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0050 - Der Mörder aus der Bronx

0050 - Der Mörder aus der Bronx

Titel: 0050 - Der Mörder aus der Bronx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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lagen vor uns auf dem runden Konferenztisch. Phil und ich hatten die Befragung der Hausbewohner ausgewertet. Dr. Laurent hatte seinen Untersuchungsbefund beigesteuert. Vom ballistischen Labor lag die Kugeluntersuchung vor. - Wir hatten seit Stunden die Möglichkeiten durchdiskutiert, und Webster fasste alles, worüber wir Einigkeit erzielt hatten, zusammen.
    »Zur Stunde, in der der Mord geschah, waren nur wenige Menschen im Haus. Nach Dr. Laurents Feststellung muss die Tat ungefähr um zehn Uhr abends geschehen sein. Um diese Zeit waren die meisten Einwohner noch auf ihren Weekendausflügen. Insgesamt waren nur sieben Personen im Haus, davon nur eine in der Wohnung über Meyler. Aber auch diese Person, eine ältere Frau, hat keine Schüsse gehört. Allerdings gibt sie an, dass sie den Fernsehapparat eingeschaltet hatte. Das macht einigen Lärm. Trotzdem hätten ihr drei Schüsse aus einer Pistole auffallen müssen.« Er griff nach dem Bericht über die Kugeluntersuchung.
    »Die drei Kugeln waren vom Kaliber 0,8 und sind, nach der Riefenbildung zu urteilen, wahrscheinlich aus einer Lookwell-Pistole abgefeuert worden. Ich kenne die Dinger. Sie machen einen erheblichen Krach.«
    »Also Schalldämpfer«, sagte ich.
    »Anders kaum vorstellbar«, stimmte MacGish zu.
    Die anderen nickten.
    »Die Schüsse sind aus einer Entfernung von drei bis vier Yards abgegeben worden«, fuhr Webster fort. »Die Druckstellen am Hals des Mannes beweisen, dass er mit Gewalt an den Platz gestoßen wurde, an dem er starb. Nach der Schussentfernung muss der Mörder an der Tür gestanden haben.«
    »Das schließt wieder aus, dass es nur ein Täter war«, sagte Phil. »Ein Mann hätte den armen Jungen nie in die Ecke geschleift, um ihn dann von der Tür aus zu erschießen.«
    »Also zwei oder mehr Täter«, stimmte Webster zu. »Bleibt die Frage, wie die Leute in die Wohnung gekommen sind. Hat Meyler sie mitgebracht? Haben sie vielleicht zunächst ganz friedlich miteinander gesprochen und sind dann in Streit geraten?«
    »Unwahrscheinlich«, sagte ich. »Der Zustand des Wohnzimmers, das brennende Licht, die zwei Flaschen Bier, die Bücher weisen daraufhin, dass Meyler auf der Couch lag und las. Ich vermute, dass die Burschen einfach an seiner Tür geklingelt haben und über ihn herfielen, als er öffnete.«
    Webster zog die Augenbrauen hoch.
    »Sie glauben, er hat seinen Mördern einfach geöffnet?«
    »Würden Sie nicht öffnen, wenn es zu einer relativ frühen Stunde, abends um zehn Uhr, an Ihrer Tür klingelt?«, fragte ich zurück.
    Er wiegte den kahlen Schädel.
    »Wahrscheinlich würde ich es tun«, gab er zu.
    »Sie würden es tun, weil Sie glauben, nichts zu befürchten zu haben«, sagte ich. »Meyler dachte an nichts Böses und öffnete arglos.«
    Jetzt schwiegen alle. Erst nach zwei oder drei Minuten sagte MacGish langsam: »Das würde bedeuten, dass Meyler sich in keiner Weise bedroht fühlte. Dass er ein völlig reines Gewissen hatte, keines Menschen Rache, und keines Menschen Hass zu fürchten hatte. Dann bliebe als Motiv nur noch Raubmord.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Raubmord scheidet aus. Selbst der brutalste Ganove würde es sich überlegen, einen Raubmord an einem kleinen, technischen Angestellten zu begehen, bei dem bestenfalls die paar Dollar seiner letzten Gehaltszahlung zu holen sind. Für einen Raubmord in der Wohnung suchen sich die Täter ihre Opfer besser aus.«
    »Es gibt keinen Mord aus Zufall«, rief Webster fast zornig.
    »Nein«, antwortete ich, »daran glaube auch ich nicht. Und es war auch kein Mord, der aus einem plötzlichen Streit entstand. Bei einem Streit wird zugeschlagen, auch geschossen, aber nicht so, wie es hier geschah. Denken Sie an den Schalldämpfer, an den stillgesetzten Fahrstuhl, an die günstige Stunde, die sich die Täter ausgesucht haben. Gentlemen, die Tat wurde von Profis verübt, die ihr düsteres Handwerk verstanden.«
    Der Oberkommissar wollte etwas sagen. Ich stoppte ihn mit einer Handbewegung und fuhr fort: »Ich habe mir außerdem eine Liste aller Wagen beschafft, die am Sonntag in New York gestohlen worden sind. Ich stieß dabei auf einen Lincoln, der gegen acht Uhr auf einem Parkplatz abgestellt und gegen elf Uhr von seinem Besitzer vermisst wurde. Heute Mittag wurde der Wagen in der 33. Straße hier in der Bronx gefunden. Die 33. ist nur ein paar Hundert Yards vom Tatort entfernt. Es wäre durchaus möglich, dass der Lincoln zur Tat benutzt wurde. Gangster fahren nie mit eigenem

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