0051 - Horror-Kreuzfahrt
dem Schiff. Und jede einzelne war luxuriös eingerichtet. Mahagoniholz, getäfelte Wände, Bars, Duschen, eine Sauna und natürlich Betten.
Im Augenblick machten sich die Girls für den Abend zurecht. Falco Faretti hatte sich ein wenig zurückgezogen und lag – nur mit seinem seidenen Hausmantel bekleidet – auf dem Bett. In der rechten Hand hielt er ein Whiskyglas.
Faretti war müde. Der vergangene Abend war schwer in die Knochen gegangen, und so war es nicht verwunderlich, daß er einnickte. Dabei kippte das Glas nach links. Faretti merkte nichts, bis ihm der Whisky ins Gesicht lief.
Fluchend fuhr er hoch. Der Alkohol brannte in seinem linken Auge. Er sah auf das leere Glas in seiner Hand und schleuderte es wütend gegen die Wand, wo es zerbrach.
»Shit!«
Falco Faretti hatte es sich angewöhnt, international zu fluchen. Diesmal war die englische Sprache an der Reihe.
Er schwang sich von seinem französischen Bett, preßte eine Hand vor das Auge und verschwand im Waschraum. Faretti war ein Weichling. Er konnte alles vertragen, nur keine Schmerzen. Das Brennen im Auge machte ihn fast verrückt.
Die Wasserhähne in seiner Kabine waren vergoldet. Er drehte sie auf, schöpfte Wasser in die hohlen Hände und klatschte es sich ins Gesicht.
Langsam ließ das Brennen nach.
Er sah nicht, daß die Tür geöffnet wurde und die barbusige Sandra ihren schwarzhaarigen Lockenkopf in die Kabine steckte. »Hallo, Falco-Darling, wo steckst du?« Als Faretti die Stimme hörte, drehte er durch. Er packte einen Zahnputzbecher aus Kunststoff und schleuderte ihn durch den Türspalt in Richtung des Girls.
Sandra bekam den Becher gegen den Kopf.
Sie schrie: »Aua!«
Und Faretti brüllte: »Hau ab, du Nutte!«
Ohne ein Wort zu sagen, schloß Sandra die Tür.
Falco Faretti trocknete sich ab und verließ den schmalen Duschraum. Dem Becher gab er einen Tritt, daß er auf das Bett flog.
Als es klopfte, lief Farettis Gesicht rot an. »Wer ist da, zum Teufel?«
»Gordon!«
»Komm rein.«
Gordon Gray war ein Spinner. Er selbst nannte sich ein Genie. Gray malte. Er entwarf die Figuren, die hinterher auf den Modellkleidern des Modezaren zu sehen waren.
Gray behauptete von sich, der Schönste zu sein. Er trug eine hautenge rote Lederhose und die dazu passende Jacke. Auf ein Hemd hatte er verzichtet. Er liebte es, das Leder auf der nackten Haut zu spüren.
»Störe ich?« fragte er und kämmte mit seinen fünf Fingern der rechten Hand das wellige Blondhaar.
»Kaum.«
Gray kicherte und schloß die Tür. Dann sagte er: »Hier riecht es nach Whisky.«
»Besser als nach…«
Gray lachte. »Hör auf, Falco, ich weiß, was du sagen willst. Aber ich bin ein Kulturmensch, und so etwas stößt mich ab.«
»Meinetwegen.«
Gray nahm Platz. Mit einer weibischen Bewegung schlug er beide Beine übereinander.
»Hör zu, Gray«, sagte Faretti. »Wir machen eine Fahrt mit heißen Girls, und du hast oft genug mit einer Perle rumgemacht. Deshalb wirst du dich auch hier beherrschen oder leben wie ein Eremit.«
Gray schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nicht, was du hast, Falco. Es ist doch alles in Ordnung. Was meinst du, wie scharf ich auf die schwarze Sandra bin.«
Falco Faretti lächelte unecht. »Gut, Gordon, dann sind wir uns einig. Und weshalb besuchst du mich?«
Gordon Gray fuhr mit einem Finger seinen schmalen Nasenrücken entlang und ließ die Spitze auf der Unterlippe kleben. Ohne den Finger wegzunehmen, sagte er: »Ich habe mich vorhin zwei Stunden in meiner Kabine eingeschlossen und die Karten gelegt.«
»Hör auf mit dem Mist.« Der Modezar winkte hastig ab.
»Das ist kein Mist.«
»Okay, erzähle schon.«
»Die Karten lagen schlecht. Sogar sehr schlecht. Wie ich sie auch legte und aufdeckte, weißt du, welche zum Schluß immer oben lag?«
»Nein.«
»Der Tod!« sagte Gordon Gray mit Grabesstimme, und es war ihm furchtbar ernst mit den Worten.
»Was hat der Sensenmann mit uns zu tun?« fragte Faretti.
»Ja, bist du denn des Wahnsinns, Falco? Wir dürfen nicht mehr weiterfahren. Wir müssen die Reise abbrechen, das ist es. Sofort.«
Falco Faretti nickte. »Wunderbar, Gordon. Du kannst die Reise abbrechen. Spring sofort über Bord, die Haie werden sich freuen, und deine Karten haben recht gehabt.«
Gray rang die Hände. »Du verstehst mich nicht, Falco, oder du willst mich nicht verstehen.«
»Ich verstehe nur, daß du Schiß hast.« Faretti stand auf und trat dicht an Gordon Gray heran. »Weißt du was, mein Lieber,
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