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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zurechtzumachen.
    »Es kann sein, daß ich den größeren Teil der Nacht fort bin«, erklärte er. »Ein Mann will mit mir im Auto nach Brighton fahren, wo wir mit jemandem zusammentreffen.«
    »Wirst du die ganze Nacht über fort sein?« fragte sie etwas beunruhigt.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich werde gegen vier Uhr zurück sein.«
    Obwohl sie bei sich dachte, dies sei eine ungewöhnliche Zeit, mit Leuten zusammenzutreffen, machte sie weiter keine Bemerkung darüber.
    Als die kleine Gesellschaft hinaufgegangen war, fielen ihr die belegten Brötchen ein, und sie ging in die Küche, um nachzusehen, ob die Köchin sie fertig gemacht hätte.
    Sie wickelte sie ihm ein und packte sie in eine kleine flache Butterbrotbüchse; dann ging sie zurück in die Diele.
    Sein Mantel hing an einem Kleiderständer. Als sie die Büchse in die Tasche steckte, störte sie eine Zeitung; sie nahm sie heraus und fühlte etwas anderes, Lockeres und Gleitendes.
    Sie lächelte über seine Nachlässigkeit und steckte ihre Hand hinein, um den Gegenstand zu entfernen.
    Dabei nahm ihr Gesicht einen gespannten Ausdruck an.
    Was war das…?
    Ihre Finger schlossen sich um das Ding auf dem Grund der Tasche und zogen es heraus …
    In ihrer Handfläche, von dem elektrischen Licht klar beleuchtet, glänzte ihr Diamantenhalsband!
    Einen Augenblick schien die kleine Diele um sie herum zu schwanken, aber sie raffte sich zusammen.
    Ihr Halsschmuck!
    Es war kein Zweifel daran - sie wandte ihn hin und her mit zitternden Fingern.
    Wie war er in seinen Besitz gelangt? Woher kam er?
    Ein Gedanke blitzte ihr durch den Kopf, aber er war zu furchtbar, um ihn zu Ende zu denken.
    Gilbert ein Einbrecher! Es war unsinnig. Vergeblich versuchte sie zu lächeln. Fast jeden Abend war er aus dem Haus gewesen. Sogar jede Nacht in der Woche, in der dieser Einbruch verübt worden war.
    Sie hörte Schritte auf der Treppe und steckte das Halsband in den Ausschnitt ihres Kleides.
    Es war Gilbert. Er bemerkte ihren Gesichtsausdruck nicht; dann sagte sie: »Gilbert!« Etwas in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen.
    Er wandte sich zu ihr und musterte sie. »Was ist los?«
    »Würdest du einen Augenblick mit mir ins Speisezimmer kommen«, bat sie. Ihre Stimme klang ihr ganz entfernt; sie hatte das Gefühl, als spräche nicht sie selbst, sondern eine dritte Person.
    Er öffnete die Tür zum Speisezimmer und ging hinein. Die Tafel war noch mit den Überresten des eben beendeten Essens bedeckt. Der Schein der Deckenlampe fiel auf ein hübsches Durcheinander von Blumen, Silber und Glas.
    Er schloß die Tür hinter sich.
    »Was gibt es?« fragte er.
    »Dies«, entgegnete sie ruhig und zog das Halsband aus ihrem Kleid.
    Er schaute es an. Kein Muskel seines Gesichtes zuckte.
    »Das?« sagte er. »Nun, was ist das?«
    »Mein Halsschmuck!«
    »Dein Halsschmuck?« wiederholte er tonlos. »Ist dies das Halsband, das deine Mutter verloren hat?«
    Sie nickte nur, weil sie nicht die Kraft zum Sprechen hatte.
    »Das ist ja äußerst merkwürdig!«
    Er streckte seine Hand aus, nahm es und prüfte den Diamant anhänger.
    »Und das ist dein Halsband?« sagte er. »Nun, das ist ein sonderbares Zusammentreffen.«
    »Wie bist du dazu gekommen?« fragte sie.
    Er gab keinerlei Antwort, sondern schaute sie nur mit einem starren Blick an, aus dem sie weder Nachsinnen noch ein gutes Zeichen lesen konnte.
    »Wo ich es herbekommen habe?« wiederholte er ruhig. »Wer hat dir gesagt, daß ich es bekommen habe?« »Ich habe es in deiner Tasche gefunden«, erwiderte sie atemlos. »Oh, Gilbert, es hat keinen Zweck zu leugnen, daß es nicht dort war oder daß du nicht darum wußtest. Woher hast du es bekommen?«
    Wieder eine Pause, dann kam die Antwort:
    »Ich habe es gefunden.«
    Es klang lahm und nicht überzeugend.
    Sie wiederholte die Frage.
    »Ich bin nicht in der Lage, es dir zu sagen«, entgegnete er gelassen. »Du glaubst vermutlich, ich habe es gestohlen? Du stellst dir wahrscheinlich vor, ich sei ein Einbrecher?«
    Trotz seines Lächelns zeigte sein Mund einen harten Ausdruck.
    »Ich kann das aus deinen Augen lesen«, fuhr er fort. »Du erklärst dir meine Abwesenheit von zu Hause, mein Ausscheiden aus dem Auswärtigen Amt damit, daß ich einen einträglicheren Beruf ergriffen habe.«
    Er lachte laut auf.
    »Nun, das habe ich auch«, sagte er. »Allerdings ist es nicht gerade das Gewerbe eines Einbrechers. Ich gebe dir die Versicherung«, fuhr er mit spöttischem Ernst fort, »daß ich nie in meinem

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