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0059 - Rückkehr aus dem Nichts

Titel: 0059 - Rückkehr aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Feinde? Waren die zwei Millionen Verschwundenen nichts weiter als die Akteure eines großen Täuschungsmanövers, das zu nichts anderem diente, als die Terraner in die Irre zu führen - womöglich aus der Mirsal-Gegend zu verjagen?
    Rous dachte darüber nach und legte den Verdacht schließlich wieder zu den Akten. Er war närrisch.
    Mirsal II stand am Beginn des Raumfahrt-Zeitalters. Es hatte von der Anwesenheit der Terraner auf Mirsal III, wo das rätselhafte Verschwinden von Menschen zum erstenmal beobachtet worden war, keine Ahnung gehabt, denn bis zum heutigen Tag war kein mirsalesisches Raumschiff bis in die Nähe von Mirsal III gekommen, geschweige denn dort gelandet. Überdies war anzunehmen, daß Mirsal II auch von der Landung der drei Agenten zunächst noch nichts gewußt hatte und trotzdem waren Mirsalesen verschwunden, als Rous und seine Begleiter sich dem Dorf Keyloghai näherten.
    Nein, die Mirsalesen waren unschuldig. Es blieb Rous nichts anderes übrig, als anzunehmen, daß die Bewohner dieser Welt, in der er sich jetzt befand, rein zufällig den Bewohnern von Mirsal II ähnlich waren.
    Er sah sich um. Die schwarze Wand, die er als erstes nach seinem Auftauchen wahrgenommen hatte, war nur noch rund fünfhundert Meter von ihm entfernt. Sie interessierte ihn. Er wollte sie sich ansehen und wollte wissen, warum es dahinter nichts mehr zu sehen gab.
    Er warf der merkwürdigen Statue einen letzten Blick zu … und blieb wie angewurzelt stehen, vor Schreck erstarrt. Er war sicher gewesen, daß der kleine Mann die Augen weit offen gehabt hatte, als er ihn zum erstenmal sah. Er erinnerte sich, daß ihn die eigenartig violette Färbung der Regenbogenhaut - wie sie übrigens auch ein Merkmal der mirsalesischen Hauptrasse war - stutzig gemacht hatte. So aber, wie der Mann die Augen jetzt hielt, hätte er diese Färbung überhaupt nicht entdecken können. Es sah so aus, als seien ihm in der letzten Viertelstunde die Lider vor Müdigkeit langsam nach unten gesunken. Beide Augen waren jetzt etwa zur Hälfte geschlossen.
    Rous blieb stehen. Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihm auf. Angespannt beobachtete er den reglosen, kleinen Mann. Er konnte nicht sehen, wie sich die Lider weiter senkten, weil der Vorgang zu langsam ablief, aber er stellte nach einer weiteren Viertelstunde fest, daß sich die Augen jetzt vollends geschlossen hatten.
    Rous war so verwirrt, daß eine Weile verging, bevor sich aus dem Wust der verworrenen Gedanken die erste klare Idee herausschälte: Das ist keine Statue! Der Mann lebt!
    Aber wie lebte er! Alle Regungen seines Körpers schienen gegenüber den Normalzustand um das Vieltausendfache verlangsamt zu sein. Rous hatte an der „Statue" keinerlei Zeichen von Atmung feststellen können, und doch mußte der Mann atmen, wenn er in der Lage war, seine Augenlider zu bewegen.
    Rous rechnete fieberhaft. Wie lange dauert ein Augenzwinkern? Weniger als eine Zehntelsekunde auf jeden Fall. Nehmen wir an: fünf Hundertstelsekunden. Er nahm weiter an, daß das Senken der Lider, das er beobachtet hatte, ein halbes Augenzwinkern gewesen sei - also ein Vorgang, der unter normalen Verhältnissen, 0,025 Sekunden lang dauerte. Hier hatte der Mann zweimal eine Viertelstunde dazu gebraucht.
    Das ergab als Umrechnungsfaktor 72000. Um das Zweiundsiebzigtausendfache liefen die Lebensvorgänge dieses Mannes, den Rous zuerst für eine Statue gehalten hatte, langsamer ab als unter normalen Umständen - vorausgesetzt, daß Rous mit seinen Vermutungen recht hatte und keiner Sinnestäuschung zum Opfer gefallen war.
    Kein Wunder, daß keine andere Bewegung wahrzunehmen war. Vielleicht war der Mann gerade dabei, den Kopf zu drehen oder das Bein zu heben, um zu gehen. Aber was für ihn eine Sekunde dauerte, dauerte für Rous zwanzig Stunden und war zu langsam, um wahrgenommen zu werden.
    Und noch etwas: Der Mann seinerseits konnte Rous nicht wahrnehmen. Für ihn war Rous höchstens ein schemenhaftes Etwas, das sich mit der Geschwindigkeit einer Flintenkugel hierhin und dorthin bewegte und von den Augen überhaupt nicht erfaßt werden konnte.
    Rous überlegte, ob er dem Unglücklichen helfen könne. Er konnte ihn zum Beispiel bis zur Couch hinüberschleppen und ihn durch die flimmernde Ellipse hindurch nach Mirsal zurückbugsieren, denn nun bestand kein Zweifel mehr daran, daß Rous hier einen von den zwei Millionen vor sich hatte, die von Mirsal inzwischen verschwunden waren.
    Rous verzichtete darauf. Er wollte jetzt

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