0051 - Horror-Kreuzfahrt
Augen und hatte endlich freie Sicht.
Eine Fledermaus entdeckte ich.
Sie schwebte über dem Schiff und zog dort ihre Kreise. Es sah schaurig aus, wie sie die riesigen Flügel bewegte und dann vom Aufwind getragen wurde. Manchmal verdunkelte sie den Mond, dann wieder hob sie sich vor dem Erdtrabanten ab wie die skurrile Figur eines surrealistischen Malers.
Von ihr drohte mir vorerst keine Gefahr.
Aber wo steckte der zweite Vampir?
Ich drehte mich vorsichtig und ging dabei auf die Knie. Dann schaute ich über die Backbordseite hinweg.
Ich bekam einen Schreck.
Der zweite Riesenvampir flog dicht über der Wasseroberfläche dahin. So nah, daß ich das Gefühl hatte, seine Schwingen würden die Wellen berühren.
Und das Biest hatte ein Ziel.
Mein Boot.
Sofort machte ich mich klein. Schon hörte ich das Rauschen der gewaltigen Flügel. Es übertönte sogar das Klatschen der Wellen gegen den Schiffsrumpf.
Nicht daß ich Angst hatte, nein, mit Flugvampiren hatte ich bereits oft genug gekämpft, aber hier war die Umgebung anders. Ich konnte nicht fliehen, mich verstecken oder Deckung suchen. Mein Aktionsradius war auf das kleine Boot begrenzt.
Und das ärgerte mich.
Die Fledermaus schien mich noch nicht entdeckt zu haben, denn sie flog sehr ruhig und fegte in etwa fünf Yards Entfernung an meinem Boot vorbei.
Ich atmete auf.
Große Lust, mich auf einen Kampf einzulassen, hatte ich nicht. Eine Auseinandersetzung würde sicherlich vom Schiff aus bemerkt werden, und die Leute dort waren nicht gerade meine Freunde. Zwar hatte ich es bei der Besatzung nicht mit Dämonen zu tun, aber die Kerle waren üble Verbrecher, die für Geld alles taten, auch mordeten.
Ich peilte über die Bordwand und sah außer der Fledermaus noch die dreieckigen Flossen der Haie.
Ich fragte mich, aus welchem Grund die Vampire über dem Wasser kreisten und nicht auf dem Schiff blieben. Vielleicht waren sie Aufpasser, sollten das Nahen einer Gefahr melden und den Gelben Satan vor irgendwelchen Gefahren abschirmen.
Wieder stieg das Riesenbiest in die Luft. Pfeilschnell wie eine Rakete. Ich verfolgte sie, drehte dabei den Kopf und bemerkte im letzten Moment die zweite Fledermaus, die sich von der Backbordseite meinem Boot näherte.
Hastig zog ich den Kopf ein und warf mich auf die Planken.
Mein Glück.
Hautnah fegte der Vampir über mich hinweg. Ich spürte den Luftzug, der an meinen Haaren zerrte.
Der Vampir drehte.
Jetzt galt es.
Er kam von vorn.
Wuchtig, unheimlich in seiner Größe und blitzschnell. Weit war das Maul geöffnet. Die nadelspitzen Zähne schimmerten.
Ich kniete im schaukelnden Boot. Breitbeinig, so daß ich einigermaßen die Balance halten konnte.
Da war die Fledermaus heran.
Ich warf mich nach links, riß gleichzeitig den rechten Arm mit der Pistole hoch und schoß.
Die Silberkugel flirrte aus dem Lauf. Ich hatte dicht unterhalb des Vampirkopfes auf die breite Brust des fliegenden Monsters gezielt und voll getroffen.
Der Blutsauger jagte an mir vorbei. Sein rechter Flügel streifte mich. Ich bekam einen harten Schlag gegen die Hüfte und wurde zur Seite geworfen. Dabei stieß ich mir schmerzhaft die Schulter. Doch das war unwichtig.
Mich interessierte nur die Bestie und was aus ihr geworden war.
Sie war noch über das Boot hinweg geflogen und versuchte, in den nachtdunklen Himmel zu steigen.
Auf halbem Weg wurde der Steigflug gestoppt. Plötzlich klappten die Flügel ein, wurden brüchig, und ich sah die Hälfte des linken Flügels abbröckeln und auf das Wasser klatschen.
Der Vampir stieß einen klagenden Schrei aus, der mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Dann fiel er wie ein Stein in die Tiefe, schlug auf die Oberfläche des Wassers und war verschwunden.
Sofort schossen die Haie heran. An der Einsturzstelle begann das Wasser zu brodeln.
Sehen konnte ich nichts. Ich wußte jedoch, daß auch die Haie kein Opfer finden würden, denn der Vampir löste sich auf.
Er wurde zu Asche.
Ich drehte mich und warf einen Blick zum Schiff hinüber. Die zweite Fledermaus hatte mitbekommen, was geschehen war. Sie setzte dicht hinter dem Heck zu einer weichen Landung an und verwandelte sich bereits während des Flugs.
Laute Stimmen drangen an meine Ohren. Wahrscheinlich hatten die anderen meine Flucht erst jetzt entdeckt.
Plötzlich sah ich einen Chinesen an der Reling stehen. In seinen Fäusten schimmerte etwas, das ich im ersten Augenblick nicht erkannte, dann jedoch als Maschinenpistole
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