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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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entschlossener denn je, das Rätsel zu lösen, und nachdem ihre Gäste fort waren, machte sie sich ans Brief schreiben. Kaum hatte sie sich spät in dieser Nacht zur Ruhe begeben, als sie einen Schritt auf der Treppe hörte; sie lauschte.
    Im Vorbeigehen klopfte er und sagte: »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, erwiderte sie.
    Sie hörte, wie sich seine Tür leise schloß und wartete noch eine halbe Stunde, bis sie aus dem Knacken des Lichtschalters entnahm, daß er zu Bett gegangen war und das Licht löschte.
    Dann stahl sie sich lautlos aus dem Bett, warf einen Morgenrock über und ging leise die Treppe hinab. Vielleicht hing sein Mantel in der Diele.
    Es war eine phantastische Idee von ihr, er würde ihr am Ende weitere Anhaltspunkte liefern, die ihr bei ihrem Forschen nach der Wahrheit auf die Spur helfen könnten; aber die Taschen waren leer.
    Sie fühlte etwas Feuchtes an dem Ärmel und schloß daraus, daß es regnete. Dann ging sie auf ihr Zimmer zurück, schloß geräuschlos die Tür und trat ans Fenster, um auf die Straße hinauszuschauen. Es war ein klarer Morgen, und die Straßen waren trocken. Sie sah ihre Hände an. Sie waren mit Blut befleckt!
    Sie lief wieder die Treppe hinab und drehte das Licht in der Diele an.
    Ja, da an seinem Ärmel war es; auch auf dem Treppenläufer waren kleine Blutstropfen. Sie konnte die Spur die ganze Treppe hinauf verfolgen; sie ging entschlossen an sein Zimmer und klopfte.
    Er gab sofort Antwort. »Wer ist da?«
    »Ich bin es, ich möchte dich sprechen.«
    »Ich bin ziemlich müde«, erwiderte er.
    »Bitte, laß mich herein, ich muß dich sprechen.« Sie versuchte die Tür aufzuklinken, aber sie war verriegelt. Dann hörte sie das Bett krachen, als er sich bewegte. Einen Augenblick später wurde der Riegel zurückgeschoben. Er war fast ganz angekleidet.
    »Was ist mit deinem Arm passiert?« fragte sie sofort. Er war sorgfältig verbunden.
    »Ich habe mich etwas verletzt. Es hat nicht viel zu bedeuten.«
    »Wie bist du zu dieser Verletzung gekommen?« fragte sie ungeduldig.
    Sie war fast am Rande ihrer Kräfte. Hätte er ihr nur gesagt, es sei bei einem Autozusammenstoß oder einem der Straßenunfälle geschehen, denen Stadtbewohner ausgesetzt sind! Aber er gab überhaupt keine Erklärung.
    Sie bat ihn, die Wunde zu zeigen. Er wollte es nicht, aber sie bestand darauf. Schließlich wickelte er den Verband ab und zeigte eine übel klaffende Wunde am Unterarm. Sie war zu schartig und nicht glatt genug, um von einem Messer oder zerbrochenen Glas herzurühren.
    Sie entdeckte noch eine zweite Wunde von der Größe einer Briefmarke dicht am Ellbogen.
    »Das sieht aus wie eine Schußwunde!« rief sie entsetzt und deutete darauf.
    Er sagte nichts dazu.
    Sie holte aus dem Badezimmer warmes Wasser, wusch den Arm, brachte aus ihrem Zimmer eine kühlende Salbe und verband ihn, so gut sie konnte.
    Sie kam nicht mehr auf die Art und Weise zurück, wie er sich die Verletzung zugezogen hatte. Es war jetzt nicht die Zeit und der Ort, um darüber zu reden.
    »An dir ist eine ausgezeichnete Krankenschwester verlorengegangen«, sagte er, als sie fertig war.
    »Ich fürchte, an dir ist ein ausgezeichneter Mann verlorengegangen«, antwortete sie mit leiser Stimme, »und ich bin fast geneigt zu glauben, daß ich daran schuld bin.«
    »Bitte schlag dir diese Gedanken aus dem Kopf«, erwiderte er fast barsch. »Ein Mann ist das, was er aus sich macht. Du kennst das Sprichwort: ›Wenn zwei zusammen Böses tun, muß jeder einzelne dafür büßen‹; und selbst wenn du auf mein Leben einen schlechten Einfluß gehabt hättest, so bin doch ich letzten Endes dafür verantwortlich.«
    »Davon bin ich nicht ganz überzeugt«, meinte sie.
    Sie hatte ihm eine leichte Schlinge gemacht, in die er seinen Arm legen konnte.
    »Du hast mich geheiratet, weil du mich liebtest; du hast mir alles geschenkt, was eine natürlich empfindende Frau als wertvoll und heilig schätzen würde, und hast erwartet, daß ich es dir vergelte. Ich habe dir nichts dafür gegeben. Ich habe dich gleich am Anfang gedemütigt, indem ich dir sagte, warum ich dich geheiratet habe. Du hast die zweifelhafte Genugtuung, daß ich deinen Namen trage. Du hegst vielleicht halb den Argwohn, mit einer Frau zusammenzuleben, die deine Handlungen und Absichten unaufhörlich kritisch betrachtet. Trage ich nun keine Verantwortung?«
    Ein langes Schweigen trat ein, dann fuhr sie fort: »Was du auch immer von mir verlangen wirst, ich werde es tun.«
    »Ich

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