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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Zimmerherr. Es war ein beleibter Mann mit einem dichten, schwarzen kurzgeschnittenen Bart; der Umstand, daß er etwas einsilbig war und wenig Worte machte, war für einen Zimmerherrn eher ein Vorzug.
    Wallis verabschiedete sich von dem Alten und seiner Enkelin und wanderte in Begleitung des Mannes, für den der etwas belanglose Name Smith angegeben worden war, bis zum Ende der Straße.
    Er hatte ihm etwas zu sagen, und zwar etwas Wichtiges.
    »Ich habe diese Wohnung für dich besorgt, Smithy«, erklärte er, als sie langsam zur Hoxton High Street schritten, »weil sie ruhig und recht sicher ist. Es sind achtbare Leute, und niemand wird dich stören.«
    »Man wird mich nicht so leicht behelligen, nicht wahr? sagte der mit Smithy angeredete Mann.
    »Zur Zeit noch nicht«, entgegnete der andre, »aber ich weiß nicht genau, wie die Dinge sich entwickeln werden. Ich bin sehr in Sorgen.«
    »Worüber machst du dir Sorgen?«
    George Wallis lachte ein wenig ratlos.
    »Warum stellst du so dumme Fragen?« erwiderte er mit gutmütigem Ärger. »Bist du dir nicht klar, was geschehen ist? Irgend jemand kennt unser Spiel.«
    »Nun, warum geben wir es dann nicht auf?«
    »Wie können wir es aufgeben? Wir haben zwar im Lauf von zwölf Monaten einen Vorrat an beweglichem Eigentum angehäuft, dessen Wert uns allen erlaubt, uns zur Ruhe zu setzen; aber keiner von uns ist in diesem Moment geneigt, sich aus dem Staub zu machen - es würde weitere zwölf Monate dauern, bis wir die Beute an den Mann gebracht hätten«, sagte er nachdenklich.
    »Ich weiß ja gar nicht genau, wo sie ist«, antwortete Smith mit einem leisen Lächeln.
    »Das weiß niemand außer mir«, entgegnete Wallis mit einem leichten Stirnrunzeln. »Das ist das, was mir am meisten Sorgen macht. Ich trage die ganze Verantwortung. Smithy, wir werden tatsächlich überwacht.« »Auf wen hast du Verdacht?« fragte Smith. Wallis gab nicht gleich Antwort.
    »Ich habe keinen Verdacht, sondern ich weiß«, erklärte er dann. »Vor einigen Monaten, als Calli und ich in Hatton Garden eine Sache drehten, wurden wir durch das Erscheinen eines geheimnisvollen Gentleman unterbrochen, - der zuschaute, wie ich den Geldschrank öffnete, und der sofort danach verschwand. Damals schien er nicht gerade feindselig gegen uns gesinnt oder ein bestimmtes Ziel im Auge zu haben. Jetzt aber, aus irgendeinem Grunde, den er selbst am besten wissen wird, arbeitet er gegen uns. Das ist der Mann, den wir ausfindig machen müssen.«
    »Aber wie?«
    »Man setze eine Annonce in die Zeitung«, sagte der andete spöttisch: »Wird der Herr, der Herrn Wallis auf der Fährte ist, die Güte haben, seine Persönlichkeit zu enthüllen? «
    »Sprich jetzt ernsthaft«, bat Smithy.
    »Wir müssen herausbringen, wer er ist. Es muß eine Möglichkeit geben, ihn in eine Falle zu locken; aber das einzige, was wir jetzt tun können, und ich muß es schon zu meiner eigenen Sicherheit tun, ist, euch alle zusammenzutrommeln und die Beute zu teilen. Es wird gut sein, wenn wir uns verabreden.«
    Smith nickte. »Wann?«
    »Heute abend«, sagte Wallis, »treffen wir uns im …« Er nannte ein Restaurant in der Nähe der Regent Street.
    Es war merkwürdigerweise ausgerechnet das Restaurant, in dem Gilbert Standerton regelmäßig allein speiste.

10
    Frau Cathcart war sehr überrascht, eine Einladung zum Abendessen zu erhalten. Sie hatte an diesem Morgen ihrer Tochter einen Scheck über dreihundert Pfund geschickt, den sie von ihrem Makler erhalten hatte; aber da ihre Briefe sich kreuzten, konnten die beiden Ereignisse nicht im Zusammenhang stehen.
    Sie entschloß sich nicht sofort, die Einladung anzunehmen. Sie war sich noch nicht im klaren, ob sie bei den bisherigen Beziehungen zu ihrem Schwiegersohn verharren sollte.
    Jedenfalls aber war sie - was sonst auch immer ihre Fehler sein mochten - eine gute Strategin, und mit einer Ablehnung der Einladung war nichts gewonnen, während aus ihrer Annahme gewisse Vorteile erwachsen konnten.
    Sie war erstaunt, Herrn Warrell dort zu treffen, erstaunt und ein bißchen verlegen; aber nun, da ihre Tochter alles wußte, war eigentlich kein Grund mehr vorhanden, warum sie sich unbehaglich fühlen sollte.
    Wie es ihre Art war, nahm sie Warrell von dem Moment an, wo sie ihn in St. Johns Wood begrüßte, in Beschlag.
    Es war ein behagliches Diner. Gilbert war ein vollendeter Gastgeber; es schien etwas von dem alten fröhlichen Geist wieder in ihm aufzuleben. Warrell, eingedenk dessen, was Frau

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