005 - Gekauftes Glück
ist der Ärger mit euch Iren!" sagte er in gutmütig tadelndem Ton. „Reich ihnen den kleinen Finger, und sie nehmen gleich die ganze Hand." In diesem Moment wurde an die Tür geklopft. Brett wirbelte herum, verkrampfte sich und zwang sich dann, sich zu entspannen. Wahrscheinlich stand nur wieder Abner Thornton draußen, der zurückgekommen war, um etwas zu holen. „Herein", rief Brett.
Die Tür wurde geöffnet, und Maria stand im Gang. Zitternd lehnte sie sich auf Patricks Arm. Ihr Gesicht war blaß, doch sie rang sich ein schwaches Lächeln ab.
„Ich ... dachte, es sei an der Zeit, daß wir uns ... unterhalten", sagte sie ruhig.
Brett bedachte sie mit einem langen, eindringlichen Blick und nickte dann.
„Ich werde zu Ashleigh gehen", sagte Megan leise und ging dann mit dem Gatten fort, doch vorher hatte sie Brett noch leicht am Arm berührt und Maria ein aufmunterndes Lächeln geschenkt.
Als er mit der Mutter allein war, bot er ihr einen Stuhl an und sagte: „Ich hoffe, es wird sich nicht als unklug herausstellen, daß du das Bett schon so schnell verlassen hast. Wie ... wie fühlst du dich?"
Sie setzte sich und lachte gezwungen. „Ich habe mich schon besser gefühlt." Dann schaute sie den Sohn an. „Aber ich denke, du wirst mir zustimmen, daß ... daß unser Gespräch nicht länger hinausgeschoben werden konnte."
„Ja, es ist schon Jahre überfällig, Maria", sagte Brett und sah ihr fest in die Augen.
Wieder ein gezwungenes Lachen, und diesmal klang es spröde. „Ich nehme an, ich kann froh sein, daß du mich Maria nennst. Du hättest ja auch Contessa sagen können, oder Mylady, nicht wahr?"
Der Ausdruck von Bretts Augen war wieder zynisch. „Was hast du erwartet, Maria?
Du hast doch gewiß nicht angenommen, ich würde Mutter zu einer Frau sagen, die ich über zwanzig Jahre nicht gesehen habe!"
Die Augen der Mutter schlossen sich einen Moment, als versuche sie, einen Schmerz fernzuhalten, an den sie sich erinnerte. Sie atmete tief durch, schlug dann die Lider auf und sah den Sohn an. „Und in all diesen Jahren ist kein Tag vergangen, nein, keine Stunde, in der ich mich nicht danach gesehnt habe, bei dir zu sein ... die Erinnerung an dich nicht im Herzen getragen hätte."
Bretts Blick war ausdruckslos. „Ich wünschte, ich könne dir das glauben."
„Aber es stimmt! Und der einzige Grund, warum ich hier bin, ist, daß ich hoffe, imstande zu sein, dich zu überzeugen, daß du mir glauben kannst! Oh, Brett! Du kannst nicht wissen, wie das damals war, als man mich zwang ..." Ihr fiel auf, daß ihre Stimme durch den Gefühlsaufruhr zu beben begonnen hatte, und sie schwieg einen Moment, um sich zu fassen. „Ich möchte", fuhr sie dann fort, „daß du weißt, daß ich deinen Vater geliebt habe und, wenn du bereit bist, das zu glauben, nie aufgehört habe, ihn zu lieben, selbst dann noch, nachdem er ... nachdem er ... die Scheidung durchgesetzt hatte. Oh, ich war verletzt, zutiefst verletzt, daß er ihnen so leicht nachgegeben hatte, diesen bösen Kräften, die dagegen waren, daß es mich in seinem Leben gab, und daß er ihnen diese Lügen geglaubt hat. Ich nehme an, Patrick hat dir die Einzelheiten erzählt?"
„Ja, das hat er." Bretts Blick schweifte wieder zur Mutter. „Aber warum hast du dich nicht gegen diese Kräfte zur Wehr gesetzt? Ich habe dich hier beobachtet. Du bist eine starke Frau. Das ist offenkundig bei allem, was du tust, Maria. Wie kannst du also von mir erwarten, daß ich glaube, du habest aus Schwäche zugelassen, daß man dich verleumdet, dich aus meinem Leben vertreibt und dem meines Vaters, wenn ..."
„Aber du irrst dich, Brett! Die junge Frau, die ich damals war, hatte keine Ähnlichkeit mit dem Menschen, der ich heute bin! Mary Westmont war eine verängstigte, verwirrte junge Frau, die sich plötzlich in einem Land, das nicht ihre Heimat war, in einer untragbaren Situation befunden hatte. Ich war allein, hatte keine Familie oder Freunde, abgesehen von den St. Clairs, und du kannst mir glauben, daß sie dem mächtigen Duke of Ravensford nicht gewachsen waren. Maria di Montefiori ist das Produkt vieler Jahre voller Schmerz und der Suche nach der Kraft, ihn trotz allem ertragen zu können.
Und natürlich hatte ich auch ein wenig Glück. Wußtest du, daß ich erst wieder geheiratet habe, nachdem ich die Nachricht vom Tod deines Vaters erhalten hatte?"
Maria sah, daß der Sohn überrascht war. „Es stimmt. Obwohl er sich von mir hatte scheiden lassen und mich aus
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