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0050 - Der Mörder aus der Bronx

0050 - Der Mörder aus der Bronx

Titel: 0050 - Der Mörder aus der Bronx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Einbrecher, mit denen sie umgehen, haben nie einen Mord auf dem Gewissen, so daß Morgan uns einen Hinweis geben kann, ohne sein eigenes Geschäft in Gefahr zu bringen.«
    »Gut und schön, Cotton, aber ich zweifle daran, daß Morgan heute noch als Hehler arbeitet. Wir erwischten ihn zwar einmal um ein Haar bei einem Handel mit gestohlenen Pelzen. Aber seitdem haben wir ihn über ein Jahr lang beobachtet, ohne ihm die geringste Kleinigkeit nach-weisen zu können.«
    »Glauben Sie, er lebt wirklich vom Handel mit Antiquitäten?«
    MacGish hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    ***
    Als ich am späten Nachmittag des nächsten Tages im Büro saß, meldete mir die Zentrale den Besuch von Miss Lendal.
    Ich war überrascht, ausgerechnet einen Besuch der Dame zu bekommen, die ich nicht eben höflich behandelt hatte. Ein paar Minuten später saß sie mir gegenüber auf einem der harten Stühle des Zimmers und drehte nervös ihre Handschuhe zwischen den Fingern.
    »Was kann ich für Sie tun, Miss Lendal?«, erkundigte ich mich.
    Sie fand nur schlecht den Anfang.
    »Es handelt sich um Mr. Laroche«, stieß sie schließlich hervor. »Ich möchte nicht, dass Sie einen falschen Eindruck von ihm bekommen.«
    »Sie glauben, wir könnten ihn im Verdacht haben, er hätte etwas mit der Ermordung seines Angestellten zu tun.«
    »Um diese Befürchtungen zu zerstreuen, bin ich hier«, sagte sie hastig. »Arthur benimmt sich manchmal so seltsam, dass es verständlich wäre, wenn Sie ihn in den Kreis der Verdächtigen einbeziehen würden. Aber ich kenne ihn seit seiner Geburt. Niemals könnte Arthur einen Menschen töten. Er ist viel zu…«, sie suchte nach dem richtigen Ausdruck, »… zu zart dazu.«
    Nach und nach erzählte sie mir so etwas wie die Familien- und Lebensgeschichte von Arthur Laroche. Sie hatte an dem Kind, dessen Mutter bei der Geburt starb, Mutterstelle vertreten. Wahrscheinlich war sie auch die Geliebte von Arthurs Vater, aber das interessierte mich nicht. Jedenfalls hing sie an dem Jungen und später an dem Mann. Mit Schrecken hatte sie wahrgenommen, dass Arthur einen Hang zu exzentrischen Maßnahmen und einer extravaganten Lebensführung hatte, der erst voll zum Ausbruch kam, als der alte Laroche starb. Er war voller verrückter Pläne, warf alle alten Angestellten hinaus, stellte den Betrieb auf den Kopf, verbot jeden Kontakt zwischen Verwaltung und Betrieb, verfolgte einmal die Geschäftsführung mit Energie und kümmerte sich zu anderen Zeiten überhaupt nicht um die Firma.
    »Oft verschwindet er für Wochen«, sagte Miss Lendal. »Ich glaube, er hat irgendwo ein Landhaus gekauft, aber nicht einmal ich weiß, wo sich dieses Haus befindet. Er hat einen großen Freundeskreis, hauptsächlich Maler, Musiker, Studenten, aber oft zieht er sich auch von ihnen völlig zurück. Dabei verfügt Arthur über eine hohe Intelligenz. Er weiß auf vielen Gebieten vorzüglich Bescheid. Manchmal glaube ich fast, dass er ein Genie ist, aber er ist zu unstet, um ein vernünftiges Leben zu führen. Wenn er sich nicht ändert, so wird die Firma an seiner Art zugrunde gehen. Schon heute ist Laroche & Laroche verschuldet.«
    »Vielen Dank für die Aufklärung, Miss Lendal«, sagte ich, »aber ich kann nicht finden, dass irgendein Zusammenhang mit dem Tod von Robert Meyler besteht. Hatte Laroche ein besonderes Verhältnis zu Meyler? Ich meine: Waren sie zum Beispiel befreundet?«
    »Ich glaube, als Meyler bei uns anfing, hatte Arthur wohl zunächst eine besondere Vorliebe für ihn, und sicher war Robert Meyler bereit, für Arthur durchs Feuer zu gehen. Die Freundschaft kühlte sich aber rasch ab.«
    Ich rieb mir das Kinn.
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte sie rasch. »Um wie viel Uhr wurde Meyler ermordet?«
    »Ungefähr gegen zehn Uhr abends.«
    »Zu dieser Stunde war Arthur in seinem Zimmer.«
    »In dem Glaskäfig über der Fabrik.«
    »Ja. Ich kann es bezeugen. Ich war noch im Werk. Ich telefonierte mit ihm, und später spielte er mir auf seiner Geige vor. Er bat mich extra deswegen heraufzukommen.«
    »Sie würden das beschwören, Miss Lendal?«
    Sie nickte heftig mit dem Kopf.
    Ich stand auf.
    »Schön, Miss Lendal«, sagte ich. »Sie werden vorläufig keine Gelegenheit zu diesem Schwur haben. Ich sehe bisher keine Veranlassung, Arthur Laroche vor den Richter zu bringen.«
    Sie verabschiedete sich und ging in aufrechter Haltung hinaus, und trotzdem verrieten ihre Schultern die Last, die sie trug.
    Ein paar Minuten

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