0050 - Der Mörder aus der Bronx
durch das Feuer entstandene Verwirrung, um ihr Vorhaben auszuführen.«
»Dann hätten sie ja wissen müssen, dass das Feuer ausbrach!«, rief Webster geradezu empört.
»Sie haben es nicht nur gewusst, sie haben den Brand gelegt. Das Untersuchungsergebnis des Feuerschutzamtes liegt noch nicht vor, aber…«
»Stopp mal, Jerry«, mischte sich Phil ein. »Du hast jetzt gerade behauptet, dass die Gangster den Brand nur entfacht hätten, um Thomas Coocher auf die Straße zu locken. Das wäre ein verteufelt umständliches Verfahren, um ein Opfer vor die Pistole zu bekommen, dessen Beruf es ist, nachts unterwegs zu sein. Ich meine, für die Gangster hätte es da einfachere und leichtere Wege gegeben, ihr Ziel zu erreichen.«
Phils Einwurf berührte einen Punkt, den ich bisher übersehen hatte. Es war tatsächlich unsinnig zu behaupten, dass die Mörder einen ausgedehnten Brand anlegten, um ihr Opfer vor die Pistole zu bekommen. Gerade wenn die Tat von einer Mord-Firma ausgeführt worden war, musste man annehmen, dass die Burschen sich nicht auf solche Unsicherheitsfaktoren einließen, wie sie bei einem Brand und der dadurch hervorgerufenen Panik und dem Menschenanlauf geradezu zwangsläufig gegeben waren.
»Hören Sie, Cotton«, unterbrach Webster meine Gedanken. »Haben Sie eigentlich festzustellen versucht, ob zwischen Robert Meyler und Coocher irgendwelche Beziehungen bestanden?«
»Ja, aber ich habe keine solchen Beziehungen feststellen können, es sei denn, sie betrachteten es als Beziehung, dass Coocher bei seinen nächtlichen Rundgängen auch an dem Gebäude der Fabrik vorüberging, in dem Meyler tagsüber arbeitete. Coocher war Angestellter der Bronx Wach- und Schließgesellschaft. Er betreute die Geschäfte und einige Häuser der 52., der 54. und der 56. Straße, aber nur Ladengeschäfte und einige Privathäuser. Die Firma Laroche & Laroche, bei der Meyler arbeitete, gehört nicht zu den Kunden der Bronx Wach- und Schließgesellschaft.«
»Ich glaube, wir werden uns zu einer höllischen Kleinarbeit entschließen müssen«, sagte Phil.
»Verdammt«, knurrte ich. »Es wird uns nichts anderes übrig bleiben.«
***
Die Kleinarbeit sah so aus, dass ich im Leben von Thomas Coocher herumstöberte, um irgendeinen Anhaltspunkt zu bekommen. Ich muss Ihnen sagen, das war ein hoffnungsloses Unterfangen. Wenn irgendwer still und unauffällig gelebt hatte, dann war es dieser arme alte Mann gewesen, der seit Jahren Witwer war und das Leben eines kleinen Rentners führte, der sich durch seine nächtliche Tätigkeit ein paar Dollars hinzuverdiente.
Natürlich hatte er viele Leute gekannt, aber alle waren sie voll des Lobes über den Alten. Es gab nicht die winzigste Spur, von der aus ein Zusammenhang zu irgendwelchen dunklen Ereignissen zu konstruieren war, in denen sich das Motiv für den Mord gefunden hätte.
Ich erhielt den Bericht des Feuerschutzamtes. Er enthielt die Bestätigung, dass es sich um einen gelegten Brand handelte, den die Burschen mit einem Benzinkanister ins Werk gesetzt hatten. Und damit war endgültig erwiesen, dass sich die Mordbande tatsächlich dieses umständlichen Verfahrens bedient hatte, um den Alten vor ihre Pistolen zu bekommen.
Natürlich kam mir auch der Gedanke, daß der Brand den Zweck erfüllte, die Praxis des Arztes zu vernichten. Aber wo lag der Zusammenhang mit dem Mord?
Phil hatte bei seinen Nachforschungen unter den Bewohnern des Hauses 1235 etwas mehr Glück. Er hatte die Theorie, die ich seinerzeit um die Zahnbürste auf dem Garderobentisch in Meylers Wohnung entwickelt hatte, nicht vergessen.
In Thomas Coochers Wohnung fand sich zwar kein Gegenstand, der darauf schließen ließ, dass Coocher vor seinem Tod den Besuch eines Hausierers bekommen hatte, aber Phil machte sich die unendliche Mühe, die Hausbewohner und dann noch die Besitzer und Einwohner der Läden und Häuser zu befragen, die Coocher auf seinen Rundgängen betreute. Er geriet an den Besitzer eines Süßwarengeschäftes, der an dem Abend vor dem Brand in seinem Geschäft eine Bestandsaufnahme gemacht hatte und daher noch dort war, als Coocher seinen ersten Rundgang machte. Sie hatten einen kleinen Schwatz miteinander gehalten, und Coocher hatte heftig auf die Hausierer geschimpft, besonders auf die Puerto Ricaner, die die Lästigsten von allen wären.
»Er scheint also von einem puertoricanischen Hausierer belästigt worden zu sein«, kommentierte Phil seinen Bericht, »und obwohl er dem Schokoladen-Mann nicht
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