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0051 - Das Schiff der toten Seelen

0051 - Das Schiff der toten Seelen

Titel: 0051 - Das Schiff der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Schwert, Meister des Übersinnlichen, denn wir sehen uns wieder! Aber nicht an diesem Ort wird es sein. Von diesem Ort kann ich dich und deine Freunde nicht hinwegführen, hier kann ich nur noch kurze Zeit verharren, bis die Mächte mich rufen, denen auch ich Untertan bin…«
    »Das Amulett«, sagte Zamorra heiser.
    »Das Amulett der letzten Gralshüter, Merlins geheiligter Talisman – er befindet sich in den Händen der Piraten…«
    »Ich werde ihn holen. Merlin wird mit mir sein und seine Hand über mich halten, für diese wenigen Minuten noch. Schnell muß es gehen! Sehr schnell… Nicht nach Stundenmaß zählt das Leben meines Geistes, aber Unheil ist, wo das Ewige in die Zeit bricht und die Zeit in das Ewige …«
    Bei den letzten Worten verblaßte die durchsichtige Gestalt.
    Von einem Sekundenbruchteil zum anderen verschwand sie, schien sich buchstäblich in Luft aufzulösen – und mit einem leichten Schauer lauschte Zamorra den dunklen Worten nach, die immer noch in ihm klangen.
    Erst jetzt wurde ihm wieder die Gegenwart der anderen bewußt.
    Richard von Toul und seine Brüder, die in staunendem Schrecken gelähmt waren.
    Leonardos unruhig werdende Atemzüge.
    Und Bill und Nicole, die das Schauspiel gebannt verfolgt hatten, die es besser und schneller begriffen als die überwältigten Kreuzritter – und die trotz allem wie unter einem Zauber standen, aus dessen dunkler, traumhafter Magie sie sich nur langsam zu lösen vermochten.
    Nicoles Augen brannten in tiefem, verwundertem Feuer.
    Mit einem seufzenden Atemzug wandte sie sich um. Und fast widerwillig schien sie die Stille zu brechen, die Albans Stimme mit einer Melodie aus einer anderen, lichteren, geheiligten Welt erfüllt hatte.
    »Der Dämon«, formten ihre Lippen – leise und fragend.
    »Es ist getan«, sagte Zamorra ruhig. »Er ist tot, ist vernichtet in seiner unnatürlichen, dämonischen Existenz. Er wurde wieder, was er war: Der dunkle, zwiespältige Teil von Leonardos Selbst, die Nachtseite seiner Seele.«
    »Die Nachtseite«, wiederholte die junge Frau leise und nachdenklich. »Die Kraft, die ihn vernichten wird und ins Unglück stürzen, nicht wahr?«
    Zamorra zögerte.
    Sein Blick tastete zu Leonardos Gesicht – ein Blick, vor dem für Sekunden alles zu versinken schien außer den entspannten, friedlichen Zügen des Schlafenden.
    »Vielleicht«, sagte er leise. »Vielleicht haben wir in diesen Sekunden Leonardos Schicksal besiegelt. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, daß wir keine andere Wahl hatten…«
    ***
    Ben Marut, der Pirat, war allein in seiner Hütte.
    Die Freunde, die schöne Tänzerin, selbst seinen engsten Vertrauten – er hatte sie weggeschickt. Schlaf fand er nicht, unruhig lief er in dem schwach erhellten Raum auf und ab, eine seltsame Erregung trieb ihn umher – und doch wollte er in dieser Nacht allein sein. Er grübelte.
    Immer wieder kehrten seine Gedanken zu den gefangenen Kreuzrittern zurück, zu jenem Mann, der den Spähtrupp geführt und dem er das seltsame vom Hals gerissen hatte. Etwas von der dunklen Zwiespältigkeit Leonardos, von der unbestimmten, noch gestaltlosen Trauer war auf Ben Marut übergesprungen. Jener Fremde schien keine Furcht zu kennen, schien gleichgültig zu sein gegen das Schicksal, das ihm drohte – als sei sein Geist in einem anderen Drama befangen, gegen das alles Äußere verblaßte. Der Blick des Piraten haftete an dem Amulett. Er bereute plötzlich, es an sich genommen zu haben, fürchtete sich davor, es zu behalten – empfand ganz deutlich, daß er an etwas gerührt hatte, an das er nicht rühren durfte. Wer es wagte, dem Geschick in den Arm zu fallen, den würde das Geschick schlagen, sagten die Weisen. Und jener Fremde – war das Walten eines düsteren Schicksals nicht spürbar um ihn wie eine Aura? Hatte er seinen eigenen Unstern mit sich getragen an dieser Silberkette, die jetzt zerrissen war? Ben Marut preßte die Lippen zusammen, lauschte in sich hinein – und wie als Antwort auf die unausgesprochene Frage war da eine geisterhafte Stimme, die von überall gleichzeitig zu kommen schien und sich doch nur in seinem Gehirn zu Worten und Sätzen formte.
    »Marut!« klang es. »Ben Marut, höre mich! Ein Geist bin ich. Ein mächtiger Fürst aus der Dimension des Lichts und einer der Hüter des Amuletts, das du mit frevelnder Hand berührtest…«
    Der Pirat blieb starr stehen.
    Er hielt den Atem an, lauschte. Kein Zweifel, die Stimme war da – und ihre Worte besaßen eine dunkle,

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