0053 - Der Hexer aus der Todeszelle
kommt nach Santana einer, der noch skrupelloser ist als er. Dann gibt es in absehbarer Zeit eine gewaltige Explosion und eine Menge Tote. Meine Aufgabe ist es, das zu verhindern.«
Zamorra erkundigte sich: »Hat Santana mit dem Mord an Lyman zu tun, Mr. Segal?«.
Der Direktor schaute dem Professor kurz in die Augen und nickte dann.
»Jetzt, wo Robinson tot ist, ist das so gut wie sicher.«
»Ich bin der Auffassung«, sagte Zamorra und steckte sich eine Zigarette an, »dass es von jetzt an wichtiger denn je ist, die Namen der anderen Mörder zu erfahren. Lyman wird wiederkommen. Er wird erneut zuschlagen. Nur wenn wir die Namen seiner Mörder kennen, können wir diese Leute vor ihm schützen.«
Segal nickte. »Das leuchtet mir ein. Aber wie stellen Sie sich das vor? Die Häftlinge nehmen die Zähne nicht auseinander. Ich habe mir einige von ihnen vorgenommen. Natürlich habe ich mir die weichsten unter ihnen ausgesucht. Aber selbst die waren noch hart wie Granit, als sie hörten, worum es mir geht.«
»Dann schleusen Sie einen Spitzel ein«, schlug Zamorra vor.
»Daran habe ich auch schon gedacht«, meinte Segal. »Aber ich habe niemanden, der dafür in Frage käme.«
»Wie wär’s mit mir?« fragte Zamorra spontan.
Bill blickte ihn verblüfft an. Amos Segal hob erstaunt den Kopf.
»Sie wollen sich wirklich einsperren lassen?«
»Könnten Sie das auf Ihre Kappe nehmen, Segal?«
»Nun ja, selbstverständlich, aber wenn Ihnen etwas zustößt, das könnte ich dann allerdings nicht auf mich nehmen.«
»Ich würde es auf mein eigenes Risiko tun. Bill Fleming ist mein Zeuge. Ich sehe für Sie keinerlei Schwierigkeiten, Mr. Segal.«
Der Direktor wollte sich nicht von Zamorra überfahren lassen. So etwas wollte gründlich überlegt sein, aber dazu reichte die Zeit nicht. Eine neue Nacht stand vor der Tür. In ein paar Stunden konnte Lyman sich schon sein nächstes Opfer holen. Die Entscheidung musste deshalb schnell gefällt werden.
Schwer seufzend und achselzuckend sagte Segal: »Also, in Gottes Namen, ich bin mit Ihrem Vorschlag einverstanden, Professor.«
»Eine Bedingung!«, sagte Zamorra.
»Und zwar?«
»Niemand darf wissen, wer ich bin. Ich muss genauso wie alle anderen Häftlinge behandelt werden. Keine Bevorzugung. Kein Kontakt von Ihrer Seite, solange ich dazu nicht grünes Licht gebe. Ich werde versuchen, Ihre schwachen Stellen anzuzapfen. Vielleicht gelingt es mir, Lymans Mörder zu packen.«
Segal akzeptierte alles, was Zamorra ihm vorschlug. Er nannte ihm einige Namen, an die er sich halten solle. Zamorra verlangte intuitiv, in Leif Cannons Zelle gesteckt zu werden.
Der Gefängnisdirektor hob erregt die Hand. »Himmel, wenn das bloß gut geht. Sie können alle täuschen, Zamorra. Nur Carl Lyman nicht.«
»Lyman wird mir nichts tun!«, sagte der Professor.
»Sind Sie sicher? Er hat Sie in seinem Haus gesehen. Er weiß, was Sie im Schilde führen.«
»Ich bin sicher, dass seine Rache Vorrang hat. Er wird zuerst versuchen seine Mörder zu töten. Vielleicht hält er sich dann an mich. Aber bis dahin sollten wir ihn bereits unschädlich gemacht haben.«
Amos Segal erhob sich. Er drückte Zamorra innig die Hand. »Ich wünsche Ihnen viel Glück, Professor.«
»Danke. Das kann ich gebrauchen.«
***
Noch am selben Tag kam Professor Zamorra per Gefangenentransporter in die Strafvollzugsanstalt. Ihm gegenüber saß ein kleiner Mann, der unentwegt vor sich hinstarrte. Man sah ihm nicht an, dass er zwei Frauen vergewaltigt und hinterher erdrosselt hatte. Neben dem Kleinen hockte ein bulliger Metzger. Er hatte Streit mit seiner Frau und deren Bruder gehabt. Beide waren erst einige Tage später in der Kühlkammer des Metzgerladens gefunden worden.
Zamorra und die anderen bekamen Sträflingskleidung ausgehändigt. Sie mussten ihre Sachen abgeben und einige Male unterschreiben. Dann öffnete sich für Zamorra die Zellentür. Sie knallte hinter ihm gleich wieder ins Schloss. Der Aufseher schnarrte: »Wäre prima, wenn ihr euch vertragen würdet! Sonst gibt es jede Menge Strafverschärfung für euch!«
»Ach, rutsch mir doch den Buckel runter«, sagte Leif Cannon so leise, dass es der Kalfaktor nicht hören konnte.
Der Aufseher ging. Zamorra lehnte sich ans Gitter und atmete erst einmal durch.
»Ich bin Leif Cannon«, sagte der schmale Junge.
»Zamorra«, sagte der Professor einsilbig. »Welches Bett ist frei?«
»Das obere.«
»Wie ist das Essen?«
»Annehmbar. Manchmal ist es ein Saufraß.
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