005 - Gekauftes Glück
Flammen zuerst hinter den Fenstern meines Zimmers bemerkt. Nachdem mir das zu Ohren gekommen war, gewann ich die Überzeugung, böse Kräfte seien am Werk gewesen und daß man das Risiko nicht eingehen dürfe, daß denen, die das Glück gehabt haben, den Brand zu überleben, noch weiterer Schade zugefügt wird.
In der Verwirrung und dem Durcheinander, die durch die vergeblichen Bemühungen, das Feuer zu löschen, verursacht worden waren, habe ich einige Ringe von meinen Fingern gezogen, sie Maud in die Hand gedrückt und das Kindermädchen mit Ashleigh zu den Stallungen gedrängt. Sobald wir dort waren, habe ich ihr gegenüber meine Befürchtungen geäußert und ihr das Versprechen abgenommen, Deine Schwester an einen sicheren Ort zu bringen, zu ihrer in London wohnenden Schwester, von der sie mir erzählt hatte, und niemandem etwas zu verraten, bis sie Nachricht von den Anwälten Deiner Familie bekommen hatte, mit denen ich mich in Verbindung setzen wollte. Ich trug ihr auch auf, die Kanzlei zu kontaktieren, nachdem sie und Ashleigh eine gewisse Zeit in Sicherheit gewesen waren.
Ach, lieber Patrick, und nun komme ich zum Hauptgrund dieses Briefes, ich bedauere, daß die Anwälte Deiner Familie nach all den Wochen bisher noch keine Nachricht von Maud erhalten haben. Die Ungewißheit, was aus ihr und der Kleinen geworden ist, ängstigt mich sehr. Das einzige Transportmittel, für das ich in jener schrecklichen Nacht habe sorgen können, war der Ponywagen der kleinen Ashleigh, aber Maud konnte nicht kutschieren, und nur Ashleighs Geschick und Tapferkeit war es zu verdanken, daß wir ihn benutzen konnten. Das Kind hat ihn kutschiert! Ich hatte nicht die Absicht, die beiden dadurch noch mehr zu gefährden, indem ich mit ihnen fuhr, denn -versteh das bitte - ich konnte ja nicht sicher sein, daß derjenige, der das Feuer gelegt hatte, uns nicht beobachtete und auf mich wartete. Das letzte, was ich daher von Maud und ihrem Schiitzling sah, war die kleine Staubwolke, die sie beim Abfahren im Mondlicht hinterließen, während ich mein Pferd zu der in Richtung Dover führenden Straße lenkte.
Sollte dieser Brief Dich erreichen, Patrick, und ich hoffe sehr, daß es der Fall ist, dann bitte ich Dich, nach London zu fahren und dort nach Deiner Schwester zu suchen, falls Du das nicht bereits getan haben solltest. Sie muß gefunden werden!
Im übrigen weißt Du, wo Du mich erreichen kannst, und ich flehe darum, daß Du mich aufsuchen wirst, mit Deiner lieben kleinen Schwester an Deiner Seite. Wie Du weißt, ist mein Gatte ein reicher Mann, und sollte diese Tragödie Dich und Deine Angehörigen mittellos gemacht haben, wie ich allen Grund zu vermuten habe, dann sollst Du wissen, daß Du und die Kleine stets bei uns ein Heim haben. Ich habe Gregorios Einverständnis.
Das ist das mindeste, was wir zum Ausgleich für die Freundlichkeit tun können, die Deine Familie uns in all den Jahren bewiesen hat.
In der Hoffnung, dieser Brief möge Dich erreichen, verbleibe ich Deine liebe Freundin Maria, Contessa di Montefiori Beim Lesen des Briefes hatte Patrick feuchte Hände bekommen. Maria ... Mary ...die frühere Viscountess Westmont ... seither viele Jahre zum zweiten Male verheiratet, mit dem Sohn eines Freundes der Familie, in dem Land ihrer Geburt.
Patrick kannte ihre Geschichte gut. Sie war die Tochter eines italienischen Prinzen und einer englischen Opernsängerin, hatte als Kind die heimwehkranke Mutter nach England begleitet und war hier, da der Vater gestorben und Gattin und Tochter ein Vermögen hinterlassen hatte, mit allem, was man für Geld kaufen konnte, aufgewachsen. Dann hatte sie Lord Edward Westmont, Brett Westmonts Vater, kennengelernt, war mit ihm durchgebrannt und hatte ihn aus Liebe, gegen den Willen John Westmonts, des Duke of Ravensford, geheiratet. Eine Zeitlang war alles gutgegangen, und sie hatte ihrem Gatten einen Sohn, Brett, geboren.
Doch einige Jahre später war der Geschichte zufolge, die Mary Patricks Eltern berichtet und die er später von ihnen erfahren hatte, etwas sehr schiefgegangen.
Jemand hatte absichtlich falsche Beweise vorgebracht, so daß es den Anschein hatte, Mary habe einen Liebhaber, und als das John, dem Herzog, zu Ohren gekommen war, hatten die Ereignisse sich überstürzt. Innerhalb einer Woche, in der Mary keine Gelegenheit gegeben worden war, eine Erklärung abzugeben oder sich zu rechtfertigen, war sie aus Ravensford Hall vertrieben, auf ein Schiff gebracht und zur Familie ihres
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