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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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Kapuzenmännern gewesen war.
    Die Fischer waren schon früh auf den Beinen. Sie standen in kleinen Gruppen herum, tuschelten. Überall dort, wo Bill vorbeiging, verschwanden sie in ihren Häusern. Die Alten zeigten mit ihren spindeldürren Fingern auf ihn, murmelten sich irgend etwas zu.
    Ihre Gesichter spiegelten Verachtung und Furcht wider.
    Bill versuchte darin zu lesen. Er kam zu dem Schluss, dass er für sie ein Monster sein musste. Ein Eindringling, der das Dorf vernichten wollte. Er schüttelte immer wieder den Kopf.
    Er grüßte einige der Fischerfrauen, die ihm dann jedes Mal den Rücken zuwendeten und ausspuckten.
    Die kleine Kirche, die aus groben Backsteinquadern aufgebaut worden war, stand in der Dorfmitte. Ein halb verfallener Turm beherbergte eine kleine Glocke, die mit einem langen, dicken Strick von unten her betätigt werden konnte. Die Einwohner schienen nicht sehr viel für das Gotteshaus übrig zu haben.
    Das Gebäude hätte eine Restaurierung dringend nötig gehabt.
    Als Bill gegen das morsche Holztor der Sakristei klopfte, ging über dem Meer gerade die Sonne auf und ließ ihre ersten goldgelben Strahlen auf das Wasser gleiten, über dem noch leichte Dunstschwaden hingen. Es würde zweifellos ein heißer Tag werden!
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Schritte im Haus hörbar wurden.
    Knarrend schob drinnen jemand den eisernen Riegel zurück, das Tor öffnete sich spaltbreit. Ein hageres, jugendliches Gesicht wurde sichtbar.
    »Wer sind Sie, und was wollen Sie?«, fragte eine heisere Stimme.
    »Ich bin Bill Fleming und wegen archäologischer Ausgrabungen hier. Sind Sie der Pfarrer?«
    »Der bin ich!«
    »Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
    »Ja, kommen Sie herein!« Der Geistliche öffnete das Tor.
    Bill trat ein. Das Gebäude sah von innen genauso trostlos aus, wie von außen. Allerlei Küchengeräte lagen wirr herum. Ein Raum, von dessen Wänden der Verputz bröckelte, hatte die Funktion vielerlei Zimmer. Er war Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer in einem.
    »Sie müssen die Unordnung entschuldigen, Señor!«, murmelte der Pater. »Ich bin Padre Alberto Sanchez!«, stellte er sich dann vor. Er hielt Bill die Hand hin. Der Historiker ergriff sie.
    Der hier scheint wenigstens vernünftig zu sein, dachte Bill.
    »Ich will es kurz machen, Padre! Was geht hier eigentlich vor? Seit ich in Estaquiro angekommen bin, schlägt mir pure Feindschaft entgegen. Die Menschen benehmen sich mehr als merkwürdig. In der Nacht läuten wie von Geisterhand die Glocken auf dem Kastell, die Möwen beginnen zu kreischen, und Kapuzenmänner aus dem Dorf überfallen mich und wollen mich zum Verlassen Estaquiros zwingen!«
    Padre Sanchez bot Bill Platz auf einem wurmstichigen Sessel an. Er selbst setzte sich auf einen großen getünchten Backstein.
    Sanchez blickte über die Ränder seiner dünnen Augengläser, starrte aber die Wand an und schwieg.
    Bill beobachtete angestrengt sein Gegenüber. Der Mann mochte noch nicht einmal dreißig Jahre alt sein. Er war ziemlich groß und mager, beinahe dürr. Er hatte ein braungebranntes Gesicht und schwarze Haare.
    Es dauerte einige Minuten, bevor er sagte: »Sie sprechen aber sehr gut unsere Sprache, Señor Fleming!« Er erhob sich, um eine Schnapsflasche aus einer Ecke zu holen.
    »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, Padre!«
    »Ich kann sie nicht gut beantworten, da ich selbst erst ein Jahr hier bin. Mein Vorgänger, der vor einem Jahr verstorben ist, hätte sicherlich eine bessere Antwort für Sie gehabt, Señor. Anfangs war ich wie Sie! Ich dachte auch, das Geheimnis lösen zu können, aber ich habe es dann aufgegeben, um mit den Einwohnern keinen Streit zu bekommen. Seitdem betrachten Sie mich wie einen der ihrigen. Sie besuchen regelmäßig die Heilige Messe, was früher nicht der Fall war. Ich hielt es für viel wichtiger auf das Seelenheil meiner Schafe bedacht zu sein, als irgendein Geheimnis zu lüften, verstehen Sie?«
    Der Priester nahm einen kräftigen Schluck aus der Schnapsflasche.
    »Sie trinken?«, wunderte sich Bill.
    »Anders halten Sie es hier ja nicht aus, Señor!«, erwiderte der Geistliche. Plötzlich schwang ein resignierender Unterton in seiner Stimme mit. Sie klang unheimlich müde und matt. »Wie lange sind Sie hier? Ein paar Tage! Sie wissen, dass sie wieder gehen werden, aber ich? Ich weiß, dass ich hier bleiben muss!«
    »Haben Sie die Glocken des Kastells vorige Nacht gehört?«, fragte Bill schnell, um das Thema zu

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