005 - Gekauftes Glück
und nach diesem Ausbruch bekam er einen Hustenanfall und wäre fast über dem Schreibtisch zusammengebrochen.
Alarmiert durch die Erkenntnis, daß die Gesundheit des alten Mannes angegriffen war, stand Adams besorgt auf. „Sie dürfen sich nicht so anstrengen, Euer Gnaden.
Gestatten Sie, daß ich jemanden rufe? Sind Sie in Ordnung?"
Mit einiger Mühe stemmte der Duke sich zu sitzender Stellung hoch und wehrte mit einer Geste ab. „Es geht mir gut, Robert, oder es wird mir bessergehen, sobald diese Angelegenheit in Angriff genommen wurde. Habe ich jetzt Ihr Versprechen, mir den Wunsch zu erfüllen?"
Immer noch erschüttert durch das Anzeichen zunehmenden körperlichen Verfalls, das Adams soeben miterlebt hatte, und Unwillens, den Duke noch weiter aufzuregen, nickte er ängstlich. „Selbstverständlich, Euer Gnaden. Sie können sich auf mich verlassen."
3. KAPITEL
Monica Chatworths mandelförmig geschnittene Augen wurden zu Schlitzen, aus denen unverhohlener Haß sprach, während sie Ashleigh durch die halboffene Tür ihres Zimmers beobachtete. Die jüngere Frau befand sich am Ende des Flures, beugte sich vor Madames Suite über eine schmale Anrichte und machte Anstalten, das verzierte Silbertablett, auf dem die Überreste des Frühstücks der Hausherrin standen, an sich zu nehmen und nach unten in die Küche zu tragen, eine Pflicht, die sie prompt jeden Morgen um sieben Uhr erledigte.
Monica entgingen weder die sich unter Ashleighs einfachem Dienerinnenkleid abzeichnenden weiblich gerundeten Formen, noch konnte sie die muntere Melodie überhören, die die junge Frau bei der Arbeit vor sich hin summte. Beides ärgerte Monica. Ashleigh St. Clairs zunehmende Fraulichkeit und ihre anderen offenkundigen Reize erinnerten sie dauernd daran, daß sie in einem Beruf, in dem Jugend und taufrische Schönheit alles bedeuteten, nicht jünger wurde und auf Abruf ständig jüngerer Nachschub bereitstand, der sie ersetzen würde, sobald ihre Ausstrahlung zu verblassen begann.
Zudem hatte es sich im Haus herumgesprochen, daß Madame sich bereit erklärt hatte, dem jungen Ding irgendwo einen anständigen Posten zu besorgen. Ashleigh würde frei sein. Bestimmt war es diese Aussicht, die ihr sorgloses, fröhliches Benehmen verursachte, und warum auch nicht? Sie konnte dieses Haus jetzt bald verlassen und eine nette, sichere Anstellung antreten, bei der ihr die gesellschaftliche Ächtung und unsichere Zukunft erspart blieben, die Monica stets bedrückt hatten, seit sie zu dieser Lebensweise gezwungen worden war.
Oh, es war nicht so, daß sie vollständig unglücklich war mit dem Dasein, das sie in Hampton House führte. Das war viel besser denn alles, was sie hätte erwarten können, ehe Drake sie von der Straße aufgelesen hatte, als sie eingeschüchtert, hungrig und von einem jungen Lord sitzengelassen worden war. Erst hatte dieser noble Herr zu der Zeit, als sie vor etlichen Jahren die Gesellschafterin seiner Schwester gewesen war, während der Weihnachtsfeiertage ihre Ehre kompromittiert, ihr dann versprochen, mit ihr durchzubrennen und sie zu heiraten, sie schließlich jedoch allein und mittellos in dem Mietzimmer einer nicht weit von Hampton House gelegenen Herberge verlassen und war nie zurückgekommen.
Monica schloß die Augen und schüttelte die blonde Mähne, als wolle sie auf diese Weise die unangenehmen Erinnerungen abwerfen. Sie gestattete sich selten, an jene Zeit vor dem Augenblick zu denken, ehe Drake sie aufgelesen hatte, Wochen, in denen sie gezwungen gewesen war, sich auf der Straße ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und verdrängte ebenso die Gedanken an das Heim, in dem sie aufgewachsen war.
Es war wie ein Gefängnis gewesen. In seiner Eigenschaft als Vikar hatte der stets streng blickende Vater ihr ständig Vorhaltungen gemacht, jeder Form des Vergnügens zu entsagen, damit sie nicht der Sünde anheimfalle. Und die schmallippige, frömmelnde Mutter, die nur danach getrachtet hatte, ihr sogar den Genuß der kleinsten Lebensfreude zu verbieten, hatte sie gehaßt. Nein, sie hatte gewiß nicht den Wunsch, wieder zu den Eltern und deren Lebensstil zurückzukehren, selbst wenn es ihr möglich gewesen wäre.
Doch was hätte sie darum gegeben, die Chance zu bekommen, die Ashleigh St. Clair jetzt geboten wurde - die ehrbare Anstellung im schönen Haus eines reichen Lords, wo eine unternehmungslustige und kluge Frau ungeahnte Möglichkeiten vorfinden mochte. Das war eine Chance, die sie sich mit allen Fasern
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