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0062 - Die blauen Zwerge

Titel: 0062 - Die blauen Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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untersuchte, machte sie eine erstaunliche Entdeckung. Weit hinten, schon halb im Rachen verschwunden, entdeckte sie etwas, was wie ein Stück blauen Stoffes aussah. Mit Milligans Hilfe zog sie es hervor und breitete es an der Sonne aus.
    Es schien in der Tat Tuch zu sein, wenngleich ein Gewebemuster nicht zu erkennen war. Es hatte sich voll Wasser gesogen und war ziemlich schwer.
    „Das Krokodil hat eine Wasserleiche gefressen", spottete Mullon. „Ein Stück vom Kleid ist ihm dabei im Hals steckengeblieben."
    Fraudy aber war nicht nach Spott zumute.
    „Ich wollte, es gäbe ein Labor in der Nähe", seufzte sie. „Ich möchte gern wissen, was für ein Zeug das ist."
    Mullon nahm es vom Boden auf, betrachtete es aus der Nähe und meinte: „Na, ein Stück Stoff, was sonst?" Fraudy wurde zornig. „Wo soll in dieser Einöde ein Stück Stoff herkommen?"  
    „Vielleicht ist dieser Fluß derselbe, der an Greenwich vorbei fließt. Dann ist durchaus möglich, daß jemand aus Greenwich irgendein altes Kleid ins Wasser geworfen hat und das Zeug auf diese Weise in den Rachen des Krokodils gekommen ist", meinte Mullon.
    Das war eine vernünftige Erklärung. Sie hatte nur den einen Nachteil, daß sie Frau dy aller Illusionen beraubte. Fraudy war darüber so ärgerlich, daß sie das Stück „Stoff" fortan nicht mehr beachtete.
    Das war offenbar ein Fehler. Denn zwei Stunden später stellte es sich heraus, daß das blaue Zeug verschwunden war. Fraudy meinte, einer der Männer habe es an sich genommen, aber weder Milligan noch Pashen noch Mullon wußten davon.
    Die ganze Insel wurde Schritt für Schritt abgesucht, aber der Stoff blieb verschwunden.
    „Vielleicht hat es der Wind mitgenommen?" vermutete Mulligan.
    „Haben Sie, seitdem wir hier gelandet sind, auch nur einen einzigen Windhauch gespürt?" fragte Fraudy böse.
    Nach einstündiger Suche mußte zugegeben werden, daß sich der blaue Stoff nicht mehr auf der Insel befand. Auf welche Weise er verschwunden war, darüber konnte man Vermutungen anstellen - und besonders Fraudys Vermutungen waren Wunder an Phantasie und Einbildungskraft - aber wissen, nein, wissen konnte man nichts.
     
    *
     
    Der Tag neigte sich allmählich. Es hatte kaum Ruhepausen gegeben, so sehr fesselte Fraudys Untersuchung des Alligators die Männer.
    Fraudy hatte sich sorgfältige Notizen gemacht und verbarg ihren Stolz nicht, ein neues, bisher völlig unbekanntes Tier entdeckt, untersucht und klassifiziert zu haben.
    Nach dem Abendessen teilte Mullon die Wachen ein. Er erklärte den Männern, worum es ging: „Gesetzt den Fall, wir haben es hier tatsächlich mit einem Gegner oder einem Neugierigen zu tun, dann kann er mit uns nichts anfangen, solange er uns nicht aus der Nähe betrachten kann. Ich nehme an, daß er die Nacht benutzen wird, um über den Fluß herüberzukommen und sich uns anzusehen. Wir müssen also die Augen aufhalten. Unser Ziel ist: entweder mit den Unbekannten zu verhandeln oder so viele von ihnen gefangenzunehmen, daß wir die Gefangenen gegen eine Reparatur unserer Batterien austauschen können." Milligan nickte beifällig. „Und was", fragte Pashen, „soll ich mir unter den Unbekannten vorstellen?"
    Mullon erwiderte seinen spöttischen Blick.
    „Lassen Sie Ihre Phantasie spielen, Pashen", antwortete er.
     
    *
     
    Mitten in der Nacht schrak Mullon in die Höhe. Nach seiner Schätzung war kaum eine Stunde vergangen, seitdem er Milligan geweckt hatte. Warum war er wach geworden? Er richtete sich halb auf und kroch leise, um Fraudy nicht zu wecken, zum Zelt hinaus. Als er die Türklappe fallen ließ, hörte er vor sich, zum Ufer hin, jemanden stöhnen. „Milligan!" rief er leise. Als Antwort kam ein zweites Mal das Stöhnen.
    Mullon griff nach seinem Gewehr und schlich sich zu der Stelle hinüber, wo Milligan Posten bezogen hatte. Er kam keine drei Meter weit, da fesselte eine merkwürdige Erscheinung seine Aufmerksamkeit so, daß er reglos stehenblieb.
    Auf dem leise plätschernden Wasser des Flusses schwebten eine Reihe blauer, irrlichternder Flämmchen. In der Form glichen sie den Sankt-Elms-Feuern, die sie am Tag zuvor beobachtet hatten.
    Aber sie waren blau und mindestens fünfmal so groß.
    Die blauen Flammen schienen über den Fluß herüberzukommen. Die ersten hatten eben gerade das Ufer erreicht und schwebten zu der Stelle herauf, an der Milligan Posten stand.
    Milligan! Was war mit ihm geschehen? Mullon tat einen raschen Schritt vorwärts, aber in diesem

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