbrach sich aber plötzlich.
    »Juwelen?« fragte er.
    »Erinnern Sie sich nicht, Gilbert?« mischte sich Leslie ein. »Ich sagte Ihnen, wir hätten einen Halsschmuck im Tresor gehabt, das Eigentum einer Kundin, einer jener spekulierenden Damen, die uns mit ihren Geschäften beehren.«
    Ein warnender Blick seines Kompagnons ließ ihn stocken. Die spekulierende Dame selbst wurde ziemlich rot und warf dem indiskreten jungen Mann einen bösen Blick zu.
    »Der Halsschmuck gehörte mir«, sagte sie scharf.
    »Oh!« meinte Leslie und fand, daß die Unterhaltung für ihn kein weiteres Interesse bot. Gilbert lächelte nicht über die Verlegenheit seines Freundes.
    »Ein Halsschmuck?« wiederholte er; »Ihrer?«
    »Ja, meiner«, bestätigte Frau Cathcart. »Ich hinterlegte ihn zur Sicherheit bei Warrells. Eine feine Sicherheit, wie sich gezeigt hat«, fügte sie hinzu.
    Warrell brachte alle möglichen Entschuldigungen vor. Die Sache war ihm aus verschiedenen Gründen peinlich. Er war wirklich sehr ärgerlich über den indiskreten jungen Mann, der seine Vorzugsstellung in der Firma mehr dem Aktienanteil seines verstorbenen Vaters verdankte als irgendeiner Betätigung seines Verstandes oder seiner Tüchtigkeit.
    »Was war es denn für eine Art von Halsschmuck?« fuhr Gilbert fort. »Ich habe keine Beschreibungen gelesen.«
    »Es wurde keine Beschreibung veröffentlicht«, sagte Herr Warrell, seiner Kundin zu Hilfe kommend, die, wie er aus untrüglichen Zeichen merkte, nahe daran war, ihre Selbstbeherrschung zu verlieren.
    »Wir wünschten, daß die Sache unter uns bliebe, damit sie nicht in die Zeitungen käme.«
    Edith lenkte das Gespräch taktvoll in andre Bahnen, und in wenigen Minuten war man eifrig bei der Besprechung einer Frage, die niemals verfehlt, großes Interesse zu erwecken - das hohe Problem der Kirche.
    Trotz des Wortgefechtes nahm das Diner einen angenehmen Verlauf, und man begab sich danach in das kleine Empfangszimmer im oberen Stock.
    »Ich fürchte, ich muß euch jetzt verlassen«, sagte Gilbert.
    Es war beinah zehn Uhr, und er hatte seine Frau schon vorher verständigt, daß er später eine Verabredung habe.
    »Ich glaube, Gilbert ist unter die Journalisten gegangen«, meinte Leslie. »Ich sah Sie neulich abends in der Fleet Street, nicht wahr?«
    »Nein«, entgegnete Gilbert kurz.
    »Dann muß es Ihr Doppelgänger gewesen sein.«
    Edith war nicht mit der übrigen Gesellschaft hinaufgegangen; kurz vor dem Diner hatte Gilbert sie etwas zögernd gebeten, ihm ein Paket belegter Brötchen

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