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006 - Ende eines Quellherren

006 - Ende eines Quellherren

Titel: 006 - Ende eines Quellherren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: STAR GATE - das Original
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mich gegen die Traditionen aufzulehnen?
    Weil sein Leben sowieso verwirkt war, sagte er sich tausendmal, während er über die heiße, trockene Erde taumelte. Weil mir nur noch ein ehrenvoller Tod bleibt. Und weil der Glaube an meine Bestimmung mich aufrecht erhält.
    Weil du nicht sterben willst, wisperte eine leise Stimme in seinem Kopf. Auch wenn alles Lug und Trug ist, du hast die Hoffnung doch noch nicht verloren. Die Hoffnung auf ein Weiterleben.
    Langsam nur kamen die steinernen Wälder näher. Als er ihre ersten Ausläufer erreichte, wechselte der Tag fast übergangslos in dämmrige Nacht.
    Die Äste der Zeborstämme hatten sich vor ferner Zeit zu einer einzigen, undurchdringlichen Krone verflochten, die der brütenden Hitze und auch den giftigen Stürmen trotzte. Sie schloss auch das Licht aus; nur dort, wo die Wipfel schmelzender Hitze ausgesetzt worden waren und zwischen den zerborstenen Strünken der Stämme auf dem Boden lagen, erreichte es den Grund.
    Selbst im Tod schließen sich die Zeboren mit ihren sieben Stämmen gegen die Umwelt ab , dachte der Quellherr.
    Das Holz der Bäume war versteinert und hatte sich mit hellen Salzkristallen überzogen. Dort, wo die Astverbindungen zwischen den zusammengehörigen Stämmen erhalten geblieben waren, hingen fliederne Steinblüten, die im aufkommenden Abendwind leise klirrten.
    Allmählich wurde es tatsächlich Nacht und allmählich änderte sich auch die Form der steinernen Gewächse. Anstelle der Zeborstämme ragten nun lange Nadeln in die Höhe, die mehrere Körperlängen über dem Quellherren spitz zuliefen. An den Stellen, an denen sie aus dem Boden wuchsen, hatte sich die Erde zu Ringen aufgeworfen.
    In den milchigen Stämmen konnte Tritar hier und da noch Kapillargefäße erkennen, in denen sich einmal, vor dem großen Niedergang, der Verwüstung, seltsame, lebenstragende Flüssigkeiten bewegt haben mussten. Jetzt aber waren die Nadeln ebenso erstarrt wie die Wälder selbst; alle bogen sie sich zu einem gemeinsamen Zentrum, die am Rande dabei stärker abgewinkelt waren als die innen stehenden.
    Auch der von Tritar benutzte Weg, auf dem er den Wald durchschritt, senkte sich allmählich zum Mittelpunkt eines Talkessels, der nicht natürlichen Ursprungs sein konnte, wie der Quellherr sofort erkannte. Er war kreisrund; die nadelbesetzte Erde hatte sich zum Mittelpunkt hin an allen Stellen gleichmäßig gesenkt. Man hätte glauben können, jemand habe unter der Erdoberfläche das Erdreich von einem Mittelpunkt aus abgetragen. Die ihres Halts beraubte oberste Schicht musste daraufhin noch tiefer abgesunken sein, aber so langsam und gleichmäßig wie eine von Wind getragene riesige Decke, die sich über eine Talschüssel legt. Nur an manchen Stellen hatte sie Falten aufgeworfen.
    Der kühle Abendwind und der Schatten schienen Tritar neue Kräfte zu verleihen. Er schritt schneller aus, bis er den Mittelpunkt der kreisrunden Fläche erreicht hatte; auch die Schmerzen in seinem Bein ließen nach. Dort, an der tiefsten Stelle, befand sich Shans Mund, genau, wie es den Shabranern beschrieben wurde.
    Doch Tritar blieb zutiefst enttäuscht stehen. Er hatte gehofft, einen feierlichen Tod zu erhalten, mit irgendeiner erstaunlichen Entdeckung gerechnet, die ihm vielleicht einige Fragen beantworten würde. Statt dessen stand er vor einem schmalen Dreieck, aus der eine graue Lichtflut züngelte.
    Aber dies war unzweifelhaft sein Ziel; er konnte nun die Worte des Kodex deuten.
    Das Licht, das in dem Dreieck loderte, war ihm vertraut; es handelte sich um die gleiche Energieform, wie sie auch aus den Mäulern der Erntemaschinen flammte, wenn sie die Ernte für Shan ergriffen und im Nichts verschwinden ließen.
    Langsam näherte sich Tritar dem Dreieck. Die Energiewolke erfüllte ihn mit prickelnder Wärme und mit einem Mal löste sich der Schmerz seiner Wunden auf; er spürte auch keinen Hunger mehr und keinen Durst.
    Zögernd bildeten sich einzelne Energiespuren, tasteten in der Luft, krochen dann auf ihn zu und überzogen seinen Körper.
    Eine tiefe Ruhe überkam den Quellherren. Die Shabraner hatten ihm den ehrenvollen Tod in Shans Mund nicht verwehren können!
    Doch dann überfiel ihn die Angst. Als er nichts mehr sehen, nichts mehr fühlen und hören konnte, seine Beine und Arme sich von ihm lösten und es ihm schien, als habe er nie welche besessen, als in seinem Kopf kleine Metallkäfige entstanden, in denen jemand beharrlich an verschlossene Türen klopfte, sich diese

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