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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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Zimmerpalme ein wenig beiseite und blickte hinüber.
    »Du hast recht, Phil«, raunte ich meinem Freund zu. »Marvy trägt ein Schulterhalfter mit einer Pistole unter seinem Jackett.«
    »Wie findest du das, Jerry?«
    »Für einen Journalisten mehr als ungewöhnlich…«
    »Schon beinahe verdächtig«, ergänzte Phil.
    »Schade, dass wir nicht hören können, was sie so intensiv miteinander zu besprechen haben.«
    Holsday und Marvy fühlten sich völlig unbeobachtet. Vielleicht lag es daran, dass Holsday plötzlich seine Brieftasche zog und ein paar Banknoten herauszog. Ich konnte sehen, dass es sich um Fünfzigdollar-Scheine handelte, aber wie viele es waren, konnte ich nicht erkennen. Er hielt sie Marvy mit einer Gebärde hin, die wie die Verkörperung der Versuchung aussah.
    Marvy zögerte nur ein paar Sekunden lang, dann griff er nach den Scheinen und ließ sie in seiner Jackentasche verschwinden.
    Ihr Gespräch wurde lebhafter. Und dann sprach Holsday einmal mit so erhobener Stimme, dass ich den ersten Fetzen ihres Gesprächs aufschnappen konnte.
    »… am besten noch heute Nacht…«, sagte er.
    Ich stutzte. Heute noch? In dieser Nacht sollte auch die Explosion stattfinden. Was hatte Holsday gemeint?
    Was sollte ,am besten noch heute Nacht’ geschehen?
    Leider kam ich nicht dazu, noch etwas zu erlauschen, denn in diesem Augenblick betrat Mrs. Holsday den Speisesaal. Der Steward hielt ihr die Tür auf und verdeckte mit seinem Rücken die Sicht für die Frau in die Richtung, wo Holsday mit Marvy saß.
    Mir kam es so vor, als täte es der Steward nicht zufällig. Jedenfalls nutzte Marvy die Gelegenheit, um mitsamt seinem Whiskyglas an einen anderen Tisch zu wechseln.
    Als Mrs. Holsday darauf zu ihrem Mann ging, musste es für sie so aussehen, als hätten Holsday und Marvy schon immer an getrennten Tischen gesessen. Verbarg Holsday etwas vor seiner Frau? Welche Gründe konnte er dafür haben?
    »Eigenartig«, murmelte ich.
    »Dass der Steward ihr den Blick verstellte?« raunte Phil.
    »Ja, das meinte ich.«
    »Es kam mir sehr nach Absicht vor«, murmelte Phil. »Stewards tun alles, was man von ihnen verlangt, wenn das Trinkgeld groß genug ist. Und dass es kein Zufall war, möchte ich beschwören. Holsday will vor seiner Frau so dastehen, als hätte er mit Marvy nichts zu tun. Sonst hätte Marvy ja nicht so fluchtartig den Tisch zu verlassen brauchen.«
    Ich steckte mir eine neue Zigarette an. Phil ebenfalls. Wir rauchten und beobachteten durch die Blätter der Pflanzen vor uns weiter den Speisesaal.
    »Immer wieder dasselbe«, brummte Phil. »Sobald man etwas gerochen hat, was nicht in Ordnung ist, erscheinen auf einmal alle Leute als verdächtig. Vorher hat man sich überhaupt nicht um ihr Verhalten gekümmert, und dann fällt einem auf einmal alles Mögliche auf.«
    »Die alte Erfahrung aller Kriminalisten«, stimmte ich zu. »Wenn du erst 16 einmal weißt, dass von einer bestimmten Personenzahl jemand ein Verbrecher sein könnte, erscheint dir plötzlich jeder als der mögliche Gangster, weil bei jedem Menschen etwas Schwarzes auf seiner sonst weißen Weste zu finden ist. Die vollkommen reine Weste hat es noch nie gegeben.«
    ***
    Wir rauchten eine Weile schweigend und beobachteten durch die Lücken im Blattwerk der Zierpflanzen vor unserem Tisch den Speisesaal. Holsday schien mit seiner Frau in Streit geraten zu sein, denn an ihren Gesten und Gesichtern konnte man erkennen, dass sie nicht gerade freundlich zueinander waren.
    Nach einiger Zeit erschien die juwelenbehangene Lady Lesfor. Sie hielt ein Lorgnon vor die Augen, das von Brillanten besetzt war. Man musste sich wundern, wie die alte Frau es rein körperlich schaffte, diese Menge von Schmuck mit sich herumzuschleppen.
    Am Eingang des Speisesaales blieb sie stehen und musterte durch die vorgehaltenen Gläser des Lorgnons hochmütig die anwesenden Leute. Dann schritt sie zielbewusst auf einen Tisch zu, der direkt vor uns stand.
    Sie setzte sich, ohne unsere Gegenwart hinter den Pflanzen zu entdecken, und rief laut nach dem Steward. Wir hörten, wie sie ihren Tee »besonders stark und mit viel Zitrone«, und Teegebäck bestellte. Der Steward bemühte sich, schnell wieder aus ihrer Nähe zu kommen.
    Ein paar Minuten später erschien Mac Odrive. Seine zerbrechliche Gestalt schob sich nach einigem Zögern an den Tisch von Lady Lesfor. Nun, rein altersmäßig gehörten die beiden ohnehin eher zusammen als sonst jemand auf dem Schiff, während sie sich während

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