005 - Gekauftes Glück
teilnehmen, hatten die beiden Brett erklärt, und da die Duchess rasch zum Liebling der Londoner Gesellschaft geworden war, hatte er sich gefragt, wie er ihnen den Wunsch abschlagen könne. Schließlich hatte er in wohlabgewogenen Worten seine Zustimmung gegeben. Er war sich zwar immer noch nicht sicher, ob er Elizabeths Sinneswandel trauen könne, denn sie war eine ausgesprochen halsstarrige Person und viel zu sehr von der Engstirnigkeit ihrer Erziehung geprägt, als daß sie in grundlegenden Punkten ihre Ansichten hätte ändern können. Zudem hatte er sie noch nicht als mögliche Anstifterin abgetan, was die bösartigen Anschläge auf Ashleighs Leben betraf.
Die Gedanken an die Gefahr, in der Ashleigh sich noch immer befand, veranlaßten Brett, die Gattin fester in die Arme zu schließen und eng an sich zu drücken, während er grimmig die Lippen zusammenpreßte und der Ausdruck seiner blaugrünen Augen hart wurde. Seit dem entsetzlichen Unfall mit dem angeschnittenen Sattelgurt waren jetzt mehrere Tage vergangen, und in der Zwischenzeit hatte Brett etliche Schritte unternommen, um Ashleighs Sicherheit zu gewährleisten, und einen ganz besonders bedeutenden Schritt, um den Schuldigen zu finden.
Ashleigh hatte keine Ahnung von seinen Unternehmungen, doch von dem Moment an, wo sie und er morgens ihre Gemächer verließen, bis zu der Minute, in der er sie abends nach oben brachte, beobachteten zwei Reitknechte, denen der alte Henry am meisten vertraute, jeden Schritt der Duchess of Ravensford. Mehr noch, Annie, ihre Zofe, eine junge Frau, für deren Loyalität Jameson und Mrs. Busby sich verbürgt hatten und der Brett in doppeltem Maße vertraute, weil er gesehen hatte, wie sie ihre Herrin verehrte, war dazu angehalten worden, die Gemächer der Herrschaft zu bewachen, wenn der Herzog und seine Gattin nicht anwesend waren, damit sichergestellt wurde, daß niemand sich an etwas zu schaffen machte, was dann der Duchess schaden konnte. Und Wachen - von den Busbys handverlesene Lakaien - waren in der Küche tätig und paßten sorgsam bei der Zubereitung der für Ihre Gnaden bestimmten Speisen und Getränke auf, während andere rund um die Uhr die Stallungen im Auge behielten und besonders auf alle Kutschen achtgaben, die die Herzogin vielleicht benutzen würde, sowie auf Benshee und deren Zaumzeug.
Und dann war da die Sache, den Übeltäter auf frischer Tat zu ertappen. Genau in diesem Moment waren Lieutenant George Hodges und Mildred Hodges, dessen Schwägerin, auf dem Weg nach Ravensford Hall. Der Lieutenant war beim Geheimdienst der Marine ein Spezialist, ein ausgezeichnet trainierter Spion. Er war bei der Admiralität einer von Bretts engsten Mitarbeitern. Auch sein jüngerer Bruder war das gewesen, doch Mildred Hodges' Mann war vor fünf Jahren anläßlich eines Auftrages für die Krone in Belgien getötet worden.
Drei Monate später war die zierliche Brünette in der Admiralität eingetroffen und hatte darum gebeten, als Spionin ausgebildet zu werden. Sie hatte einen rachsüchtigen Ausdruck in den Augen gehabt, doch der allgemeine Eindruck, den die Vorgesetzten ihres verstorbenen Mannes von ihr gewonnen hatten, war der einer intelligenten, kühl beherrschten Frau gewesen, und folglich hatte man ihrer Bitte entsprochen.
Brett lockerte den Griff um die Gattin etwas, als er über Mildreds Fähigkeiten nachdachte. Er war sicher, daß Lieutenant George Hodges, er selbst und Mildred Hodges durch einige geschickt inszenierte Manöver, bei denen die zierliche Frau sich Ashleighs Kleider anziehen und sich als Duchess of Ravensford ausgeben würde, es schaffen würden, den verdammten Bastard aus der Reserve zu locken.
Da Ashleigh gemerkt hatte, daß Brett sich entspannt hatte, drehte sie sich in seinen Armen um und lächelte träge. „Du solltest es dir wirklich nicht zu gemütlich machen, Liebling. Du hast Mary versprochen, sie in deinem Phaeton zum Lunch zu fahren, und ich muß in weniger als einer Stunde bei Lady Margaret sein."
Brett griff bereits nach seiner Jacke und ganz besonders nach einem Päckchen, das in der Tasche steckte und tags zuvor aufgrund eines besonderen Auftrages, den er vor Wochen in London erteilt hatte, abgegeben worden war. Bei der Erwähnung von Lady Margaret zögerte er und dachte über die Gefühle nach, die er für die Zwillingsschwester des Großvaters hatte. In den vergangenen Wochen hatte ihn das Ashleigh von ihr bewiesene Entgegenkommen sehr zufrieden gestimmt. Gott wußte, daß
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