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0054 - Die Schlucht der Vampire

0054 - Die Schlucht der Vampire

Titel: 0054 - Die Schlucht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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überhören können. Alle neunzehn Kehlen hätten losbrüllen müssen, dann wä- ren die Bäume umgefallen, und die Männer im Flugzeug hätten uns gesehen…«
    Er brach ab, war zu müde zum Sprechen.
    Zamorra versuchte ihn zu trösten: »Sie werden das Flugzeugwrack entdecken…«
    »Glauben Sie?« fragte Jurinac zweifelnd.
    »Ich bin sicher. Sie fliegen in diese Richtung. Sie werden ihre Entdeckung weitermelden. Und wenn wir den Dschungel hinter uns haben, werden uns bereits Helikopter erwarten…«
    »Sie lügen, Zamorra!« schrie Jurinac mit von grenzenloser Verzweiflung verzerrtem Gesicht. »Zum Henker, warum belügen Sie mich? Warum sagen Sie nicht die Wahrheit? Sie werden das Wrack genausowenig entdecken, wie sie uns gesehen haben. Und es werden keine Hubschrauber auf uns warten. Langsam glaube ich, was Dobson gesagt hat. Wir laufen in diesem verdammten Urwald im Kreis. Und wir werden langsam aber sicher vor die Hunde gehen…«
    »Es sind nur noch acht Kilometer bis zum Ende des Dschungels«, behauptete Zamorra. »Zwanzig Kilometer haben wir bereits hinter uns. Wir schaffen gewiß auch noch den Rest.«
    Jurinac schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich nicht mehr, Zamorra. Ich nicht mehr. Ich bin mit meinen Kräften am Ende…«
    Der Komponist bäumte sich plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Seine Hand flog an die Brust. Seine Finger krallten sich ins zerfetzte Hemd. Er knirschte mit den Zähnen, die Augen kamen weit aus den Höhlen. Er japste nach Luft.
    »Herzanfall!« stieß Massenet aufgeregt hervor.
    Jurinac sackte nach hinten.
    Yvonne Dorleac, die Stewardeß, kramte in einer kleinen Handapotheke herum. Sie hatte noch einige Medikamente aus dem Flugzeug mitnehmen können.
    »Haben Sie etwas, das ihm hilft?« fragte Zamorra aufgeregt.
    »Ja«, keuchte das hübsche Mädchen.
    Jurinac wand sich unter unsäglichen Schmerzen auf dem Boden.
    Sein Atem ging unregelmäßig. Er ächzte und stöhnte. Wie gelähmt schauten die anderen zu, wie er sich quälte.
    Yvonne zog eine Spritze auf. Zamorra eilte zu Jurinac, fegte ihm den Ärmel hoch, wischte die Armbeuge mit Wundbenzin sauber, dann versenkte die Stewardeß die lange Kanüle in Jurinacs Arm und ließ sogleich den Kolben fahren.
    Ohne das Serum hätte Jurinac den Anfall nicht überlebt. Er wurde sehr bald ruhiger. Sein verzerrtes Gesicht entspannte sich. Er vermochte wieder regelmäßig zu atmen.
    Zamorra schaute das Mädchen dankbar an. »Sie sind ein Engel, Yvonne. Sie haben ihm das Leben gerettet.«
    Yvonne senkte den Blick. »Das war doch selbstverständlich, Professor. Engel tun weit mehr als das.«
    »Was haben Sie sonst in Ihrer Apotheke?« erkundigte sich Zamorra.
    »Nur noch Tabletten gegen Darmkoliken und Tropfen gegen die Reisekrankheit. Mehr konnte ich in der Eile nicht zusammenraffen.«
    »Sie waren ungemein geistesgegenwärtig, noch an so etwas zu denken«, lobte der Professor.
    »Schlafpulver habe ich auch noch«, sagte Yvonne verlegen.
    »Geben Sie ihm was davon«, verlangte Zamorra und wies auf den Dirigenten.
    Yvonne holte die kleine Apotheke. Für diesen Tag war an eine Fortsetzung des Gewaltmarsches nicht mehr zu denken. Jurinac brauchte Ruhe und Erholung. Jeder weitere Schritt hätte ihn das Leben kosten können. Das wollte und durfte Zamorra nicht riskieren.
    Außerdem – eine Verschnaufpause schadete ihnen allen nicht.
    »Sie sind ein tapferes, zähes Mädchen«, sagte der Professor.
    Die Stewardeß lächelte schwach. »Der Schein trügt, Professor. Ich bin genauso kaputt wie alle anderen.«
    »Man merkt es Ihnen nicht an.«
    »Ich kann mich gut verstellen.«
    Holm betreute wieder seine Verlobte.
    Bianco redete auf die Leute ein, die ihn umgaben.
    Er versuchte ihnen neuen Mut zu machen, malte die Zukunft mit rosigen Farben.
    »Wie sehen Sie unsere Chancen, Professor?« fragte Yvonne. Ihre Uniform hing in Fetzen an ihrem wohlgeformten Körper.
    Zamorra schaute sie nachdenklich an. »Möchten Sie die offizielle Version hören?«
    »Ich möchte, daß Sie mir die Wahrheit sagen. Das, was Sie denken.«
    »Wenn alle Frauen so tapfer durchhalten wie Sie…«
    »Ja?«
    »Dann kommen wir ganz bestimmt durch.«
    Yvonne schaute den Professor prüfend an. »Ist das wirklich Ihre ehrliche Ansicht?«
    »Absolut. Davon bin ich überzeugt, Yvonne. Es sind doch nur noch acht Kilometer. Wir haben inzwischen gelernt, uns von diesem verflixten Wald nicht unterkriegen zu lassen…«
    »Trotzdem hat uns der Dschungel müde und schwach gemacht. Wir

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