005 - Gekauftes Glück
seine Absichten noch in die Tat umsetzen zu können, und lachte gutmütig auf. „Ja, Ashleigh. Laß uns Finn folgen und eine Tasse Tee trinken gehen. Unbedingt!"
24. KAPITEL
Ashleigh nahm einen burgunderfarbenen Samtmantel aus dem Schrank und schickte sich an, zu Brett zu gehen, der in der Halle auf sie wartete, um mit ihr einen Spaziergang im Garten zu machen. Unwillkürlich fragte sie sich, was er im Sinn haben mochte. Seit er zwei Tage zuvor eingetroffen war, hatte sie hinsichtlich seiner Absichten die größten Bedenken gehabt. Doch am vergangenen Tag hatte sie ihn wiedergesehen und war mit ihm durch den Park geschlendert, wie zwei Verliebte, die keine Meinungsverschiedenheiten hatten. Sie hatten Händchen gehalten und sich geküßt, und er war so sanft, so freundlich gewesen. Abgesehen von dem barschen Ton, den er bei der Erwähnung der Scheidung angeschlagen gehabt hatte, war kein scharfes Wort mehr zwischen ihnen gefallen. Es war, als habe es die alptraumartige Zeit nach der Hochzeit gar nicht gegeben. Aber natürlich hatte es sie gegeben. Und das war etwas, das Ashleigh beunruhigte. Es gab noch immer ernste Probleme zwischen ihr und Brett zu klären, die man früher oder später zur Sprache bringen mußte. Er konnte diesen Differenzen doch nicht ständig ausweichen, und sie konnte das auch nicht. Aber sie wußte nicht, wie sie darauf zu sprechen kommen sollte, nachdem er sich nun von einer ganz anderen Seite zeigte. Wie konnte sie es wagen, den neugefundenen Frieden zwischen ihnen zu stören?
„Ah, hier bist du!" sagte Brett in der offenen Tür.
„Oh!" hauchte Ashleigh, aus den Gedanken gerissen. „Ich ... ich habe nicht gemerkt, daß ich so lange gebraucht habe." Hastig schüttelte sie den Mantel aus, legte ihn sich um die Schultern und setzte die Kapuze auf. Dann schloß sie mit zitternden Fingern den silbernen Verschluß am Hals.
„Du bist schön", sagte Brett bewundernd.
Überrascht murmelte sie das erste, was ihr in den Sinn kam. „Du ... du auch." Bretts Mund verzog sich zu einem seltsamen Lächeln, und sie hatte den Eindruck, der Gatte erinnere sich an etwas, das früher geschehen war, an einem anderen Ort.
„Es stimmt mich zufrieden zu wissen, daß du mich gutaussehend findest", murmelte er. „Aber nun komm, Schätzchen, die schöne Nacht ist sonst bald vorbei." Er führte die Gattin ins Freie, und sie schlenderten durch den Park, während der Mond die Äste der Bäume und Büsche in silbriges Licht tauchte und den Garten in eine Oase weicher Schatten und friedlicher Stille verwandelte. Für Anfang März war es eine warme Nacht, und der kräftige Geruch der von der Sonne angewärmten Erde sowie das erwachende Grün ließen erkennen, daß der Frühling nahte. „Weißt du, die Kinder lieben dich", sagte Brett. „Ich sehe das an ihren Mienen, wenn du sie anschaust oder ihnen eine Geschichte vorliest."
„Oh, das mußt ausgerechnet du sagen!" rief Ashleigh aus. „Du bist erst zwei Tage hier, und schon verehren sie dich."
Er lachte leise. „Ich nehme an, daß liegt nur daran, weil ich für sie im Moment noch ein Neuankömmling bin, so etwas wie ein reicher Onkel, der im Abstand von einigen Jahren zu Besuch kommt und von seinen Reisen im Ausland Geschenke mitbringt.
Doch die Gefühle, die die Kinder so unübersehbar für dich aufbringen, und für Maria ..." Brett schüttelte den Kopf. „Ich habe nie einen solch deutlichen Liebesbeweis gesehen."
„Eigentlich ist es Maria, der diese Zuneigung gebührt", sagte Ashleigh. „Sie ist hier ja für alles verantwortlich. Sie ist eine ungewöhnliche Frau, nicht wahr?"
„Ja, sehr bemerkenswert", stimmte Brett zu. „Und ich wundere mich über sie. Sie hat allen Reichtum und Luxus, den man sich nur wünschen kann, und könnte ein äußerst bequemes Leben führen, und dennoch setzt sie sich Tag für Tag selbstlos für andere ein, und zwar in einer Weise, die anderen Mitgliedern unserer Kreise vollkommen fremd ist. Oh, natürlich gibt es Leute, die reich sind und die ihren Teil zur Wohltätigkeit und dergleichen beitragen, aber diese Frau rollt doch tatsächlich die Ärmel auf und packt tatkräftig mit an! Ich wüßte gern, was es in ihrer Vergangenheit gibt, das sie zu dem gemacht hat, was sie ist."
Ashleighs Antwort war vorsichtig. „Du ... nimmst etwas an, das ... hm ... nicht dem Üblichen entspricht?"
Brett nickte. „Dessen bin ich mir sicher. Man sieht es ihren Augen an. Ich habe Dinge in ihnen gesehen, die ..." Er schüttelte den
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