0062 - Wir fanden die geballte Ladung
darin ihre Geldbörse fand. Aber sie ist leer.«
»Wie sieht es mit Schmuck aus?«, wollte Phil wissen.
»In meiner Hälfte der Kabine war keiner. Übrigens trägt die Frau ja auch keinen. Nur den Ehering.«
»Das gibt zu denken«, meinte Phil.
»Beim Abendbrot hatte sie noch einen goldenen Armreif. Ein ziemlich dickes Ding. Jetzt ist er nicht zu finden.«
»Sonst irgendetwas Wertvolles?«
»Ich habe nichts gefunden, Jerry.«
»Ich auch nicht. Sieht demnach einwandfrei nach Raubmord aus.«
»Oder nach einem vorgetäuschten Raubmord, Jerry.«
»Oder das, ja. Ich bin dafür, wir lassen jetzt sämtliche Passagiere wecken. Sie sollen sich im Speisesaal versammeln. Wir müssen sie verhören. Vielleicht hat doch der eine oder der andere etwas gehört. Die Wände zwischen den Kabinen sind schließlich nicht sehr dick.«
»Okay, Jerry. Wie du meinst.«
Wir drehten uns um und gingen zur Tür, wo Conder immer noch blass und ratlos an der Wand lehnte.
»Was - was haben Sie festgestellt?«, krächzte er heiser.
Ich zuckte die Achseln.
»Im Augenblick lässt sich noch gar nichts sagen. Wir müssen die Passagiere noch verhören. Vielleicht bringt das etwas Licht in das Dunkel.«
»Die Passagiere verhören? Aber was wird das für eine Aufregung geben? Sollte man nicht doch besser…«
Ich unterbrach ihn.
»Kapitän, auf Ihrem Schiff sind innerhalb der letzten Stunde zwei Menschen ermordet worden! Jede Rücksicht, die Sie jetzt nehmen, kommt in erster Linie den beiden Mördern zugute.«
»Ach so… ja… daran hatte ich nicht gedacht. Gut. Handeln Sie so, wie Sie es für richtig halten. Ich verlasse mich ganz auf Sie.«
»Gut. Wo ist der Steward, der die Tote fand?«
Draußen im Korridor rief eine Stimme: »Hier, Sir! Hier bin ich!«
»Warten Sie im Speisesaal auf uns! Conder, lassen Sie die Kabine hier bewachen. Niemand darf hinein! Wer es auch nur versuchen sollte, muss uns sofort gemeldet werden. Wir sind im Speisesaal.«
»Jawohl, meine Herren. Ferrerez…!«
Conder gab die nötigen Befehle, während wir uns schon auf den Weg zum Speisesaal machten. Der Steward ging vor uns her und riss die Tür auf. Wir traten ein und wunderten uns, dass im Speisesaal noch Licht brannte.
Dicht hinter der Tür lag Holsday. Wir stolperten beinahe über ihn. Er lag ausgestreckt auf dem Teppich und sah aus wie ein Toter.
***
Wir untersuchten ihn rasch.
Er war nicht tot. Aber jemand musste ihm einen gehörigen Schlag auf den Hinterkopf versetzt haben, denn er hatte eine Mordsbeule.
Mit kalten, nassen Tüchern, die wir uns vom Steward mit einigen Eisbrocken besorgen ließen, holten wir Holsday ins Bewusstsein zurück. Zuerst war er natürlich noch völlig benommen und stöhnte, dass es durch den ganzen Speisesaal hallte.
Wir legten ihn auf eine Sitzbank an der Wand und stellten Kissen in seinen Rücken, dass er in eine halb sitzende Stellung geriet.
»Bringen Sie Whisky«, sagte ich dem Steward.
»Yes, Sir.«
Während er das Getränk besorgte, steckten Phil und ich uns Zigaretten an. Wir rauchten schweigend und beobachteten Holsday, der stöhnend und mit geschlossenen Augen auf seinen Kissen lag.
Als der Steward wieder erschien, nahm ich ihm das Tablett ab. Ich goss ein Wasserglas halb voll, ließ zwei Eiswürfel hineinfallen und schüttelte das Ganze. Dann setzte ich es Holsday an die Lippen.
Er trank einen tiefen Schluck.
Hinterher hüstelte er. Aber der Whisky tat seine Wirkung. Schon nach wenigen Atemzügen riss Holsday die Augen auf und knurrte: »Verdammt! Was ist denn eigentlich mit mir los? Mir brummt der Schädel, als hätte ich einen Bienenschwarm darin!«
»Jemand hat Sie niedergeschlagen, Holsday«, sagte ich ruhig. »Versuchen Sie mal, sich zu erinnern! Wie war das doch? Warum wollten Sie denn mitten in der Nacht in den Speisesaal?«
Holsday schloss wieder die Augen. Seine Stirn runzelte sich, und man konnte erkennen, dass ihm das Nachdenken Kopfschmerzen verursachte.
»Jemand wollte doch, dass ich in den Speisesaal käme…«, murmelte er schwach.
»Wer?«
»Ich weiß nicht. Ich war mit meiner Frau in meiner Kabine. Da klopfte jemand. Ich ging zur Tür und fragte, wer es sei…«
»Und? Was wurde geantwortet?«
»Ich weiß nicht mehr… Warten Sie… Ach ja, so war es: ›Ein guter Freund, rief eine leise Stimme‹…«
»Eine Männerstimme?«
»Ja, ich glaube, dass es ein Mann war.«
»Und? Wie ging es weiter?«
»Die Stimme raunte, ich sollte mal in den Speisesaal kommen. Dort wäre was
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