Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
006 - Der Fluch der blutenden Augen

006 - Der Fluch der blutenden Augen

Titel: 006 - Der Fluch der blutenden Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
ließ sich auf nichts ein; er wusste, wann es Zeit war nachzugeben. Er
warf Rasmandah die Smith & Wesson Laserwaffe zu. Der Inder legte die
moderne Pistole achtlos in eine geöffnete Lade seines Schreibtisches, ohne sie
näher zu betrachten.
    »Sie wollen mich Ihrem Gott opfern, Rasmandah«, kam es rau über Larrys
Lippen. »Sind Indiens Götter denn so grausam?«
    »Sie sind grausam, wenn man sie beleidigt hat, wenn man sie verachtet.«
Valmiki Rasmandahs Stimme klang besessen. Glaubte dieser Mann wirklich an das,
was er sagte? »Schafft ihn vor Kalis Augen! Sie soll sehen, dass wir, ihre
Werkzeuge, ihren Wunsch erfüllt haben. Und wir werden auch dafür sorgen, dass
die Schrift erfüllt wird. Der Schandtäter, der das Versteck der Blutenden Augen nicht preisgibt, wird im Tempel der Toten der Göttin
dargeboten. Und noch etwas, Robertson: Die Wirkung des Giftes kennen Sie. Meine
Leute tragen an ihren Gürteln Tücher, die mit diesem Gift präpariert sind. Der
kleinste Kontakt mit der bloßen Haut genügt, und Sie werden völlig
bewegungsunfähig werden. Es ist übrigens ziemlich unangenehm, wenn die Atmung aussetzt.
Dies nur zu Ihrer Warnung, falls Sie versuchen sollten, etwas zu unternehmen.
In diesem Haus kämen Sie nicht weit. Es gibt hier viele Möglichkeiten zu
sterben. Und wenn alle Mittel versagen, ist da immer noch Swomi, der Hausgott
meines Besitzes. Sein Dolchstoß wird auch Sie nicht verfehlen, Robertson!«
    Larrys Augen verengten sich. Rasmandahs Worte klangen so, als glaube er
nicht nur an eine solche Möglichkeit, sondern als wisse er, dass es so und
nicht anders sein konnte.
    »Swomi, der Gott, der alles sieht, dem nichts in diesem Haus entgeht!«
     
    ●
     
    Colin Grisp hielt den Atem an.
    Er huschte in den düsteren Gang und stellte sich hinter die mannshohe Vase,
die den freien Platz neben dem mit Teppichen belegten Treppenaufgang ausfüllte.
    Der breite Korridor war fast selbst ein Raum, den man als Wohnzimmer hätte
bezeichnen können. Colin hörte Geräusche und Unruhe im Haus. Es kam aus dem
Zimmer, das genau gegenüberlag.
    Die Türrahmen waren mit dichten, seidigen Vorhängen ausgefüllt. Türen aus
Holz gab es hier nur gelegentlich.
    Auf Zehenspitzen näherte er sich dem Vorhang, teilte ihn vorsichtig, so
dass ein winziger Spalt entstand, durch den er in das dahinterliegende Zimmer
sehen konnte.
    In einem Kandelaber brannte eine dicke, honigfarbene Kerze, deren
flackernder Schein eine bläuliche Götzenfigur beleuchtete, die Colin Grisp
während seines kurzen Aufenthaltes in diesem Haus schon an mehreren Stellen
gesehen hatte.
    Es war eine Darstellung von Swomi, dem Hausgott des reichen Rasmandah. Die
finster dreinblickende Götzenfigur wurde durch das flackernde Licht eigenartig
belebt.
    Colin fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Das Haus strahlte etwas
Unheimliches und ihm nicht Erklärbares aus. Er hörte Schritte und sah die
schattigen Gestalten im Hintergrund des düsteren Zimmers wie auf einer Leinwand
vor seinen Augen vorbeiziehen.
    Rasmandah führte die Gruppe an – sieben Inder, alle bewaffnet. In der Mitte
der Besucher, der vorhin in das Haus gekommen war – und für den Bruchteil eines
Augenblicks sah Grisp, dass dieser Mann gefesselt war! Man hatte ihm die Hände
auf den Rücken gebunden.
    Was ging hier vor? Er musste es wissen. Colin deutete es als Wink des
Schicksals, dass er gerade zu diesem Zeitpunkt in diesem Haus aufgetaucht war.
    Er fühlte sich erleichtert und bedrückt zugleich. Erleichtert deshalb, weil
seine Vermutungen hier eine erste Bestätigung fanden, bedrückt, weil er ahnte,
dass hinter diesen Wänden manch schreckliches Geheimnis verborgen lag. Und eine
eigenartige Assoziation entstand wieder zu dem Namen des kleinen Richard
Fitchin ...
    Die Gestalten verschwanden um die Säule, die einen Mauervorsprung zu einem
anderen Zimmer verbarg.
    Colin Grisp fingerte die Pistole hervor und entsicherte sie, denn er wollte
in jeder Situation gewappnet sein. Leise durchquerte er den düsteren Raum,
verharrte kurz hinter der Säule und konnte von hier aus durch einen breiten
Vorhangspalt schräg in ein angrenzendes, luxuriös eingerichtetes Zimmer sehen.
Ein Teppich war zur Seite gerollt. Und er sah gerade noch, wie eine Bodenklappe
dumpf zufiel.
    Rasmandah, die sieben Inder und der gefesselte Fremde waren über eine
geheime Klappe in den Kellerraum hinabgestiegen. Sekundenlang verharrte Colin
in der Bewegung, dann hielt ihn nichts mehr zurück. Er öffnete die Klappe

Weitere Kostenlose Bücher