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0054 - Der Zweikampf

Titel: 0054 - Der Zweikampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Einer genauen medizinischen Untersuchung hätte mein Bioplast-Skelett nicht standgehalten.
    Ich dachte an die Polizisten mit den Funkhelmen. Wußte man in der venusischen Abwehrzentrale bereits, daß ich mit Vießpahn zusammen war? War ich während meiner Fahrt zum Museum beobachtet worden? Wenn ja, warum hatte man mich nicht verhaftet?
    „Erst deine Verbindungsleute ausfindig machen!" sagte mein Extrasinn in schmerzhafter Logik. „Sie können dir später wiederum helfen!"
    Ja, das war es! Ich wurde von Sekunde zu Sekunde unruhiger. Ich bat darum, das Lokal sofort zu verlassen.
    „Quatsch!" erboste sich der Bärtige. „Wenn sich auf Venus zwei alte Freunde treffen, gehen sie erst einmal in die nächste Kneipe. Hier ist ein Siedlertreffpunkt, da die Burschen alle die Angewohnheit haben, ab und zu ins Erdmuseum zu gehen. Du bist doch nicht verfolgt worden, oder?"
    Er musterte mich mißmutig. Ich schüttelte den Kopf und nippte an dem scharfen Getränk.
    „Na also, warum die Aufregung", meinte Gunter besänftigt. „Was hast du überhaupt ausgefressen?
    Marlis hat keinen Ton geredet."
    Er deutete mit dem Daumen nach unten, als läge etwas direkt zu seinen Füßen.
    „Unwichtig", wehrte ich ab.
    „Gar nicht unwichtig. Ich riskiere meinen Kopf, wenn du in eine dicke Sache verwickelt bist. So weit geht die brüderliche Liebe nun doch nicht, klar? Marlis scheint einen Narren an dir gefressen zu haben."
    Wieder glomm Argwohn in seinen dunklen Augen. „Wo bist du geboren?" fragte ich. Meine schlimmsten Befürchtungen wurden bestätigt. Gunter Vießpahn war ein echter Venusier, und ich hatte dem Sergeanten gesagt, wir wären auf der Erde zusammen in die Schule gegangen. Ich kniff verzweifelt die Augen zusammen. Marlis - wo hast du deinen Verstand gehabt! Das war ja alles völlig falsch angefaßt worden.
    Ich hütete mich jedoch, den Bärtigen noch mehr zu reizen. Wenn er sich in ernsthafter Gefahr glaubte, würde er fraglos einen schnellen Rückzieher machen. Ich aber benötigte Verbindungen. Meine vorsichtige Bemerkung über unsere alte „Freundschaft" löste bei ihm nur ein lässiges Schulterzucken aus.
    „Wenn schon! Woher sollen die das wissen? Du bist doch mit falschen Papieren angekommen, oder?"
    „Natürlich, ja. Aber da sind einige Punkte, die ihr ...!"
    „Unsinn, das machen wir schon. Du kommst mit auf meine Farm. Sie liegt am Hondo-River, acht Meilen stromaufwärts von den Marshall-Fällen. Da stürzt der Fluß in drei Meilen Breite ebenso tief nach unten.
    Unverkennbar, sage ich dir. Gute Gegend, genau hundertvierzig Meilen nördlich von Port Venus. Da bist du sicher, bis Marlis das richtige Fernschiff ausfindig gemacht hat."
    Bei der Erklärung gab ich meine Flucht halbwegs auf. Wenn sie so unvorsichtig gewesen war ihrem Halbbruder etwas von der Wegaverbindung zu erzählen, konnte ich getrost darauf verzichten.
    Ich änderte schlagartig meinen Plan. Es war sinnlos, weiterhin auf einen Hyperraumer zur Wega zu hoffen. Ich mußte dagegen versuchen, schleunigst aus der Stadt zu verschwinden.
    Ich griff in die Tasche und brachte eine meiner großen Perlen ans Licht. Seine Augen begannen sofort zu glänzen. Er wußte, welchen Schatz ich in der Hand hielt. Perlen gehörten zu den wenigen Kostbarkeiten, die nicht synthetisch hergestellt wurden.
    „Das ist eine echte Perle im Wert von fünftausend Solar", sagte ich mit betonter Ruhe. „Nun höre zu, Freund! Du beschreibst mir jetzt genau, wo Marlis auf mich wartet. Ich fahre allein hin. Unterdessen fliegst du mit deiner Maschine, du hast doch eine Maschine?"
    „Klar, hat jeder."
    „Gut! Du fliegst also zu einem Ort, wo ich dich gut erreichen kann und wartest dort auf mich. Ich möchte nicht, daß wir mit Marlis gesehen werden."
    Er erhob Einwände, aber die Perle lockte. Schließlich schilderte er mir sehr genau einen abgelegenen Platz am Stadtrand, wo ein Freund von ihm eine kleine Dschungelkneipe betriebe. Das konnte ich finden.
    Mir kam es jetzt nur noch darauf an, diesen Gunter Vießpahn als Rückendeckung zu behalten. Um das erreichen zu können, hatte ich mich von ihm in aller Öffentlichkeit zu verabschieden. Möglicherweise ließ man ihn ungeschoren.
    Er gab mir Marlis Adresse. Sie wartete in der Wohnung einer alten Tante, deren verstorbener Mann ein Waffengeschäft betrieben hatte. Der Laden wurde jetzt noch von der anscheinend sehr resoluten Dame geleitet, bei der Marlis auch aufgewachsen war. Ihre Eltern waren vor vielen Jahren im Dschungel ums

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