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0054 - Der Zweikampf

Titel: 0054 - Der Zweikampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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derbe Kunstfaserkleidung sich wesentlich von den eleganten Anzügen der Verwaltungsleute unterschied.
    Zwei Polizisten standen in lockerer Haltung vor dem breiten Portal. Als ich an ihnen vorüberging, erreichte mich ein kurzes Auflachen.
    „He da, Frischling, hast du jetzt schon Sehnsucht nach der Erde?"
    Ich drehte mich um und schaute die lachenden Männer an. Sie trugen schwere Schockgewehre und wulstige Funkhelme. Anscheinend standen sie ständig mit ihrer Zentrale in Verbindung.
    „Frischling" hatten sie mich genannt! Das war der Spitzname für die soeben angekommenen Neusiedler.
    „Ist es hier immer so heiß?" fragte ich etwas kläglich.
    Ihr Gelächter steigerte sich noch. Ich ging wortlos weiter, bis ich plötzlich einen untersetzten, dunkelhaarigen Mann mit einem wallenden Vollbart entdeckte. Er trug Siedlerkleidung und einen gefährlich aussehenden Energiestrahler.
    Er erkannte mich anscheinend sofort. Zwischen den wirren Barthaaren entstand ein klaffendes Loch, aus dem gleich darauf ein Freudengebrüll ertönte.
    Ich war etwas erschüttert! Da hatte Marlis aber einen tollen Burschen geschickt.
    Er schlug so hart zu, daß es mir noch tagelang wehtat. Dazu schrie mir der Wüterich Kosenamen und weinerliche Glückwünsche ins Ohr, daß ich um mein Gehör bangte.
    „Ich bin Gunter Vießpahn", sagte er leise zwischen zwei Atemzügen. „Los, wir müssen hier verschwinden."
    Er faßte mich unter und begann lauthals singend auszuschreiten.
    „Wenn ein richtiger Mann kommt, haben zwei nichtsnutzige Stadt-Maden Platz zu machen!" brüllte mein neuer Freund den Polizisten zu.
    Sie gaben eine Antwort, die ich hier nicht wiederholen kann. Das war ja ein fürchterlicher Umgangston.
    Ich war entsetzt, bis ich mich daran erinnerte, daß dieser ganz typisch war für einen jungen Kolonialplaneten.
    Der Bärtige schleifte mich in das Museum hinein, wo es im Kellergeschoß eine angenehm temperierte Gaststätte geben sollte.
    „Bist du aufgefallen?" fragte er leise. „Ich weiß nicht. Dein Brief wurde gelesen. Mir blieb keine andere Wahl", gab ich hastig zurück.
    „Schlecht, mein Junge. Was hast du den Schnüfflern erzählt?"
    Mit meiner Erklärung war er zufrieden. Ich hatte mich nach den verschlüsselten Andeutungen zwischen den Zeilen gerichtet. Demnach war Gunter Vießpahn vor zwei Jahren auf Venus gelandet. Er stammte aus Friesland, wo wir uns früher kennenlernten.
    Das „angenehm temperierte" Lokal war eine fürchterliche Kaschemme, in der es von Kolonisten wimmelte. Man machte sich einen Spaß daraus, im Kellergeschoß des Erdmuseums mit allen möglichen Heldentaten zu protzen. Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut.
    „Wir trinken einen Purly und verschwinden", belehrte mich Vießpahn.
    „Sieh dich nicht so argwöhnisch um. Es ist alles klar. Marlis wartet auf dich. Wir waren vorsichtig."
    Davon war ich nun gar nicht so hundertprozentig überzeugt. Diese Leute kannten die Solare Abwehr nicht. Ich fragte knapp: „Weiß man, daß du Marlis kennst?"
    „Mensch", lachte er, „Mensch, sie ist zufällig meine Halbschwester."
    Ich sah die tollsten Komplikationen auf mich zukommen. In Terrania gab es eine Logikabteilung mit den besten Köpfen und Rechenmaschinen der Welt.
    Marlis hatte zu jenen Studenten gehört, die mich am Tage meiner Flucht gesehen hatten. Fraglos hatte die Abwehr nachgeprüft, wer sich bei dem Gedränge im Hörsaal in meiner Nähe aufgehalten hatte. Marlis war dabei gewesen. Dann hatte sie ihr Studium abgebrochen und war zur Venus heimgekehrt. Sie galt als Verfechterin der Venusrechte und hatte in Diskussionen öffentlich erklärt, daß sie meine Gefangenschaft für unwürdig hielt.
    Das war eine Spur, die Generalleutnant Kosnow garantiert nicht übersehen hatte! .
    Anschließend war auf den Nevada-Fields ein blonder Mann verdächtigt worden, der aber ein menschliches Skelett besaß. Zu dem kleinen Verdacht kam hinzu, daß genau dieser Mann kurz nach seiner Landung auf Venus einen Brief geschrieben und darauf eine Antwort erhalten hatte.
    Wenn man nachprüfte, ob sich zwei Siedler namens Volkmar und Vießpahn von der Erde her kannten, mußte das Ergebnis für mich negativ ausfallen.
    Zu allem kam noch hinzu, daß ich vom Halbbruder der Studentin Marlis Gentner erwartet worden war.
    Wenn man die Spuren koordinierte, mußte in spätestens einer Stunde Rhodans Abwehr zuschlagen.
    Mein Instinkt sagte mir, daß man mich im Camp bereits erwartete. Ich durfte auf keinen Fall zurückkehren.

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