0055 - Wir, Mr. Unbekannt und das Gold der Diane
trennen.
Anschließend machte ich mich auf den Weg, um nochmals Mabel Clindroses Wohnung in Augenschein zu nehmen. Da ich genau zu wissen vermeinte, warum sie hatte sterben müssen, bestand durchaus die Möglichkeit, etwas zu finden, was für uns wichtig sein konnte und was die Leute McIbbishs trotz aller Routine und Erfahrung vergessen oder übersehen haben könnten.
Warum, wusste ich selbst nicht, aber ich hatte das heftige Gefühl, dass in Mabels Wohnung irgendein Hinweis vorhanden sein müsste, der mir wichtige Fingerzeige geben könnte, um endlich einmal aus dem Dunkel, in dem wir tappten, herauszukommen. Mir fiel plötzlich ein, dass ich noch keine Nachricht vom Büro betreffs der Nachforschungen bei den Automobilhändlem bekommen hatte. Ich hielt also nochmals an und telefonierte mit dem Distriktsbüro.
Stronson, einer meiner Kameraden, gab mir Auskunft.
»No, Jerry! Erstens hat sich der Mann noch nicht gemeldet, der statt Setvorces in die Luft fliegen sollte… und bisher haben wir auch den Lieferanten des Chrysler-Coupes nicht feststellen können.«
»Aber er hat doch eine Motor- und eine Fahrgestellnummer! Das muss doch festzustellen sein!«
»So dumm waren die Brüder nun doch nicht, die das Teufelsei unter den Schlitten praktiziert haben! Sie haben fein säuberlich aus dem Motorblock und aus dem Fahrgestell die Nummern herausgefeilt… und sogar mit Säure gelöscht. Du wirst es nicht glauben wollen: Aber selbst mit unseren Röntgen-Geräten haben wir nicht herausbekommen, wie die Nummern lauteten!«
Leise fluchend hängte ich ein. Ich flitzte, soweit es der Verkehr um diese frühabendliche Stunde zuließ, den Weg zu Mabels Wohnung und parkte den Wagen einige Straßen weiter. Sofort war ich von einer Meute Kinder umgeben, die sich an den Scheiben meines Autos die Nasen platt drückten, um einen Blick in das für sie geheimnisvolle Inneres des Jaguars zu werfen.
Ich angelte mir einen halbwüchsigen Knaben, den ich für den Stärksten ansah und drückte ihm einen halben Dollar in die Hand, für den er mir bei allen Heiligen schwor, auf meinen Wagen aufzupassen und niemanden heranzulassen. Ich ging davon und spähte hinter einer Hausecke hervor, ob der Junge auch sein Versprechen hielt. Ich wollte nicht gern, dass man mir nochmals eine Bombe an den Wagen hing… ich hatte bereits genug. Meistens geht das beim zweiten Mal nicht gut!
Doch der Junge erfüllte seine Aufgabe mit Entschlossenheit und viel Stimmenaufwand, und ich war es zufrieden.
Dann kletterte ich die Treppen des düsteren Hausaufgangs hinauf. Es war ein altes, schäbiges Bauwerk. Es gab nicht einmal einen Lift, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es viele Menschen gab, die gern bis zum zehnten Stockwerk hinaufkeuchten, um jemanden zu besuchen.
Auf jedem Stockwerk zweigte ein langer Flur nach beiden Seiten ab. Er war genauso ungepflegt wie das ganze Haus. Doch auch hier wohnten Menschen, und einer von ihnen war brutal zusammengeschossen worden. Ermordet!
Ich sah nach den Appartement-Zahlen und wunderte mich nicht über die hohen Nummern, denn ich wusste, dass dieses Gebäude einer Wohnungsgesellschaft gehörte, die fortlaufend nummerierte und ganz schöne Summen an Mietgeldern einnehmen musste, denn Mabel Clindrose hatte die Appartement-Nummer 1068 gehabt.
Das Zimmer, das ich betrat, roch noch nach muffigen Möbeln und dem Staub der Daktyloskopen, die Fingerabdrücke gesichert hatten. Ich knipste, da es bereits zu dunkel geworden war, Licht an, setzte mich an den kleinen, verschrammten Schreibtisch, der sicherlich zu dem Standardmobiliar sämtlicher Wohnungen gehörte, die von der gleichen Gesellschaft möbliert vermietet wurden.
Ich brauchte nicht erst die einzelnen Schubladen durchzuwühlen, denn sicherlich hatten McIbbishs Leute hier ganze Arbeit geleistet. Und doch machte ich mich darüber her… ich wollte imbedingt weiterkommen, denn so lange ich die Mörder Mabels nicht gefasst hatte, bestand für mich Gefahr, von den Männern im Hintergründe ebenfalls auf eine rasche Art und Weise beseitigt zu werden. Ich bin nicht eben ängstlich, denn ich habe solche Anschläge auf mein Leben in meiner Laufbahn beim FBI schon des Öfteren erleben müssen, doch es ist bestimmt kein angenehmes Gefühl, seine Gegner nicht zu kennen und folglich auch nicht zu wissen, wann und wie sie zuschlagen würden.
Der Schreibtisch erwies sich als Niete. Ich kramte zwischen nur wenigen Papieren herum, die nichts anderes waren als alte, bereits
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