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006 - Der Teufelskreis

006 - Der Teufelskreis

Titel: 006 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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konnte den Wagen der Freaks jedoch nirgends entdecken. Diese Gefahr schien gebannt zu sein. Aber die Gefahr, die vor ihm lag, war auch nicht zu unterschätzen. Morton hatte ihm zwar zugesichert, daß er sich für ihn einsetzen würde, aber Dorian war sich nicht ganz klar darüber, was er davon halten sollte. Vielleicht war inzwischen auch Morton von seiner Schuld überzeugt, und sein Versprechen war nichts anderes als ein Schachzug, um ihn in die Falle zu locken.
    Sie bogen in den Broadway ein, fuhren ihn einige hundert Meter entlang und schwenkten dann nach links in eine Seitenstraße ab. Lilli fand überraschend schnell einen Parkplatz, wo sie den Wagen abstellte. Dorian kam der Gedanke, daß möglicherweise jemand diesen Parkplatz für sie freigehalten hatte, denn er lag direkt vor dem Hintereingang des Realization Theater .
    Ohne sich nach ihm umzusehen, stieg Lilli die Stufen zu der schmalen, unscheinbaren Tür hinauf, holte aus ihrer Handtasche einen Schlüssel und sperrte auf. Sie wartete, bis Dorian an ihr vorbei in den im Dunkeln liegenden Korridor hineinging, dann folgte sie ihm und versperrte die Tür hinter sich.
    »Kein Licht machen!« raunte sie ihm zu und ergriff seinen Arm. »Ich nehme an, daß Frank in seinem Büro ist. Er muß nicht unbedingt merken, daß ich hier bin.«
    »Wer ist Frank?« fragte Dorian.
    »Frank Leary, der Besitzer«, antwortete Lilli. Sie führte ihn an der Hand durch den finsteren Korridor, in dem nicht einmal die Notbeleuchtung brannte. Dorian stolperte einige Male gegen Hindernisse, und die verursachten Geräusche klangen wie Paukenschläge in seinen Ohren. Es war still um sie herum, aber Dorian bildete sich ein, ferne Stimmen zu hören.
    Lilli sperrte eine weitere Tür auf. Als sie sie öffnete, brandete ihnen Stimmengewirr entgegen. Es war noch immer nicht besonders laut, aber es schien von Hunderten von Menschen herzurühren. Dorian blieb alarmiert stehen.
    »Ich dachte, heute sei keine Vorstellung«, sagte er.
    »Das war auch nicht gelogen«, erwiderte Lilli. »Es kann aber sein, daß trotzdem einige Bühnenarbeiter am Werk sind. Komm schon!«
    Sie suchten sich in der Dunkelheit ihren Weg zwischen Kulissen und anderen Bühneneinrichtungen hindurch. Um Dorian herum war die Dunkelheit so perfekt, daß er überhaupt nichts sehen konnte. Ohne Lillis führende Hand hätte er sich hier hoffnungslos verirrt. Das Stimmengewirr schwoll weiter an. Es war, als würden die Besucher einer ausverkauften Vorstellung auf den Beginn des Schauspiels warten.
    Plötzlich tauchte vor Dorian ein schmaler Lichtstreif auf, und auch durch eine Vorhangwand drang gedämpftes Licht.
    Das ist die Bühne! durchzuckte es ihn. Im selben Moment, da er begriff, daß er und Lilli nicht mehr allein waren, ging auf der Bühne das Licht an. Lilli ließ Dorian los und zog sich wortlos zurück. Der Dämonenkiller war plötzlich von vermummten Gestalten umringt. Es mochten fünfzig oder mehr Personen sein, deren Körper in Kapuzenmäntel gehüllt waren. Wo ihre Gesichter hätten sein müssen, waren nur weiße, leuchtende Flecke zu sehen.
    Dämonen! , erkannte Dorian, aber die Erkenntnis kam zu spät. Er wollte herumwirbeln und davonlaufen, doch eine unsichtbare Macht lähmte ihn und machte ihn bewegungsunfähig.
    Einer der Dämonen sagte: »Das also ist der Sündenbock. Nur schade, daß wir seiner Hinrichtung nicht beiwohnen können.«
    Sein Gefühl hatte ihn also doch nicht betrogen. Er war zu seiner eigenen Hinrichtung gefahren. Gelähmt und zu keiner Bewegung fähig verfolgte er, wie sich der Vorhang hob. Das Theater war bis auf den letzten Platz mit Freaks besetzt. Bei Dorians Anblick begannen sie zu rasen.

    Von seiner Loge aus, in der er schon so viele von ihm gesteuerte Menschenschicksale beobachtet hatte, verfolgte Leary die Geschehnisse im Zuschauerraum. Die Krüppel waren schon entfesselt, noch bevor sich der Vorhang gehoben hatte. Sie steigerten sich immer mehr in Ekstase und einen Blutrausch hinein, der ihn wonnig erschauern ließ. Ahnungslos hatten sie sein Theater als Verhandlungsstätte akzeptiert, weil sie nicht wußten, daß er der Schwarzen Familie angehörte und von seiner abgeschlossenen Loge aus die Geschicke aller hier Anwesenden lenkte.
    Leary war in diesen Stunden Herr über Leben und Tod von Hunderten von Menschen. Er konnte ihr Schicksal bestimmen – ja, er war das Schicksal selbst. Sie saßen wie die Ratten in seiner Falle. Leary konnte nicht anders, als sich selbst zu diesem genialen

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