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0062 - Der tödliche Zauber

0062 - Der tödliche Zauber

Titel: 0062 - Der tödliche Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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Geräuschkulisse.
    Nur im Lager der Ruiz blieb es still. Zwei kleine Mädchen hielten das schwach brennende Feuer in Gang, und kein Lachen oder laute Unterhaltung störte hier die herrschende Stille.
    Bill Fleming und Nicole Duval schlenderten über die Lagerstraße und suchten eine Gruppe, zu der sie sich gesellen konnten.
    Nicht weit vom Lager der Ruiz entfernt entdeckten sie ein Feuer, um das etwa dreißig Personen saßen. Zwei junge Männer spielten Gitarre, ein älterer Mann Violine. Bill Fleming wurde unwillkürlich an einen Jazzmusiker erinnert, Django Reinhardt, der diese Art Musik zu Weltruhm gebracht hatte.
    Als Nicole und Bill sich der Gruppe näherten, erwarteten sie, jeden Augenblick ähnlich begrüßt zu werden wie bei ihrer Ankunft im Zigeunerlager. Doch nichts geschah. Niemand wandte sich nach ihnen um oder machte Anstalten, ihnen entgegenzukommen oder etwas anzubieten.
    Nur die Musik verstummte plötzlich, als Nicole und Bill auf Rufweite an das Feuer herangekommen waren. Die Köpfe der dort Sitzenden zuckten wie auf ein geheimes Zeichen gleichzeitig herum.
    Schwarze, unergründliche Augen musterten die fremden Besucher abweisend und unfreundlich. Niemand sagte jedoch ein Wort, weder ablehnend noch einladend.
    Nicole und Bill zögerten. Sollten, sie noch weitergehen, oder deuteten sie das feindliche Schweigen richtig – nämlich, daß es ihnen galt?
    Nicole entschied sich als erste. Sie nahm Bills Hand und zog ihn mit sich, von dem Feuer weg.
    »Komm, Bill, es ist wohl besser, wenn wir von hier verschwinden. Irgendwie gefällt mir das alles nicht so ganz. Entweder haben die hier etwas gegen Fremde, oder wir haben ihnen etwas getan, ohne es zu wissen.«
    Bill folgte widerstrebend. Er hegte immer noch die verrückte Hoffnung, die Frau vom Nachmittag zu finden. Irgendwo mußte sie doch sein. Er wollte sie nur fragen, warum sie ihn so angeschaut hatte.
    Warum, das wußte er selbst nicht zu sagen, doch er war sich sicher, sie hier in diesem Zigeunerlager suchen zu müssen. Es mußte nicht unbedingt sein, daß sie unter den Hotelgästen zu finden war, denn der Swimming-pool war halb öffentlich, und wer Geld und Ansehen hatte, durfte sich dort erfrischen, ob er nun im Hause wohnte oder nicht.
    Während Nicole Duval ihn weiterzerrte, ließ er seinen Blick schweifen. Irgendwo mußte sie doch zu finden sein! Seit er sie gesehen hatte, fand er keine Ruhe mehr. Ihr Bild wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen.
    Endlich verlangsamte Nicole ihre Schritte. Sie hatten sich soweit vom Feuer entfernt, daß niemand sie belauschen konnte.
    Nicole war ratlos. »Ich möchte nur wissen, was wir an uns haben, daß man uns so behandelt. Warum hat Ruiz uns denn so freundlich empfangen? Ich glaube kaum, daß wir uns in den letzten zwei Stunden so grundlegend verändert haben, daß uns alle aus dem Weg gehen.«
    »Wer weiß, was in die gefahren ist«, versuchte Bill Fleming ihre Bedenken zu zerstreuen.
    Er hatte sich mittlerweile von Nicole gelöst und blieb ein Stück zurück. Nicole schenkte dem Umstand keine Beachtung und beeilte sich, wieder zum Lager ihres Gastgebers zu kommen.
    Bill Fleming, der die Hoffnung, seine unbekannte Bekannte wiederzusehen, noch nicht aufgegeben hatte, setzte einen Plan in die Tat um, den er schon länger wälzte.
    Er schlug sich seitwärts in die Büsche und wollte das Lager von außen umrunden in der Hoffnung, von dort aus mehr sehen zu können.
    Mit einem geschmeidigen Satz verschwand er im Schatten eines Busches. Hier blieb er noch einige Sekunden stehen und verfolgte Nicole Duval mit aufmerksamen Blicken.
    Nein, sie hatte offensichtlich nichts bemerkt. Und wenn sie etwas bemerken würde, dann wäre es für sie zu spät, ihm in die Quere zu kommen.
    Mit vorsichtigen Schritten eilte Bill Fleming durch das Gebüsch.
    Seine Augen gewöhnten sich langsam an die herrschende Dunkelheit. Überdies schien der Mond und gab genügend Licht, um den Weg finden zu können.
    Bill Fleming achtete nicht auf die Dornenranken, die sein Oberhemd zerfetzten. Äste peitschten ihm ins Gesicht. Er wurde immer hektischer. Etwas schien von ihm Besitz zu ergreifen, etwas, dem er sich beugen mußte und dem er nichts entgegenzusetzen hatte.
    Fast sah es so aus, als wüßte er, was ihn erwartete. Er umrundete einen Versorgungswagen – und dann sah er sie.
    Auf einer freien Fläche, als scharf umrissene Kontur gegen die helle Plane eines Wohnwagens – da stand sie.
    Die Frau, die er am Swimming-pool gesehen hatte. Obwohl

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