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0050 - Der Mörder aus der Bronx

0050 - Der Mörder aus der Bronx

Titel: 0050 - Der Mörder aus der Bronx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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später kam Phil.
    »Wie steht’s mit dem Mord?«, fragte er.
    »Gerade hat mich eine Frau verlassen, die kam, um ihre Bereitschaft zu erklären, die Unschuld eines Mannes zu beschwören, den ich überhaupt nicht im Verdacht gehabt habe.«
    »Und hast du ihn jetzt im Verdacht?«, fragte Phil mit einem Lächeln.
    »Die Sorge, die eine Frau sich um einen Mann macht, für den sie Muttergefühle hegt, ist kein ausreichender Verdachtsgrund.«
    ***
    Das Stück der 85. Straße, das zu der Bronx gehört, ist eine ruhige Wohnstraße. In großen Häusern wohnen ordentliche Leute: Angestellte, Arbeiter, kleine Gewerbetreibende. Für Ganoven und Langfinger ist hier nichts zu holen, und der Streifendienst in dieser Gegend gilt als ruhiger Job.
    Um zwei Uhr nachts schloss in dem Haus Nummer 1238 der 85. Straße im 7. Stock ein Steuerberater die Bücher eines Milchhändlers, die er in Ordnung gebracht hatte. Der Mann öffnete das Fenster, um das Zigarettenrauch geschwängerte Zimmer zu lüften. Dabei bemerkte er, dass über der Straße eine rötliche, flackernde Helle lag. Er verspürte Brandgeruch, lehnte sich hinaus und sah, dass das Parterre des schräg gegenüberliegenden Hauses Nr. 1235 bereits in hellen Flammen stand.
    Der Steuerberater rannte zum Telefon, wählte den Notruf und alarmierte die Feuerwehr. Dann stürzte er auf die Straße, schrie um Hilfe und bemühte sich, die Bewohner des brennenden Hauses zu alarmieren.
    Das Parterre brannte bereits lichterloh. Das Feuer schien in der Praxis eines Arztes ausgebrochen zu sein. Schon zerknallten von der Hitze die ersten Glasfenster.
    Die ersten Leute stürzten aus dem brennenden Haus. Zum Glück waren die Stufen des Treppenhauses aus Stein, sodass die Flammen hier keine Nahrung fanden.
    Niemand von all den Menschen, die nun von allen Seiten herbeiliefen, die meisten von ihnen mangelhaft bekleidet, beachtete den schwarzen Wagen, der am Straßenrand stand.
    Ein paar Minuten nach dem Anruf rasten mit ohrenbetäubendem Klingeln die Wagen der Feuerwehr herbei. Streifenwagen der Cops folgten unter Sirenengeheul. Feuerwehrschläuche rollten über die Straße, Leitern schraubten sich in die Höhe.
    Der Chef der Feuerwehrabteilung erkannte rasch, dass der Brand nicht so schlimm war, wie es auf den ersten Blick aussah. Das Feuer fand vom Parterre keine rechte Nahrung nach oben. Das Treppenhaus würde intakt bleiben, obwohl von der Hitze die Tapeten züngelnd zu brennen begannen.
    Er gab Anweisung, das Haus zu räumen. Seine Männer drangen ein, um die Bewohner der oberen Stockwerke, die sich nicht durch den rauch- und hitzeerfüllten Flur wagten, mit mehr oder minder sanfter Gewalt ins Freie zu führen.
    Niemand achtete darauf, dass der schwarze Wagen sich vom Bürgersteig löste, dass er einen Halbkreis quer über die Straße beschrieb und dann plötzlich schnell davonfuhr.
    Ein Feuerwehrmann bemerkte, dass ein Mann, der aus dem Haus Nr. 1235 stammte und nur mit Hemd, Hose und Pantoffeln bekleidet war, zusammenbrach.
    Er rief nach dem Rettungsdienst, und zwei Sanitäter beugten sich über den Zusammengebrochenen. Es war ein älterer Mann.
    »Ohnmächtig geworden«, sagte einer der Sanitäter.
    »Tragen wir ihn in den Wagen«, schlug der andere vor. »Es ist zu kalt, um ihn hier zu behandeln. Er könnte sich auf dem Pflaster eine Lungenentzündung holen.«
    Während sein Kamerad die Beine des Ohnmächtigen fasste, griff er ihm unter die Arme. Dabei fühlte er Feuchtigkeit an den Händen. Er ließ noch einmal los und hielt die Hände ins Licht. Sie schimmerten rot.
    »Du…«, stieß er hervor, »er blutet!«
    Die Männer wechselten einen Blick. Dann bückten sie sich und drehten den Reglosen mit geübten Griffen auf das Gesicht.
    In Schulterhöhe war das Hemd des Mannes blutig.
    »Chef! Kommen Sie bitte her!«
    Der Kommandeur stampfte mit großen Schritten herbei. Er sah das Hemd.
    »Los!«, befahl er. »Seht nach, was er für Verletzungen hat!«
    Sie zertrennten das Hemd. Dann standen alle drei wie erstarrt.
    »Das… das sind Schusswunden«, sagte der Feuerwehrchef. Er richtete sich auf und brüllte durch das Knallen der Flammen und das Zischen des Wassers: »Sergeant!«
    Der Führer eines der Streifenwagen kam im Laufschritt herbei.
    ***
    Als ich am Tatort eintraf, alarmiert durch einen Anruf von Lieutenant MacGish, waren der technische Dienst und Dr. Laurent schon mit ihrer Arbeit fertig.
    Ich sah den Toten an. Ein einfaches, biederes Gesicht, ein Mann von sechzig Jahren oder noch

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