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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Sieh dir Bahili an. Seine Muskeln sind stärker als die des Leoparden in den Wäldern. Seine Gier ist größer als die Gier der wütendsten Schlange. Du wirst ihm gehören, und er wird die Wahrheit aus dir herauspeitschen, und er wird dich nehmen und dir seine Kraft und seine tödliche Verachtung zeigen. Nimm sie dir, Bahili!« brüllte der Shuri.
    Der kraftstrotzende Sklave trat auf Nicole zu. Sie glaubte, den Geifer eines Hundes vor sich zu sehen, als er mit heraushängender Zunge auf sie zukam.
    Sekundenlang fühlte sie sich verloren. Ausgeliefert der unbändigen Kraft und der wütenden Gier dieses Unmenschen.
    Aber plötzlich spürte sie eine Kraft in sich selbst, die sie niemals kannte. Und sie wurde immer sicherer. Immer zuversichtlicher und stärker. Eine nie gekannte Glut machte sich in ihren Händen breit, die sich wie allein zu Fäusten ballten.
    Eine ungeheure Energie erfüllte sie. Sie wußte plötzlich, daß sie es mit dem Unhold Bahili aufnehmen konnte. Und sie wußte auch, aus welcher geheimen Quelle ihr diese Kraft zuströmte.
    »Was zögerst du, Bahili?« fragte der Geist der Shuris.
    »Wenn ich sie zappeln lasse, wird ihre Angst noch größer, und ihre Hilfeschreie werden noch schönere Musik in meinen Ohren sein«, sagte der Sklave.
    Da richtete sich Nicole zu voller Größe auf. Blitzte ihn an.
    Schwang ihm ihre Fäuste entgegen, die so klein wirkten und doch von unendlicher Kraft erfüllt waren.
    »Er wird mich nicht zappeln lassen, du König der Furien!« schrie sie dem Großen Shuri entgegen. »Sag diesem Muskelprotz, der das Gehirn einer Fliege hat, daß er mir nicht zu nahe kommen soll.«
    »Ha!« lachte der König auf. »Willst du gegen ihn kämpfen, du Milchgesicht? Oder bist du eine Schlange, die einen Giftzahn hat, he? Willst du den Sklaven Bahili beißen, was?«
    Bahili brüllte belustigt mit, und auch Batak konnte nicht an sich halten. Die Szene wurde bald im ganzen Tempel bekannt. Nach und nach drängten sich die meisten der Gelben Furien in den Raum, um dem kommenden Schauspiel begierig zuzusehen.
    »Ich habe dich etwas gefragt, Fremde!« donnerte der Große Shuri Nicole an. »Ich will wissen, ob du einen Giftzahn hast, um Bahili zu erledigen?«
    Ein höhnisches Gelächter der ganzen Meute folgte den Worten des Shuri.
    »Nein!« sagte Nicole knapp.
    »Oder willst du ihn verprügeln?« fragte Batak sensationslüstern.
    »Nein!« wiederholte Nicole.
    »Und wie willst du ihn überwinden, wenn er dich anrührt?« fragte der Shuri.
    »Ich werde deinen Hampelmann erwürgen«, sagte Nicole mit solcher Sicherheit, daß der Große Shuri zum erstenmal in seinem Erden- und Dämonenleben an eine Kraft glaubte, die stärker war als die eigene. Eine Kraft, die auch er nicht überwinden würde.
    ***
    Ungeduldig wartete Zamorra an der Stelle, wo er nach der vereinbarten Zeit wieder mit Nicole und dem Führer Shandri zusammentreffen wollte.
    Seine Ungeduld wuchs, als keiner der beiden pünktlich zurückfand.
    Er gab etwa eine Viertelstunde zu, dann machte er sich auf den Weg. Bis zu einer bestimmten Stelle würde er den Weg verfolgen können, den Nicole mit dem jungen Tamilen zurückgelegt hatte. Es gab neben dem Weg, den er selbst gegangen war, nur noch den einzigen anderen Pfad. Sobald dieser sich teilen würde, wäre das die neue Stelle, um auf Shandri und Nicole zu warten.
    Die Stelle war bald erreicht. Es war der Felsen, an dem Nicole und der Ceylonese sich getrennt hatten. Zamorra übersah die Lage sofort. Er konnte sich vorstellen, daß seine beiden Helfer sich hier ins Auskundschaften der Umgebung geteilt hatten.
    Aber wer war welchen Weg gegangen? Wer hatte den Pfad rechts, wer den linken eingeschlagen? Und warum war keiner von beiden zu sehen?
    Weiter durfte Zamorra sich im Augenblick nicht wagen. Er würde Gefahr laufen, Nicole und den Tamilen zu verfehlen, wenn diese jetzt zurückkämen.
    Aber Zamorra mußte noch weitere bange Minuten warten.
    Wie ein großer glühender Ball stand die Sonne jetzt über dem geheimnisvollen Berg. Und noch keine Spur von Shandri und dem jungen Mädchen.
    Da endlich – der Professor hatte gesehen, wie sich in dem Gestrüpp weit vor ihm etwas bewegte. Sekunden später sah er Shandri, der aus dem Dickicht auf dem Trampelpfad zurücktrat.
    Aber wo war Nicole? Hatte er sie verloren?
    Oder war noch Schlimmeres geschehen? Zamorra dachte mit Schaudern an diese zweite Möglichkeit. War das Mädchen abgestürzt? Oder hatte sie sich in der Tiefe des Dschungels nur

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