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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten
Autoren: Michael Hrdinka
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Fleming vor und zeigte auf den Gewitterhimmel. Von Ferne war bereits dumpfes Donnergrollen zu hören.
    »Da! Sieh mal!« Zamorra wies auf zwei Personen, die gerade auf dem schmalen Pfad die Kalkklippe hochkletterten. Die eine Gestalt trug eine lange, schwarze Soutane, die andere war ein junges Mädchen.
    »Nicole und Sanchez!«, rief Zamorra aus. »Gott sei dank! Nicole ist nichts passiert!« Er stürmte los. Nichts konnte ihn mehr aufhalten.
    Bill schritt mit einem müden Lächeln hinter Zamorra her.
    ***
    »Was hast du vor?«, fragte Nicole Zamorra, nachdem die erste Wiedersehensfreude vorbei war.
    »Das besprechen wir in der Pfarrei! Padre, ich schulde Ihnen sehr viel Dank! Wer weiß, wenn Sie nicht gewesen wären, ob Nicole nicht den Templern in die Hände gefallen wäre!«
    Sanchez berichtete, dass die Ruine sich während der Zeit, in der sich Bill und Zamorra in einer anderen Zeitebene befunden hatten, zu einem prächtigen Kastell geworden war.
    Zu Nicoles Verwunderung schien das der Parapsychologe erwartet zu haben. Er berichtete, wie er und Bill, der sich inzwischen der Gruppe angeschlossen hatte, das Geheimnis der Templer in Erfahrung gebracht hatten.
    »Wir werden gleich mit dem Gießen der Pfeile beginnen. Silber genug ist in der Kirche. Wir werden die Ungeheuer vernichten, damit Estaquiro endlich zur Ruhe kommt!«, begeisterte sich Alberto Sanchez. »Noch heute nacht werden wir zuschlagen!«
    »Langsam, langsam, nur mit der Ruhe!«, mahnte Zamorra.
    »Erstens befindet sich keiner der Ritter in dem Kastell, zweitens müssen wir erst damit beginnen, Armbrüste herzustellen. Sie helfen uns sicher dabei?«
    »Natürlich, das ist selbstverständlich!«
    »Wo ist dein Amulett?«, wollte Nicole wissen, als ihr Blick auf Zamorras Brust fiel.
    »Das gibt es nicht mehr.« Zamorra erzählte mit leiser Stimme, was geschehen war.
    »Glauben Sie, dass wirklich für einige Zeit lang ein Kastell anstatt der Ruine dastand?«, wollte der Padre interessiert wissen.
    »Es war nur eine Vorspiegelung. Das war nichts Materielles, nichts Greifbares. Es war ja schließlich nur die Ruine in das Mittelalter versetzt und nicht der ganze Ort. Durch das Zeitloch wurde das Kastell, wie es früher ausgesehen hatte, sichtbar. Wir, das heißt, die Ruine, Bill und ich, wurden in die Kreuzritterzeit versetzt.«
    »Wieso weißt du das so genau?«, erkundigte sich Bill bei seinem Freund.
    »Der eine Templer berichtete doch, dass die Dörfler sich zusammenrotten und Silberpfeile gießen. In Estaquiro goss sicherlich niemand während der letzten Stunden solche Dinger, dazu sind die viel zu ängstlich. Es waren also die Einheimischen aus der damaligen Zeit. Ich könnte mir weiter vorstellen, dass es ihnen vielleicht gelungen ist, einmal die Templer zu vernichten, auszurotten.«
    »Und nun müssen sie spuken, bis in alle Ewigkeit!«, setzte Nicole beinahe ängstlich hinzu.
    »So haben sie sich ihr ersehntes Leben nach dem Tode, das sie sich sogar durch Menschenopfer erkaufen wollten, auch nicht vorgestellt!«, meinte Bill.
    Das Donnergrollen wurde zusehends lauter, schon konnte man die züngelnden Blitze über der offenen See erkennen, die Wolkenwand kam drohend näher.
    »Beeilen wir uns! Solche Gewitter dauern meist nicht lang, sind aber dafür hier umso heftiger!« Sanchez beschleunigte seine Schritte.
    Sie waren schneller, als das drohende Unwetter.
    Als sie durch Estaquiro eilten, starrten die Dörfler ungläubig aus den Fenstern ihrer Hütten, um sich zu bekreuzigen. Einige von ihnen murmelten irgend etwas, das sich wie ein Gebet anhörte, vor sich hin, anderen blieb der Mund offen stehen.
    Zamorra konnte sich ein Grinsen nicht verbeißen.
    »Die halten uns für die Leibhaftigen!«, knurrte er dann.
    Es roch bereits nach Regen und als sie die Pfarrei erreichten, brach der orkanartige Sturm, der die Wolkenbänke schnell näher trieb, los.
    Er orgelte in den zerzausten Kiefern, bog ihre knorrigen Äste tief zu Boden. Auch der Regen ließ nicht mehr lange auf sich warten.
    Die dicken, schweren Gewittertropfen prasselten auf die Landschaft nieder.
    Das Rauschen der Brandung verstärkte sich. Der Wind trieb meterhohe Wellen gegen die Klippen, um sie mit unheimlicher Gewalt daran zerschellen zu lassen und sie in schäumende Gischt aufzulösen.
    Alle, die hier lebten, fanden die Abkühlung, die das Unwetter mit sich brachte, belebend.
    »Am besten wir tun so, als ob wir die Nase voll hätten. Wir steigen in unseren Wagen und brausen ab. Einige
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