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005 - Tagebuch des Grauens

005 - Tagebuch des Grauens

Titel: 005 - Tagebuch des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.H. Keller
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Eindruck dessen, was geschehen ist.«
    »Und was ist das?«
    Er beruhigt mich durch eine Geste und lächelt. Es ist ein seltsames Lächeln, das mich mit Misstrauen erfüllt.
    »Wir haben eine Erscheinung gesehen«, erklärt er.
    Was sagt er da? Ich glaube ihm nicht. Er merkt es und fährt fort: »Keine Angst, es war nichts Besonderes.«
    »Was meinst du mit einer Erscheinung?«
    »Das ist schwer zu sagen«, erwidert er. »Es war hell und nebelhaft. Einen kurzen Augenblick hat es sich gezeigt, dann war es wieder verschwunden.«
    Darüber will ich unbedingt mehr wissen. »Suzanne hat geschrieen«, sage ich.
    »Das hast du gehört? Ja, es stimmt. Sie war überrascht, als die Erscheinung neben ihr vorbeigeschwebt ist, aber sie hatte nichts zu befürchten.«
    Ich kenne Suzanne gut genug, um zu wissen, dass sie nicht übermäßig schreckhaft ist.
    »Was hältst du davon? Hast du dich auch erschreckt?«
    »Ich bin ja an so etwas schon gewöhnt.«
    Ich sehe ihn unverwandt an. Deutlich spüre ich, dass er mir nicht alles gesagt hat.
    »Warum ist sie jetzt so seltsam?« frage ich.
    Unsere Blicke wandern zu Suzanne. Sie steht noch immer am Kamin, regungslos, wie hypnotisiert. Nur ein leichtes Zittern ihrer Hände verrät, dass sie sich in einem ungewöhnlichen Zustand befindet.
    Ich erkenne sie nicht wieder. So habe ich sie noch nie erlebt. Wenige Minuten haben genügt, um sie zu einem verängstigten Schatten ihrer selbst zu machen.
    »Und diese … Erscheinung hat nichts gesagt?« frage ich.
    »Das weiß ich nicht«, erwidert Michel.
    »Wieso weißt du das nicht?«
    »Ich hatte den Eindruck, dass Suzanne verstand, was sie sagte, ich aber nicht.«
    Merkwürdige Erklärung. Aber wenn Suzanne wirklich eine Botschaft erhalten hatte, wollte ich wissen, wie sie lautete.
    »Ich werde sie danach fragen«, erkläre ich.
    »Nein, tu das nicht.« Michel hält mich zurück.
    »Warum nicht?«
    »Oder tu es wenigstens nicht gleich.«
    Das alles wird immer rätselhafter. Vielleicht belügt mich Michel auch, und er weiß, worum es sich handelt. Ja, wenn ich es genau bedenke, ist es viel wahrscheinlicher, dass er Bescheid weiß, mir aber nichts sagen will.
    Ich deute mit dem Kinn auf Suzanne. »Sie ist aber schwer mitgenommen.«
    »Lass ihr Zeit, sich ein bisschen zu erholen. Beim ersten Mal ist man von so etwas besonders beeindruckt.«
    »Beim ersten Mal?«
    »Ja. Deine Frau, lieber Pierre, ist ein ganz besonders gutes Medium. Wir müssen bald wieder eine Séance halten.«
    Der Ansicht bin ich nun keinesfalls. Nach dem, was Suzanne gerade durchgemacht hat, ist an eine Wiederholung vorläufig nicht zu denken, wenn es nach mir geht.
    Ich schüttle den Kopf.
    »Sie wird es selbst verlangen«, erklärt Michel.
    »Aber …«
    »Sprich mit ihr vorläufig nicht über das alles. Es ist besser, dass sie die Geschichte zunächst einmal vergisst.«
    Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Konnten die beiden wirklich im Nebenzimmer eine Erscheinung gesehen haben, während ich hier wartete?
    Lächerlich. Ich glaube es einfach nicht. Das alles ist doch Unsinn.
    Suzanne scheint allmählich zu sich zu kommen. Sie seufzt.
    »Sprich sie nicht an«, sagt Michel.
    Er tritt zu ihr, nimmt ihre Hand und reibt sie zwischen seinen Händen.
    Dann führt er sie zum Tisch zurück und reicht ihr ein Glas Schnaps. Sie leert es mit kleinen Schlucken. Farbe kehrt in ihre Wangen zurück. Ihr Blick wandert im Zimmer umher und bleibt auf mir haften.
    Jetzt weiß ich, dass sie sich wieder erholen wird. Sie ist aus dem Alptraum aufgewacht, den sie durchlebt hat.
    »Ich glaube, wir müssen nach Hause«, sagt sie. »Ich bin schrecklich müde.«
    Michel nickt.
    Bald darauf befinden wir uns auf dem Heimweg. In der Hand halte ich die Laterne. Aber ich habe die Kerze nicht entzündet. Der Sturm hätte sie doch gleich wieder ausgelöscht.
    Wir wechseln kein Wort. Woran Suzanne denkt, weiß ich nicht. Von Zeit zu Zeit verkrampft sich ihre Hand, die sie unter meinen Arm geschoben hat, und sie umschließt meinen Arm so fest, dass es mir weh tut.
    Ich hoffe immer noch darauf, dass sie mir erzählen wird, was geschehen ist. Ich werde ihr keine Fragen stellen. Sicher hat Michel recht, wenn er sagt, dass es besser so ist. In dieser Hinsicht vertraue ich ihm.
    Aber Suzanne schweigt. Wir kommen zu Hause an. Ich schließe die Tür hinter uns. Als ich ihr ins Schlafzimmer folge, nachdem ich noch einmal die Fensterläden geprüft habe, liegt sie bereits im Bett. Sie schläft. Seltsam. Ich

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