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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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verschwunden.
    »Hatte er viel Gepäck?«, fragte ich.
    »No, Sir. Mister Diegos ist ein alter Reisender, er weiß, dass man wenig Gepäck und viel Bargeld bei sich haben soll, wenn man Reisen angenehm hinter sich bringen will…«
    »So«, lachte ich leise, weil mich das »viel Bargeld«, belustigte.
    »Wissen Sie etwas darüber, wie sich Mister Diegos bei der Durchsuchung seiner Kabine verhielt?«
    »Nun, er war sehr ungehalten. Er verlangte ein paar Mal von dem Kapitän, dass er sofort mit einem Motorboot zur Küste gefahren würde. Er schien sehr viel Angst um sein Leben zu haben.«
    Ich nickte gedankenvoll.
    »So, so. Also Mister Diegos hatte sehr viel Angst um sein kostbares Leben…«
    »Ja, Sir.«
    »Na gut. Wecken. Sie den nächsten Passagier und bringen Sie ihn in den Speisesaal. Vielleicht fangen wir mit Lady Lesfor an.«
    »Wie Sie wünschen, Sir.«
    Ich hatte meine Gründe, gerade mit der Lady anzufangen. Sie war zweifellos der Passagier, der am aufgeregtesten gegen das Wecken protestieren würde, und das wollte .ich zuerst hinter mich bringen.
    Ich ging zurück in den Speisesaal. Holsday hatte sich gerade von seiner Sitzbank erhoben. Er stand auf ziemlich schwachen Beinen und musste sich gegen die Wand stützen.
    »Wo wollen Sie denn hin?«, fragte ich ihn.
    Er stöhnte: »Uaaah… mein Schädel brummt fürchterlich. Ich glaube, es ist das Beste, Wenn ich in meine Kabine zurückgehe und mich aufs Bett lege. Meine Frau kann mir ein paar kalte Umschläge machen. Vielleicht hilft das ein bisschen…«
    »Legen Sie sich wieder auf die Sitzbank, Holsday«, sagte ich und führte ihn zurück. »Sie können jetzt nicht in Ihre Kabine.«
    Er ließ sich ohne großen Widerspruch auf die Bank legen. Er fragte nur: »Aber warum kann ich denn nicht zurück in meine Kabine?«
    Glauben Sie mir: Ich schieße mich lieber mit einer wild gewordenen Gangsterbande herum, als einem Mann zu sagen, dass seine Frau umgebracht wurde. Aber es half ja nun alles nichts, und irgendwann musste er es schließlich erfahren, »Ihre Frau kann Ihnen keine Umschläge machen…«, sagte ich leise.
    »Warum sollte mir meine Frau keine kalten Umschläge machen können?«, stöhnte er. »Wenn sie mir doch gut tun?«
    »Das mag schon sein. Aber Ihre Frau kann es trotzdem nicht tun.«
    Er öffnete die Augen und sah mich misstrauisch an.
    »Sie reden so komisch!«, sagte er. »Was ist denn los?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ihre Frau fühlt sich nicht wohl…«
    »Was? Ach, das ist doch nicht wahr! Ich habe meine Frau erst vor ein paar Minuten verlassen. Sie fühlte sich völlig wohl. Noch dazu, na ja, warum soll ich es nicht sagen? Wissen Sie, in unserer Ehe gab es seit zwei Jahren dauernd Schwierigkeiten. Aber heute Nacht haben wir uns wieder vertragen. Es muss wohl, lachen Sie nicht, Mister Cotton, es muss wohl an der Bombe liegen. Meine Frau sagte: Es könnte doch sein, dass die Bombe früher explodiert. Sie hatte nicht ganz unrecht, nicht wahr? Es hätte ja sein können! Du lieber Himmel, bei der Technik passieren doch gelegentlich Pannen, nicht wahr? Na, jedenfalls brachte mich dieser Satz auf einmal zum Nachdenken. Wenn jetzt die Bombe explodieren würde, dachte ich mir, dann würdest du also mit einer Frau sterben, mit der du dich in den letzten zwei Jahren immer nur herumgestritten hast, obgleich sie doch deine Frau ist… Ganz eigenartig war das. Wissen Sie, zwischen uns beiden kam auf einmal so eine seltsame Stimmung auf, als ob wir nicht mehr lange zu leben hätten… Tja, das ist natürlich sentimental, ich weiß, aber es war so. Ich fühlte ganz deutlich, wie sich diese Stimmung in mir ausbreitete. Bei meiner Frau muss es wohl ähnlich gewesen sein. Denn plötzlich fiel sie mir um den Hals und fing an zu weinen. Wir hätten uns doch früher gut vertragen, schluchzte sie. Warum es denn auf einmal nicht mehr gehen sollte…«
    Holsday machte eine Pause. Das Reden schien ihn sehr anzustrengen.
    Ich sagte nichts. Ich zündete mir noch eine Zigarette an. Als ich das Feuerzeug wieder einsteckte, sah ich, dass die Zigarette in meiner Hand leicht zitterte.
    »Tja, und dann haben wir uns ausgesöhnt. Gott sei Dank, Mister Cotton. Sie ahnen ja gar nicht, was einem das für Nerven kosten kann, wenn man sich zwei Jahre lang nur streitet. Der häusliche Frieden, der ist schon was wert, glauben Sie mir. Hört sich ein bisschen sehr spießbürgerlich an, was? Ist aber wahr…«
    Er lachte leise.
    Ich holte tief Luft. »Ich muss Ihnen etwas sagen,

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