005 - Gekauftes Glück
war. Er tauchte den Federkiel in das Tintenfäßchen aus Limogesporzellan und schrieb hastig einige Zeilen.
Einige Augenblicke später, nachdem er das Couvert gesiegelt und mit Trockensand bestreut hatte, händigte er den Umschlag dem Lakai aus, der gekommen war, um ihm zu seinem Zimmer hinaufzuhelfen. „Sorg dafür, Merton, daß Mister Robert Adams, mein Anwalt, diesen Brief erhält. Auf meine Bitte hin ist er aus London hierhergereist. Du findest ihn im ,Red Dog' in Folkstone. Es ist nicht nötig, auf Antwort zu warten."
Früh am nächsten Morgen saß der Duke wieder in der Bibliothek hinter dem Schreibtisch. Ihm gegenüber, in dem Chippendalesessel, in dem tags zuvor Brett gesessen hatte, saß ein distinguiert aussehender, ungefähr fünfzigjähriger Mann.
Robert Adams war seit über zwanzig Jahren der persönliche Anwalt des Herzogs. In all den vergangenen Jahren hatte John sich auf Robert Adams in vielen wichtigen Dingen verlassen, wovon einige in höchstem Maße persönlicher Natur gewesen waren, und die professionelle Sorgfalt sowie die Vertrauenswürdigkeit des Anwaltes in Dingen, die äußerste Diskretion verlangten, hatten dem Advokaten seinen Respekt eingetragen.
Nicht die geringste dieser Angelegenheiten war der Entschluß gewesen, Adams damit zu beauftragen, bezüglich der Entwicklung des Enkels Auge und Ohr für ihn zu sein, und genau diese Sache betreffend hatte er sich entschlossen, den Anwalt an diesem Morgen zu sich zu beordern. „Sie begreifen also, Robert, daß es mir sehr wichtig ist, den Jungen zu einer Heirat zu überreden, je früher, desto besser", sagte er. „Aus Gründen jedoch, die ich Ihnen angedeutet habe, sieht es so aus, daß Bretts Einstellung bei diesem Plan das einzig ernst zu nehmende Hindernis ist."
Adams ließ sich einen Moment mit der Anwort Zeit und schaute, während er über die Worte des Herzogs nachdachte, grüblerisch auf den geschnitzten Elfenbeingriff seines eleganten Spazierstockes. Schließlich richtete er den wachen Blick der grauen Augen auf den langjährigen Klienten. „Gestatten Sie mir, Euer Gnaden, mich zu vergewissern, ob ich Sie richtig verstanden habe. Sie befürchten, Ihr Enkel könne sich Ihre Ermahnungen, die Gesellschaft von Frauen zu meiden, so zu Herzen genommen haben, daß er, hm, sich eines Zusammenseins mit ... mit dem anderen Geschlecht gänzlich enthalten hat und daher vielleicht sogar eine Verbindung mit einer Frau fürchtet, sogar im Hinblick auf den respektablen und notwendigen Ehestand?"
„Genau das sind meine Befürchtungen", erwiderte der Duke. „Oh, ich weiß, Robert, im ersten Augenblick klingt das ungeheuerlich, doch glauben Sie mir, daß es doch nicht so weit hergeholt wirken würde, hätten Sie die Reaktion meines Enkels auf meinen Vorschlag, sich eine Gattin zu nehmen, gehört und gesehen."
„Ich verstehe", sagte Adams und machte wieder einen äußerst nachdenklichen Eindruck. „Also gut, Euer Gnaden, was haben Sie dann im Sinn, das meiner Dienste bedürfte?"
„Ihrer diskreten Dienste, so wie immer, Robert."
„So wie immer, Euer Gnaden." Adams nickte lächelnd.
Ein verschwörerischer Ausdruck erschien in den Augen des alten Mannes, während er sich über der Schreibtischplatte vorbeugte. „Es geht um eine wirklich ganz einfache Sache", sagte er mit gedämpfter Stimme. „Ich will, daß Sie sich nach einem Etablissement von höchster Qualität, wo man ... äh ... unerlaubten Freuden frönen kann, erkundigen und es ausfindig machen." Da Adams die Augenbrauen hochzog, fuhr der Herzog mit noch größerer Eindringlichkeit fort: „Ganz recht. Sie haben richtig gehört, Robert. Machen Sie ein Bordell ausfindig, doch nur eines von der besten Sorte."
Adams nickte und wartete darauf, was der Duke noch sagen würde.
„Sobald Sie ein geeignetes Haus gefunden haben, erkundigen Sie sich nach einer professionellen Liebesdienerin, die jung und garantiert nicht krank ist. Kurzum, Robert, Sie sollen eine saubere Hure für mich anheuern."
Adams wirkte leicht unbehaglich. „Für Sie anheuern, Euer Gnaden?"
„Verdammt, Mann, ich meine, für meinen Enkel!" brauste der Herzog auf. „Mir ist klargeworden, daß es dem Jungen an Erfahrungen fehlt! Ich habe vor, das zu ändern, und zwar durch eine Frau, die Sie besorgen werden, um auf diese Weise das einzige Hindernis aus dem Weg zu räumen, das ich sehe, damit mein Enkel heiratet und Erben zeugt. Habe ich mich jetzt klar genug ausgedrückt?" Vor Aufregung war der Duke rot geworden,
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