0059 - Rückkehr aus dem Nichts
machten.
Er stand vor einem der gigantischen Gebäude, starrte an der vielfach gekrümmten, zerklüfteten und abgesetzten Wand hinauf und war fest davon überzeugt, daß jede Krümmung, jeder Spalt und jeder Absatz seinen bestimmten Zweck habe.
Es gab nirgendwo Fenster - es sei denn, man hätte eines der verschiedenartig geformten Löcher, die die Wand in großer Zahl und an allen möglichen Stellen durchbrachen, als Fenster bezeichnen wollen.
Die Farbe der Gebäude war dunkelgrau. Das gab ihnen einen düsteren, unheimlichen Anblick, der zu dem blaßblauen, winterfarbenen Himmel mit seinen unbeweglichen Wölkchen nicht recht passen wollte.
In der Nähe der Stelle, an der Rous herausgekommen war, fand er die Zigarettenschachtel, die er durch den Kreis geworfen hatte, die Konservendose und die Couch. Die Couch lag so, wie er sie mit Lloyd zusammen durch den Kreis hindurchbugsiert hatte: mit den Beinen nach oben.
Rous wandte sich um. Er versuchte, den Kreis zu finden, durch den er gekommen war, oder doch wenigstens das, was man von hier aus von dem Kreis sehen konnte. Einen Augenblick stand er starr vor Schreck, als er nämlich feststellte, daß der Boden hinter ihm genauso eben war wie überall sonst und die Luft genauso durchsichtig.
Dann aber entdeckte er das leise Flimmern, das wenige Meter hinter ihm dicht über dem Boden begann und sich in der Form einer schrägliegenden Ellipse bis zu einer Höhe von etwa drei Metern hinaufzog. Der kurze Durchmesser der Ellipse betrug dagegen nur rund einen Meter.
Der Kreis sah also von dieser Seite anders aus als von drüben - und vor allen Dingen war er schwerer zu finden. Rous schob die Couch bis in das untere Ende der Ellipse, um sie in jedem Fall, und vor allen Dingen so schnell wie möglich wiederzufinden.
Er machte keinen Versuch, durch die Ellipse hindurchzukriechen. Die Tatsache, daß sie vorhanden war, schien ihm Beweis genug, daß der Rückweg offenstand. Außerdem hatte er keine Zeit zu verlieren.
Er hielt nach den Punkten Ausschau, die Lloyd und er bis vor kurzem für Abbildungsfehler gehalten hatte, und fand sie - weit drüben, dicht vor der schwarzen Wand, die nach allen Seiten hin den Abschluß der „Bühne" bildete.
Sie waren von seinem jetzigen Standort aus nicht wesentlich deutlicher zu erkennen als von Lloyds Zimmer aus. Er marschierte davon, um sie sich aus der Nähe anzusehen. Es kam ihm vor, als sei der Boden, auf dem er sich bewegte, außergewöhnlich hart. Nach einer Weile begannen seine Füße bei jedem Schritt zu schmerzen. Rous blieb stehen, beugte sich nieder und nahm sich Zeit, das Material zu untersuchen, aus dem die großen, unregelmäßig geformten Platten bestanden. Er trug ein Messer bei sich, klappte es auf und versuchte, die Oberfläche der Platte zu ritzen. Der Versuch mißlang. Rous war gezwungen einzusehen, daß das Plattenmaterial zumindest härter war als die Klinge seines Messers - und das bedeutete schon recht viel.
Für die anderthalb Kilometer, die ihn ursprünglich von dem nächstliegenden jener „Punkte" getrennt hatten, die er untersuchen wollte, brauchte er infolge der Beschwerlichkeit des Marsches fast eine Stunde.
Schon eine Weile früher konnte er jedoch erkennen, daß das, worauf er sich zubewegte, nichts anderes als eine Statue war.
Die Statue war bunt und stellte einen kleinen Mann dar, der Rous nicht einmal bis zum Kinn reichte.
Der kleine Mann hatte helle Flecken im Gesicht, die wie eine Art Pockennarben aussahen. Das Gewand, das er trug, war an manchen Stellen geflickt, und seine Schuhe sahen staubig aus. Alle diese Merkmale hatte der Künstler sorgfältig auf seine Plastik übertragen.
Rous versuchte herauszufinden, aus welchem Stoff die Statue bestand. Auf den ersten Blick hatte er den Eindruck, als sei alles echt: das Fleisch aus Fleisch, und die Kleider aus Stoff. Aber als er den Umhang berührte, den der kleine Mann trug, fühlte er sich an wie kalter, harter Stein und ließ sich um keinen Fingerbreit bewegen.
Rous stand eine Weile und starrte das seltsame Gebilde an. Je länger er darüber nachdachte, desto weniger konnte er sich des Eindrucks erwehren, daß der unbekannte Künstler einen Bewohner der Welt Mirsal II nachgebildet habe. Dieser kleine Mann, wenn er lebendig gewesen wäre, hätte weder in Fillinan noch in irgendeiner anderen mirsalesischen Stadt Aufsehen erregt.
Für ein paar Augenblicke kam Rous ein grotesker Verdacht: Waren die Mirsalesen selbst die unsichtbaren, unheimlichen
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