0061 - Der Robot-Spion
Augenblicke hinaus in die Unendlichkeit, in der irgendwo, mehr als tausend Lichtjahre entfernt, die winzige Erde ihre Bahn zog. Ihretwegen hatte jemand - zweifellos das Robotgehirn auf Arkon - einen äußerst geschickten Spion - wahrscheinlich einen Roboter an Bord der DRUSUS geschmuggelt. Wann war das geschehen?
Die Sterne gaben keine Antwort. Unbeweglich und ohne zu flimmern standen sie im Raum und schienen zu warten. Sie warteten schon Millionen von Jahren. Worauf eigentlich? Auf das Ende? Atlan schien Rhodans Gedanken zu erraten.
„Sie warten auf den Beginn", lächelte er wissend. „Wer wartet schon auf das Ende?"
Rhodan gab das Lächeln freimütig zurück.
„Weißt du was, Arkonide?" fragte er und deutete mit der rechten Hand hinaus in das Gewimmel der Sterne. „Siehst du dort die Sonnen, die ihre Glut verstrahlen und den Planeten Leben schenken und es jahrmilliardenlang erhalten?" Als Atlan zögernd nickte, trat er zu ihm und legte ihm die Hand vor die Augen. „Und was siehst du nun? Siehst du nun die Sonnen auch noch?"
Atlan wartete, bis Rhodan die Hand wieder fortnahm. Auf seinem Gesicht lag ein erstaunter Ausdruck.
Er schüttelte den Kopf.
„Natürlich sah ich sie nicht mehr. Was soll die Frage?"
„Ganz einfach: Wenn wir eine Transition vornehmen und springen - sagen wir ruhig einmal in Richtung Erde - und der Spion Arkons hält sich direkt neben uns auf ... kann er dann senden?"
Atlans zeitlose Augen wurden plötzlich ganz eng.
„Und wie willst du das arrangieren?"
„Wir versammeln die Verdächtigen um uns, wenn die Transition stattfindet. Der Zeitpunkt des Sprunges wird vorher nicht bekanntgegeben, damit keine Einstellung des Uhrwerkes erfolgen kann. Findet dann die Transition statt, und unsere Peilmannschaft empfängt keine Peilzeichen, steht der Verräter neben uns. Er hatte keine Gelegenheit, wenn er sich nicht verdächtig machen wollte - was er aber ohne zu wissen doch tat. Nun, was sagst du dazu?"
„Du hättest Kriminalist werden sollen, Rhodan. Ich bin einverstanden, schlage aber vor, daß wir die Transition vorher ankündigen. Wann übrigens?"
„Ja, da wäre noch die Sache mit den gestohlenen Daten. Ich wollte keine Transition vornehmen, bevor der Dieb nicht gefaßt war. Es wird klüger sein, diese Absicht zu revidieren."
Atlan wechselte das Thema. „Hat man schon Erfolg hinsichtlich der Heilung Kulmans gehabt?"
„Leider nein, Atlan. Ich fürchte, wir werden uns gedulden müssen."
„Soll ich dir sagen, was geschehen ist?" Als Rhodan auffordernd nickte, legte Atlan den Kopf in den Nacken, um die Sterne noch besser sehen zu können. „Gut, dann will ich dir eine Theorie entwickeln, von der ich sicher bin, daß sie der Wahrheit sehr nahe kommt. Kulman hat auf Swoofon eine sehr wichtige Entdeckung gemacht, die ihn dazu veranlaßte, Großalarm zu geben. Danach erst griffen die Beauftragten Arkons ein. Kulman erhielt eine neue Erinnerung, die ihn vergessen ließ, was geschehen war. Er hielt seine Ablösung für eine Routineangelegenheit. Als er an Bord kam, brachte er den inzwischen präparierten Spion an Bord. Der Zweck der Aktion war erreicht, und außerdem kann Kulman nichts über seine Entdeckung ausplaudern."
Rhodan hatte aufmerksam zugehört.
„Ich fürchte, genauso ist es gewesen. Wenn wir also den Spion haben, stehen wir vor einer anderen Frage: Warum gab Kulman Alarm? Was hat er auf Swoofon entdeckt?"
Atlan lächelte kalt. „Immer eins nach dem anderen. Verwirklichen wir also erst einmal deinen Plan.
Halten wir dem Spion die Augen zu, damit er die Sterne nicht sieht."
7.
An die Kontrollzentrale erging der Befehl, die nächste Transition vorzubereiten. Der Hypersprung wurde auf 05.30 Uhr Bordzeit festgesetzt und sollte über rund dreizehnhundert Lichtjahre hinweg direkt zur Erde führen. So wenigstens hieß es und wurde auch der Mannschaft über Interkom bekanntgegeben.
Rosita Peres und Chefarzt Sköldson waren höchst erstaunt, als Rhodan in ihrer Abteilung erschien und anordnete, daß ihr Patient Kulman sich während der Transition in der Zentrale der DRUSUS aufzuhalten habe. Sie äußerten Bedenken, aber Rhodan ließ sich nicht beirren. Kulman wurde aus seiner wenig beneidenswerten Lage befreit und lächelte dankbar. Er war davon überzeugt, daß die Bemühungen der Mediziner und Psychologen ohnehin vergeblich waren. Was er erlebt hatte, wußte er. Die Vermutung, er könne ein neues, falsches Gedächtnis erhalten haben, war seiner Meinung nach
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