Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
006 - Der Teufelskreis

006 - Der Teufelskreis

Titel: 006 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
daß er einer Halluzination zum Opfer gefallen war. Die Pistole glühte nicht, und auch das Gefühl der sengenden Hitze war ihm nur einsuggeriert worden. Aber es war bereits zu spät, den Fehler wiedergutzumachen. Das Pistolenhalfter machte sich selbständig und kroch wie eine Schlange davon – geradewegs auf die beiden Freaks zu, die sich engumschlungen über den Boden wälzten.
    Lintock war es gelungen, Sidney Morton die Gummimaske vom Gesicht zu reißen. Dorian wandte sich fast gegen seinen Willen angeekelt ab. Das Gesicht Mortons hatte nichts Menschenähnliches mehr an sich. Es war zerfressen, von Eiterherden durchsetzt und von Beulen wildwuchernden Fleisches zu einer formlosen Masse entstellt. Dorian hatte auch den Eindruck, als kröchen kleine, gelbe Würmer darin herum, aber er konnte sich täuschen, und so genau wollte er es auch nicht wissen. Ihn schauderte allein bei der Vorstellung, welche Schmerzen Sidney Morton Tag für Tag und Jahr für Jahr – ein ganzes Leben lang – zu ertragen hatte. Wahrscheinlich sah sein ganzer Körper so aus wie das Gesicht.
    »Achtung, Sid!« warnte Dorian den Aussätzigen. »Die Pistole!«
    Er rannte auf die beiden zu. Doch das zum Leben erwachte Pistolenhalfter war schneller. Es kroch unter die Körper der beiden Kämpfenden. Gerade als Dorian einen Lederriemen zu fassen bekam, lösten sich hintereinander zwei Schüsse.
    Dorian beobachtete fassungslos, wie die beiden Freaks zusammenzuckten und dann leblos zur Seite rollten. Er holte das Halfter unter ihnen hervor, das nun wieder schlaff und ohne Leben war. Noch bevor er die beiden Freaks untersuchte, wußte er, daß sie tot waren.
    Er machte sich auf eine weitere Attacke der Dämonen gefaßt, die sich gegen ihn richten mußte – doch nichts geschah. Fast körperlich spürte er, daß der Zauber vorbei, der Bann gebrochen war. Hinter ihm ertönten Schritte, und Stimmen waren zu hören. Als er sich umdrehte, erblickte er Tim Morton und ein halbes Dutzend der Mißgeburten, die hinter ihm die Treppe herabkamen.
    »Mein Gott!« rief Tim aus, als er seinen Ziehvater auf dem Boden hingestreckt sah, und stürzte zu ihm hin.
    Dorian stand mit hängenden Schultern da. Er schnallte sich wie in Trance das Pistolenhalfter um. Auf einmal war ihm furchtbar kalt. Automatisch hob er sein Jackett und seinen Mantel auf und zog beides an. Die Freaks umstanden die beiden Toten, als ob sie nicht wüßten, was sie von dem Vorfall halten sollten. Sie schienen nicht fassen zu können, daß ihr Anführer tot war.
    Tim Morton kniete lange in stummer Trauer neben seinem Ziehvater. Dann erhob er sich langsam und kam auf Dorian zu.
    »Wie ist es passiert?« fragte er mit ausdrucksloser Stimme, ohne Dorian in die Augen zu blicken.
    Der Dämonenkiller schilderte ihm, was vorgefallen war.
    Morton nickte nur abwesend und murmelte: »Warum mußte es ausgerechnet ihn erwischen? Warum ihn, wo er doch gegen den Krieg war? Er wollte eine friedliche Lösung. Sie wissen das, Dorian. Durch seinen Tod wird alles noch schlimmer.«
    »Es tut mir leid für Sie, Tim«, sagte Dorian. »Ich fühle mich an seinem Tod irgendwie mitschuldig. Ich hätte Lintock durchschauen müssen.«
    Tim klopfte ihm auf die Schulter, dann blickte er ihm in die Augen und sagte ernst: »Machen Sie es sich durch Selbstvorwürfe nicht noch schwerer, Dorian. Sie haben so schon Schwierigkeiten genug.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte Dorian irritiert.
    »Sid ist doch mit Ihrer Waffe getötet worden«, sagte Tim.
    Dorian wich einen Schritt vor ihm zurück. »Tim, Sie glauben doch nicht, daß ich …«
    Morton winkte ab. »Ich vertraue Ihnen, Dorian«, versicherte er ihm. »Aber die Freaks denken da anders. Für die sind Sie ein Unbekannter. Ihnen waren Sie von Anfang an suspekt, und dieser Vorfall setzt Sie in ein noch ungünstigeres Licht. Sie stecken in einer verteufelten Lage, Dorian.«
    »Aber Sie können doch den Freaks bestätigen, daß ich auf Ihrer Seite stehe, Tim! Sagen Sie ihnen, daß ich gegen die Dämonen kämpfe!«
    Morton schüttelte den Kopf. »Das hat wenig Zweck, Dorian«, meinte er bedauernd. »Auf mich werden sie nicht hören. Sid wäre der einzige gewesen, der Ihnen hätte helfen können. Aber Sid ist tot.«
    »Das ist doch Wahnsinn!« rief Dorian.
    Er wandte sich den Freaks zu, die von den beiden Toten abließen und drohend näher kamen. Einer von ihnen, ein kleiner, bulliger Mann mit einem Pyramidenschädel und einem Buckel, hielt seine blutige Hand in die Höhe. Zwischen

Weitere Kostenlose Bücher