0054 - Der Zweikampf
herabschießenden Fluten ertrinken, wenn man nicht schleunigst eine Bodenerhöhung fand.
Port Venus lag auf einem ausgedehnten Felsplateau am hohen Steilufer des Äquatorialozeans. In dieser Gegend mußte das Gebirge mit dem großen Robotgehirn liegen, das mein Volk vor langer Zeit auf Venus erbaut hatte.
Rhodan hatte die gigantische Maschine in Besitz und in Betrieb genommen, obwohl ihm das nicht zugestanden hatte.
Zur Zeit war ich geneigt, ihm eine nachträgliche Genehmigung zu erteilen. Er hatte aus der Dschungelwelt allerhand gemacht.
Etwa achthundert Meter unterhalb des Plateaus begann der dampfende, fieberverseuchte Urwald. Es war durchaus nicht erstaunlich, daß das Institut für kosmische Infektionskrankheiten der größte und bedeutendste Bau am Ort war. Hier wurde hart und erbittert gegen die übermächtige und grausame Natur gekämpft.
Fast wöchentlich wurden neue, bisher unbekannte Krankheiten entdeckt, die fast alle ansteckend waren. Die Siedler, die mit mir gekommen waren, hatten noch auf der Erde mehr als dreißig Impfungen erhalten.
Meine Immunität war so gut wie sicher, da ich mich mit arkonidischen Seren selbst versorgt hatte.
Vor fünf Tagen war die kleine GLORIA mit feuerspeienden Triebwerken in die dichte Venusatmosphäre eingetaucht. Der Raumflughafen von Port Venus lag nur knapp fünfzig Meter über dem Meeresspiegel, was uns sofort den richtigen Begriff über venusische Verhältnisse vermittelt hatte.
Embros Tscheda, der als erster Mann das Schiff verlassen wollte, war in den aus dem Himmel herabschießenden Wasserfluten beinahe ertrunken. In wenigen Augenblicken hatte der ausgedehnte Hafen einem reißenden Flußbett geglichen.
Wir hatten Embros gerade noch fassen können, ehe er von den wirbelnden Wassermassen in den glutenden Impulsstrom eines startenden Fernraumschiffes hineingespült wurde.
Das war also der erste Eindruck gewesen. Zehn Minuten später war der Himmel wieder so „klar" gewesen, wie es für Venus typisch war. Die mächtige Wolkendecke erlaubte selten einen Blick auf die Sonne.
Beklemmend heiße Wasserdampfschwaden waren vom Panzerplast-Beton des Hafens aufgestiegen, und es hatte so ausgesehen, als wären wir in einer überdimensionalen Waschküche gelandet.
Genau 53,4 Grad Celsius hatten wir gemessen, als wir aus der Schleuse marschierten. Obwohl es sich um hundertfach gesiebte, kerngesunde Menschen handelte, hatten zwei Frauen die Besinnung verloren.
Die Wärme an sich war erträglich, nicht aber die hohe Luftfeuchtigkeit. Sie machte das Klima mörderisch.
Am Horizont begann bereits der Urwald. Ich kannte ihn aus früheren Zeiten, weshalb ich nicht jenen Täuschungen unterlag, denen sich die Kolonisten noch immer hingaben.
Zwei Stunden später waren wir mit starken Hubschraubern nach Port Venus gebracht worden. Die Stadt lag 850 Meter über dem Meeresspiegel, nur hatte das ausgedehnte Felsplateau, auf der man sie errichtet hatte, zum Ausbau des Raumhafens nicht mehr ausgereicht.
Immerhin war das Klima in dieser Höhe erträglich, weshalb man die Unterkünfte für die ankommenden Auswanderer auch hier oben angelegt hatte.
Augenblicklich waren die venusischen Behörden dabei, den Siedlern die vorbestimmten Landgebiete zuzuteilen. Ich durfte mich nicht ausschließen, wenn ich nicht Verwunderung und Argwohn erregen wollte.
Die Überprüfung unserer Einwanderungspapiere war eine nervenzermürbende Zeremonie gewesen.
Hohe Beamte und erfahrene Dschungeloffiziere, hatten teils salbungsvolle, teils sehr hart klingende Worte gesprochen, in denen die Begriffe „Krankheiten, Dschungelbestien, giftige Reptilien, Rodung und klimatische Bedingungen" immer wieder vorgekommen waren. Es stand ihnen allerhand bevor, meinen Freunden aus der alten GLORIA.
Heute hatte ich zum ersten Male Urlaub erhalten. Sofort nach der Ankunft hatte ich einige Zeilen geschrieben und sie der anscheinend gut funktionierenden Venuspost anvertraut.
Ich hatte den völlig unverfänglichen Brief vorsichtshalber postlagernd aufgegeben. Wenn Marlis Gentner mittlerweile schon eingetroffen war, würde sie täglich auf dem Postamt nachfragen.
Ich hatte sehnsüchtig gewartet, bis mir vor einigen Stunden die erhoffte Nachricht ausgehändigt worden war.
Mein „guter alter Freund" Gunter Vießpahn, der schon vor mir zur Venus gegangen war, hatte mich zu einem Bummel durch Port Venus eingeladen.
Als mir der Brief in der Ausgabestelle überreicht wurde, hatte mich ein Sergeant des Sicherheitsdienstes
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