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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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geben.«
    »Aber…«!
    Er unterbrach mich.
    »Ich verstehe, dass Sie alles an die Aufklärung dieser Mordserie setzen möchten. Völlig begreiflich, dafür sind Sie G-man, obendrein ein recht berühmter, wie ich mir inzwischen habe sagen lassen. Aber Sie müssen auch mich verstehen. Ich bin der Kapitän dieses Schiffes. Und ich werde in einhundertzwanzig Minuten die Leute in die Boote gehen lassen müssen. Dafür brauche ich alle meine Leute. So eine Sache muss vorbereitet sein…«
    Er wandte sich wieder um und sah zum Fenster hinaus, als wäre ich gar nicht mehr vorhanden.
    »Halten Sie zwei Strich mehr nach Backbord, Rudergänger«, sagte er noch, dann stand ein tödliches Schweigen in dem großen Raum.
    Träge tickte die Uhr über dem Kopf des Kapitäns.
    Ich biss mir auf die Lippen.
    »Okay«, brummte ich dann. »Entschuldigen Sie, Kapitän. Sie haben recht. Ich dachte schon fast nicht mehr an diese verdammte Bombe…«
    Ich drehte mich um und verließ die Kommandobrücke wieder. Phil und ich waren auf uns selbst angewiesen. Hilfe konnten wir nicht mehr erwarten.
    Nun gut. Es war nicht das erste Mal, dass wir beide auf uns allein angewiesen waren. Und es war auch nicht das erste Mal, dass wir einen Fall unter dem Druck der Zeit lösen mussten…
    ®
    Ich ging zurück in die Kabine der Lady. Der Steward stand noch vor der Tür und war sichtlich erfreut, als ich wieder auftauchte.
    »Besorgen Sie mir Zigaretten und eine Portion starken Kaffee«, sagte ich.
    »Jawohl, Sir.«
    Er verschwand.
    Ich machte mich an die Durchsuchung der Kabine. Ich fand nichts, nicht das Geringste, was einen Hinweis auf die Person des Täters hätte darstellen können.
    Als ich gerade mit der Durchsuchung fertig war, klopfte jemand an die Tür. Ich ging hin und schob sie auf.
    Der Steward stand mit einem Tablett vor der Tür.
    »Kaffee und Zigaretten, Sir.«
    Ich zog die Tür hinter mir heran. Das Schloss hatte ich aufgetreten, aber sie blieb angelehnt stehen, auch wenn man sie losließ.
    »Gut. Danke«, sagte ich und griff zuerst nach den Zigaretten.
    Ich steckte mir eine zwischen die Lippen. Als ich die Packung weglegen wollte, fiel mir das bleiche Gesicht des Stewards auf. Er war schon ziemlich alt und hatte schlohweißes Haar. Der arme Kerl kam heute Nacht auch nicht zur Ruhe.
    Ich schob ihm eine Zigarette in den Mund, während er mir den Kaffee eingoss.
    »Danke, Sir«, murmelte er. »Vielen Dank.«
    »Schon gut«, brummte ich und trank den Kaffee, der vorzüglich war. Der Steward hielt mir das Tablett fast mundgerecht.
    Ich gab ihm und mir Feuer. In leichten Schwaden stieg der Rauch an die Decke.
    »Wie lange sind Sie schon auf diesem Schiff?«, fragte ich.
    »Seit neun Jahren, Sir.«
    »Es täte Ihnen verdammt leid, wenn der Kahn heute Nacht in die Luft flöge, was, mein Lieber?«
    »O ja, Sir.«
    »Hm.«
    Ich rauchte und schlürfte den Kaffee. Durch meinen Kopf schossen die Gedanken im Düsenjägertempo. Alles, was ich bisher an Bord zufällig gesehen und gehört hatte, zog wie auf einer Leinwand vor meinem geistigen Auge vorüber.
    Wenn man annahm, dass der Mörder unter den Passagieren war, was keineswegs feststand, was ich aber für wahrscheinlich hielt, so blieben nur neun Leute zur Auswahl. Davon schieden Phil und ich aus, blieben sieben. Ermordet waren Mrs. Holsday und Lady Lesfor, blieben noch fünf. Von diesen fünf war einer der Kaffeegroßhändler Jose Diegos, der verschwunden war. Wenn der Täter überhaupt noch an Bord war, blieben also nur noch vier Mann zur Auswahl übrig:
    Mac Odrive, der kleine, zerbrechliche alte Mann, der einmal im Speisesaal der Lady so gehörig seine Meinung gesagt hatte.
    Juan Verez, der Agent mit dem fröhlichen Gesicht und dem unerschöpflichen Witzvorrat.
    Mr. Holsday, der eine Sammlung schmutziger Bilder in seinen Koffern aufbewahrte und angeblich von einem mysteriösen Mann aus seiner Kabine gelockt worden war, während jemand seine Frau, mit der er sich angeblich gerade sehr rührselig versöhnt hatte, umbrachte.
    Und schließlich noch dieser undurchsichtige Luck Marvy, der angeblich Journalist war, aber den ich noch nie beim Lesen einer Zeitung angetroffen hatte, obgleich man doch annehmen sollte, dass sich ein Journalist schon von Berufs wegen für die Dinge interessieren müsste, die in der Welt passieren.
    Das war also meine Auswahl, wenn man von zwei. Voraussetzungen ausging: dass einmal der Mörder unter den Passagieren zu suchen und dass er zum anderen noch an Bord war.
    Diese

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