006 - Ende eines Quellherren
Türen dann langsam öffneten, überfiel ihn die Angst und sog sein winziges, geschrumpftes, stammelndes Ich auf.
Sein Bewusstsein zersplitterte, tanzte durch die leeren Hallen Shabrans, jagte durch die Adern der milchigen Nadeln, wirbelte über felsige Wüsten.
Plötzlich zerrte das Gewicht von Stiefeln an seinen Füßen, an Füßen, die sich raschelnd durch saftstrotzende Halme bewegten, über einen sumpfigen Untergrund, der sich bei jedem Schritt zäh und schmatzend an den Stiefeln festklammerte.
Er blickte an sich hinab. Er trug nicht nur diese Stiefel, sondern auch eine braune Kombination, eng anliegende Hosen und eine Jacke mit vielen Taschen darin. Vor ihm bewegten sich ähnlich gekleidete Menschen und hinter ihm auch. Alle trugen langläufige Waffen, den Lichtgewehren nicht unähnlich und stapften auf ein unbekanntes Ziel zu.
Links und rechts, vor ihm und hinter ihm, überall hielt sich der Feind verborgen, wie Tritar plötzlich wusste. Und mit einemmal kannte er auch sein Ziel; er war bereit, sein Leben dafür herzugeben.
Doch während ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, spürte er eine merkwürdige Unruhe tief in ihm und eine Stimme flüsterte ihm zu, dass alles erlogen und er ein ganz anderer sei.
Nein , dachte er voller Panik. Seine Furcht steigerte sich; die Furcht, nicht nur alles zu verlieren, wofür er bislang gelebt hatte, sondern auch die, sich selbst zu verlieren, seine Persönlichkeit – nicht nur sein Leben, sondern auch seinen Geist.
Hatte er jemals auf so etwas wie Unsterblichkeit gehofft, auf eine Seele, die auch nach dem Tod noch weiterleben würde? In diesem Moment wusste er es nicht; er wusste gar nichts mehr, ging auf in dem unsagbar fremden Phänomen.
Im nächsten Moment hatte er tatsächlich alles verloren.
Alles.
Sogar seine Gedanken.
*
Hitze.
So weit das Auge blickte, eine leere Ebene, durchbrochen nur von den fremdartigen Strukturen eines mächtigen Gebildes, das seines ursprünglichen Zwecks schon lange beraubt war, auch wenn niemand mehr sagen konnte, woraus dieser Zweck bestanden hatte. Das Gebilde befand sich in den Überresten eines Sees. Nur vereinzelt durchzogen den rissigen Schlamm des ehemaligen Binnensees noch Wasserlachen, in denen sich gläserne Fische tummelten und die erwiesen sich zumeist als giftiger als die Tümpel selbst. Klumpige Ölsandflächen wechselten mit kleinen Erhebungen ab, auf denen die allgegenwärtigen Grint-Sträucher Fuß gefasst hatten. An manchen Stellen war der krustige Lehm aufgeplatzt und zeitgraue Betonblöcke lugten schmierig und zertrümmert hervor. In der Nähe dieser Relikte wuchsen die Grint-Sträucher nur spärlich und verkrüppelt und die Sandhasen, die sich am liebsten in den feuchten Niederungen ehemaliger Seen und Flüsse aufhielten, mieden diese Plätze.
Andernorts war die Oberfläche zu einer schmutzigweißen Plastikmasse zusammengeflossen, in der vereinzelt noch die Formen früher alltäglicher Gebrauchsgegenstände zu erkennen waren. Die unzerstörbaren Kunststoffe hatten die Zeit mehr oder weniger deformiert überstanden.
Die Zeit überlebt hatte auch die vielstelzige Insel aus Kunststoff und Stahl, die vor Jahrtausenden in der Nähe einer felsigen Küste errichtet worden war. Ursprünglich hatte sie die symmetrische Form von zwei aneinander gekuppelten T’s besessen; Teile der Längsbalken und jeweils ein Querbalken hatten ein Quadrat gebildet, von dem die restlichen Balken abzweigten.
Diesen Ausläufern waren im Lauf der Zeit Kuppeln von unterschiedlichsten Formen angegliedert worden. Neben runden und ovalen fanden sich zylindrische, pyramidenförmige und sogar oktaedrische; keine Kuppel glich der anderen, denn ein jeder ihrer Erbauer hatte darauf bestanden, seine eigene individuelle Form durchzusetzen.
Die Anlage hatte zwar die Zeit überdauert, doch unverkennbar unter ihr gelitten. Viele Stützen waren gesprungen oder standen kurz vor dem endgültigen Verfall. Zwischen den Stelzen türmten sich Unrathaufen empor, die niemand beseitigen ließ. An manchen Stellen hatte sich die Konstruktion gesenkt und ihre Gradlinigkeit verloren. Einige Plastikmetallplatten hatten sich von dem Bau gelöst, so dass die dahinter liegenden Schaltbausteine nun der Witterung ausgesetzt waren.
In der Mitte des ursprünglichen Quadrats der Station tropfte eine ölige Flüssigkeit in den darunter liegenden Raum, woraufhin sie dann auf der Schräge eines gerundeten Peripherieterminals zerlief.
Weder die fünf älteren
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