Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0050 - Der Mörder aus der Bronx

0050 - Der Mörder aus der Bronx

Titel: 0050 - Der Mörder aus der Bronx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
wir heute Abend hin.«
    ***
    Die Gasse wurde gebildet durch eine Reihe hoher Lagerhäuser. Die Kneipe des Hinkers lag zwischen diesen Riesenbauten in einem schiefen Haus, das bei dem Umbau des Geländes vergessen worden war. Keine Reklame wies auf das Lokal hin.
    MacGish, der Zivil trug, benutzte eine Taschenlampe. Wir tappten durch einen engen, dunklen Flur, öffneten eine einfache Holztür und standen in einem rauch- und geräuscherfüllten Raum, der wenig größer als ein Zimmer war. Am Kopfende war eine Theke zu sehen, hinter der ein breitschultriger, Untersetzter Mann mit Bürstenhaarschnitt stand.
    »Das ist Charly«, sagte der Lieutenant.
    Einer der Männer an den Tischen stieß einen Pfiff aus.
    Von irgendwoher erscholl der Ruf: »Bullen!«
    Wir schoben uns durch die Tische an die Theke. Der Hinker schenkte weiter Bier ein und tat so, als sähe er uns nicht.
    In der Kneipe war es still geworden. Charly hinkte hinter der Theke hervor, stellte das Bier vor den Besteller hin und sagte laut: »Lasst euch nicht stören, Jungs. Das hier ist eine Wirtschaft und wird nicht dadurch eine Polizeistation, dass ein paar Cops hier auftauchen.«
    Einige der Männer lachten. Langsam begannen die Gespräche wieder. Ich sah mir die Burschen an den Tischen an. Eine erfreuliche Versammlung war das nicht.
    »Kennen Sie jemanden davon?«, fragte ich.
    Der Lieutenant nickte, nannte ein paar Namen und setzte gleich die Anzahl der Vorstrafen dahinter.
    Charly kam hinter die Theke zurück.
    »Zwei Whisky«, bestellte ich.
    Er stellte wortlos die Gläser vor uns hin und goss ein. Wir tranken.
    »Dein Whisky ist nicht schlecht, Charly«, sagte ich.
    »Dann trinken Sie noch ein paar davon und gehen Sie«, brummte er.
    »Nach einer kleinen Unterhaltung mit dir.«
    »Ich habe keine Zeit. Muss mich um meine Gäste kümmern.«
    »Um deine Gäste möchten auch wir uns kümmern.«
    Er schüttelte störrisch den Kopf. Ich beugte mich weit über die Theke und fasste ihn leicht am obersten Knopf seiner Jacke.
    »Jetzt pass mal fein auf, Charly. Deine Kunden haben uns auf den ersten Blick als Polizisten erkannt, und ich kann nicht leugnen, dass sie recht damit hatten. Aber ich, Charly, bin FBI-Agent, und du weißt, was es heißt, wenn wir uns um eine Sache kümmern. Charly, soll ich mich um deine Vergangenheit kümmern? Vielleicht finde ich noch einen kleinen Coup, den du dir erlaubt hast, und den der Richter nie bestrafte. Bedenke, Charly, die Verjährungsfristen für Verbrechen sind in unserem Land lang.«
    Ich sah ihm an, dass er unsicher wurde und sein Sündenregister nachrechnete. Genau das wollte ich, und ich stieß nach.
    »Das FBI interessiert sich nicht für kleine Verbrechen«, log ich, »aber wenn es um einen Mord geht, sind wir da. Hast du von dem Mord in der 58. Straße gehört?«
    »Las es heute Morgen in der Zeitung.«
    »Um diesen Mord handelt es sich. Charly, wir haben den Verdacht, dass es sich um einen Mord auf Bestellung handelt. Charly, wer kommt hier in der Bronx für den Job infrage?«
    Er fingerte nervös mit seiner breiten Hand an den Flaschen.
    »Ich wüsste keine Antwort darauf, G-man«, sagte er. »Glauben Sie mir, von den Jungs, die bei mir verkehren, kommt keiner für so etwas infrage.«
    Lieutenant MacGish lachte ironisch.
    »Denk mal ein wenig nach, Charly«, ermunterte ich den Hinker. »Wer von den Leuten hat Geld, ohne dass man weiß, woher es stammt? Wer spielt gern mit einem Schießeisen herum? Vor wem haben die anderen Angst? Für uns ist jeder Hinweis wichtig.«
    Der Hinker rieb sich inzwischen Hals und Kragen.
    »Ich bekomme nicht gern Ärger mit der Polizei«, brummte er hilflos. »Habe in meinem Leben Ärger genug mit Leuten von eurer Sorte gehabt, aber wenn es die Gang wirklich gibt, von der Sie reden, G-man, und ich helfe Ihnen auf die Sprünge, die Leute zu fassen, dann bekomme ich mit denen so viel Ärger, dass ich hier eines Tages hinter der Theke liege, anstatt dahinter zu stehen.«
    ***
    Bevor ich antworten konnte, ging in dem Lokal der Krach los. Ein großer, breitschultriger Bursche in einer Lederjacke griff sich einen Mann, der an seinem Tisch saß. Dabei brüllte er: »Lass mich endlich mit deinem dummen Unsinn in Ruhe!«
    Der Angegriffene machte eine Abwehrbewegung. Der Tisch fiel um, aber dem Faustschlag des Lederjacken-Mannes konnte er nicht mehr ausweichen. Er stürzte samt seinem Stuhl zu Boden.
    Die ganze Kneipe stand wie ein Mann auf. Es sah ganz danach aus, als würde hier jeden

Weitere Kostenlose Bücher