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0054 - Die grüne Hölle von Florida

0054 - Die grüne Hölle von Florida

Titel: 0054 - Die grüne Hölle von Florida Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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verzweifelt auf. »Ich will nicht! Ich will das nicht!«
    »Niemand fragt danach, was du willst!«
    »Du Scheusal!« schrie Melville. Seine Stimme überschlug sich.
    Zubin Zagarros harte Lippen entblößten die spitzen Eckzähne – und dann stieß der Vampir ein hohntriefendes Gelächter aus.
    ***
    Ich rief bei Terence Robards an. Der Sängerwettbewerb war für dreiundzwanzig Uhr angesetzt. Bis dahin fehlten also noch drei Stunden.
    Robards’ hektische Stimme meldete sich.
    »Sinclair«, sagte ich. »Ich wollte nur mal nachfragen, ob noch alles okay bei Ihnen ist.«
    »Von Drue Londons Leuten ist noch niemand aufgekreuzt.«
    »Das freut mich.«
    »Sie haben versprochen, sich um mich zu kümmern, Mr. Sinclair.«
    »Das habe ich nicht vergessen. Sie können in fünfzehn bis zwanzig Minuten mit uns rechnen.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Robards und legte auf.
    Ich verließ mein Hotelzimmer. Unter dem weißen Dinnerjacket trug ich die Schulterhalfter mit meiner Beretta, die mit geweihten Silberkugeln geladen war. Die Fliege unter meinem Kinn war schwarz, so wie die Hosen, die ich anhatte. Ich kam mir vor, als wäre ich soeben einem Modejournal entstiegen.
    Nun klopfte ich an Sukos Tür.
    Er öffnete.
    Auch mein chinesischer Partner hatte sich in Schale geworfen. Er hatte Schwierigkeiten mit seiner Schärpe und war froh, daß ich zu ihm kam. Ich durfte ihm gleich helfen.
    »Wenn du ein paar Pfunde weniger auf den Knochen hättest, würde dich die Schärpe nicht ärgern«, sagte ich.
    »Du kannst dir’s einfach nicht verkneifen, was? Okay, ich trage ein bißchen Übergewicht mit mir herum, aber das ist mir allemal noch lieber, als wenn ich deine Figur hätte und mich hinter ner Klarinette umziehen könnte. Wenn ich mal krank werden sollte, habe ich was zuzusetzen, während du hinterher nur noch aus Haut und Knochen bestehst.«
    Er übertrieb mal wieder maßlos, aber ich ließ ihn reden.
    »Bist du fertig?« fragte ich nur. »Robards erwartet uns bereits sehnsüchtig.«
    Suko nickte mit düsterer Miene. »Wir können gehen.«
    Aber wir gingen nicht, denn plötzlich hörten wir auf dem Gang eine aufgeregte Männerstimme, die rief: »Mr. Sinclair! Mr. Sinclair!«
    Ich eilte zur Tür und öffnete sie.
    Butch Wooley kam angeschnaubt. Er war blaß, als wäre ihm des Teufels Großmutter erschienen. Kleine graue Hektikflecken klebten an seinen feisten Wangen. Mit starren Augen stampfte er auf mich zu.
    »Mr. Sinclair…«
    »Was ist passiert?«
    Butch Wooley japste nach Luft. Er trug einen schwarzen Smoking. Das gebauschte seidene Rüschenhemd machte ihn noch dicker.
    »Yvonne und Carol… Sie sind verschwunden, Mr. Sinclair. Spurlos verschwunden! Mein Gott, was mach’ ich nur? In nicht einmal drei Stunden geht der Wettbewerb los, und ich kann die Mädchen nirgendwo finden. Ich habe in der Polo longue und an der Rezeption nachgefragt. Ich habe jeden gefragt, der mir über den Weg lief. Niemand hat die Girls gesehen. Ich werde verrückt. Ich schnappe über, wenn diese Aufregungen nicht bald ein Ende nehmen. Kaum hat sich Clive Brook von seinem gestrigen Schock erholt, geschieht das…«
    In mir stieg ein Verdacht auf, aber ich sprach ihn nicht aus, sonst wäre Butch Wooley vermutlich aus den Schuhen gekippt.
    Er war in einer elenden Verfassung.
    Nervös nagte er an seiner Unterlippe. »Ehrlich gesagt, Sinclair, es wäre bei Gott kein Beinbruch, wenn die Gruppe an diesem Wettbewerb nicht teilnehmen würde. Es gibt zahlreiche andere Möglichkeiten, sie gut herauszubringen und in Szene zu setzen. Was mich bedrückt ist: Werden meine vier Schützlinge überhaupt jemals wieder gemeinsam auftreten können? Verstehen Sie, was ich meine? Erkennen Sie meine Sorge, Mr. Sinclair? Wenn Zubin Zagarro hier seine verfluchten Finger im Spiel hat… Oh, mein Gott, etwas Schlimmeres kann ich mir nicht vorstellen. Zum Teufel, warum mußte ich nur auf diese weiße Fledermaus schießen? Warum mußte ich dieses verdammte Ding töten?«
    »Daran ist nun leider nichts mehr zu ändern. Das kann man nicht mehr rückgängig machen, Mr. Wooley.«
    Der Manager starrte mich verzweifelt an. »Was ist aus den Mädchen geworden, Sinclair? Wo sind Yvonne und Carol hingekommen?«
    »Ich wollte, ich könnte es Ihnen sagen.«
    »Wenn sie… Wenn die beiden tot sind – das überlebe ich nicht, Sinclair. Bei Gott, das ist keine leere Phrase. Wenn Yvonne und Carol von Zubin Zagarro umgebracht wurden, erschieße ich mich.«
    »Reden Sie keinen Unsinn,

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